Was würden Sie machen wenn eine Bank, der Sie 100 000 Euros anvertraut hätten, um sie gut zu investieren, Ihnen sagte, dass sie sich in einem Jahr in 2000 Euros verwandelt hätten?

Das ist, was Libyen, nach einer Nachforschung von Wall Street Journal [1] passiert ist. Nachdem die USA und die EU das Embargo von 2004 aufgehoben hatten, strömten dutzende US- und europäische Banken und Finanzgesellschaften in Libyen an. Unter ihnen Goldman Sachs, eine der größten Investitionsbanken der Welt, deren Hauptsitz in New York liegt. Im Laufe der ersten Hälfte des Jahres 2008 vertraute ihr die libysche Autorität 1,30 Milliarden Sovereignfonds (Staatskapital im Ausland investiert) an. Die Bank Goldman Sachs investiert sie in einen Wertkorb und in Aktien von sechs Firmen: die US Citigroup Inc., die italienische Bank Unicredit und die spanische Santander, die deutsche Versicherungsgesellschaft Allianz, die französische Energiefirma Électricité de France und die italienische Eni. Ein Jahr später, berichtet Goldman Sachs der libyschen Autorität, dass infolge der Finanzkrise der Libysche Fond 98% seines Wertes verloren hat, dass die 1,3 Milliarden sich in 25 Millionen verwandelt haben. Die Verantwortlichen der Obrigkeit sahen rot, und luden den, für Nord-Afrika Verantwortlichen von Goldman Sachs in Tripolis vor. Das Treffen war sehr lebhaft, so dass Goldman Sachs seine Angestellten in Tripolis überstürzt evakuierte, da sie fürchteten verhaftet zu werden. Da Libyen mit einem Prozess drohte, der den Ruf der Bank in den Augen der institutionellen Investoren kompromittiert hätte, schlug Goldman Sachs ihr eine Entschädigung in Form von privilegierten Aktien der eigenen Bank vor. Jedoch, da die Libyer mit gutem Recht misstrauisch waren, wurde das Abkommen nicht unterzeichnet. Es blieb nun die, von Goldman Sachs gefürchtete Möglichkeit offen, dass die libysche Obrigkeit einen internationalen Prozess einleitete. Von ähnlichen Fällen über „schlechte Verwaltung libyscher Gelder“ sind in einer Studie des New York Times [2] berichtet worden.

Die Firma Permal z.B., – Einheit der Legg Mason, eine der wichtigsten Gesellschaften für Investitionsverwaltung, deren Sitz in Baltimore ist, - hat 300 Millionen Dollar von libyschen Sovereignfonds verwaltet, die 40% ihres Wertes zwischen Januar 2009 und September 2010 eingebüsst haben. Als Entschädigung hat Permal 27 Millionen Dollar für seine Leistung erhalten. Dasselbe mit anderen Banken und Finanzgesellschaften, wie die holländische Palladyne, die französische BNP Paribas, die britische HSBC und der Schweizer Kredit. Die libysche Autorität drohte mit einer juridischen internationalen Aktion, welche das Image dieser „berühmten“ Finanzfirmen getrübt hätte. Das Ganze hat sich in glücklicher Weise gelöst als, letzten Februar, die USA und die EU die Sovereignfonds aus Libyen eingefroren haben. Ihre „Verwaltung“ ist denselben Banken und Finanz-Firmen zugesprochen worden, die sie so perfekt verwaltet hatten.

Und vom Diebstahl ist man zum bewaffneten Diebstahl übergegangen, als der Krieg im März begonnen hat. Unter dem Schutz der Bombenjäger der NATO, haben HSBC und andere Investitionsbanken in Beghazi ihre neue Filiale „Central Bank of Libya“ eingerichtet, die es ihnen ermöglicht, libysche Sovereignfonds einzufrieren und sowie die Neuen, die sie aus dem Export des Erdöls gewinnen werden. Dieses Mal, ohne Zweifel, erhalten sie hohe Zinsen.

Übersetzung
Horst Frohlich
Quelle
Il Manifesto (Italien)

[1« Libya’s Goldman Dalliance Ends in Losses, Acrimony », von Magaret Coker und Liz Rappaoprt, Wall Street Journal, 31. May 2011.

[2« Western Funds Are Said to Have Managed Libyan Money Poorly », von David Rohde, The New York Times, 30. Juni 2011.