Begräbnis am 27 April 2011 von 15 Polizisten im Militärspital Tishreen, Damaskus. In einem Monat sind mehrere Hunderte von Syriern, Zivil und Militär, durch Freischärlergruppen, von dem Saudi-Clan der Saidiri bezahlt und der CIA unterstellt, ermordet worden.

Seit einigen Tagen schießen mysteriöse Gruppen auf Demonstranten und speziell auf Beerdigungsteilnehmer, die die blutigen Ereignisse miterlebt haben. Wer sind sie, die diese Gruppen bilden? Die syrischen Autoritäten behaupten, dass es sich um Provokateure handelt, hauptsächlich gebunden an ausländische Geheimdienste. Im Westen jedoch akzeptiert man selbst links, ohne Zweifel, die zuerst von dem Weißen-Haus aufgestellte These: die, die schießen sind immer und ausschließlich syrische Zivilagenten. Spricht Obama’s Mund die Wahrheit? Die syrische Agentur Sana berichtet von der Entdeckung von „mit Blut gefüllten Plastikflaschen“, um gefälschte Amateurvideos von toten und verletzten Demonstranten zu produzieren. Wie soll man diese Nachricht lesen, die ich dem Artikel von L. Trombetta der La Stampa vom 24. April entnehme? Vielleicht werden die folgenden, einem bald veröffentlichten Essay entnommenen Seiten, dazu beitragen, ein wenig Licht darauf zu werfen. Wenn jemand erstaunt wäre oder gar ungläubig gegenüber dem Inhalt meines Textes, sollte er nicht vergessen, dass die Quellen die ich da benütze fast ausschließlich „bürgerliche“ (westliche und pro-westliche) sind. (Siehe auch Anhang am Ende des Artikels).

« Liebe und Wahrheit »

In der letzten Zeit verpasst die Obamaregierung, speziell durch die Eingriffe von Staatssekretär Hillary Clinton, nicht die geringste Gelegenheit, das Internet, Facebook, und Twitter als Instrumente der Wahrheitsverkündigung und indirekt der Friedenspropaganda zu feiern. Gewaltige Summen sind von Washington zur Verfügung gestellt worden, um diese Mittel zu fördern und sie gegen Zensur und Angriffe durch „Tyrannen“ unverwundbar zu machen. In Wirklichkeit gilt für die neuen sowie die alten Medien dieselbe Regel: sie können auch Manipulationsinstrumente, Hass-Schürer und selbst Kriegshetzer sein. Das Radio ist in diesem Sinne geschickt von Goebbels und von dem Nazi-Regime benützt worden.

Während des Kalten Krieges haben die Radiosendungen, noch mehr als ein Propagandainstrument, eine Waffe für beide, an dem Konflikt beteiligten Gegner dargestellt: die Schaffung eines wirksamen « Psychological Warfare Workshop » ist eine der ersten, der CIA gestellten Aufgaben. Der Rückgriff auf die Manipulation spielt auch eine wesentliche Rolle am Ende des Kalten Krieges; inzwischen ist das Fernsehen neben dem Radio erschienen. Am 17. November 1989 triumphiert die « Samt-Revolution » in Prag mit dem Motto das sich Gandhi nahe sein wollte: « Liebe und Wahrheit ». In Wirklichkeit spielt die Verbreitung einer falschen Nachricht, nach der ein Student von der Polizei „brutal getötet“ worden war, eine entscheidende Rolle. Das ist das, was zwanzig Jahre später ein „Journalist und Dissidenzführer, Jan Urban“, ein Protagonist der Manipulation, mit Genugtuung gestanden hat: seine „Lüge“ hatte das Verdienst gehabt, die Empörung der Masse und den Zusammenbruch eines schon allmählich zum Erliegen kommenden Regimes auszulösen.

Ende 1989 ist Nicolae Ceausescu, obwohl in starkem Misskredit, in Rumänien noch am Ruder. Auf welche Weise ihn stürzen? Die westlichen Massenmedien verbreiten intensiv in der rumänischen Bevölkerung die Nachricht und die Bilder des, in Timisoara von der Polizei verübten Genozides. Was war nun tatsächlich passiert? Lassen wir das Wort einem angesehenen Philosophen (Giorgio Agamben), der nicht immer durch seine kritische Wachsamkeit gegenüber der herrschenden Ideologie glänzt, der aber hier in meisterhafter Art, die uns interessierende Sache zusammengefasst hat:

« Zum ersten mal in der Geschichte der Menschheit wurden kaum begrabene oder in Leichenhallen liegende Kadaver in aller Eile ausgegraben und verstümmelt, um vor den Kameras den Genozid zu mimen, welcher das neue Regime legitimieren sollte. Was die ganze Welt vor Augen hatte, und zwar „live“ auf dem Fernsehschirm, war die absolute Nicht-Wahrheit; und obwohl die Fälschung manchmal offenbar, war sie in allen Fällen vom Weltmediensystem als wahr erklärt, damit es klar würde, dass das Wahre nun nur mehr ein Moment der nötigen Bewegung des Falschen sei“.

Zehn Jahre später ist die oben beschriebene Technik wieder mit neuem Erfolg angewendet worden. Eine Aktion hämmert den Horror, den ein Land (Yugoslawien) begangen hat, dessen Auflösung schon programmiert war und gegen das man schon dabei war, den humanitären Krieg vorzubereiten:

Das Massaker von Racak ist furchtbar, mit Verstümmelungen und abgetrennten Köpfen. Das ist eine ideale Inszenierung, um die Empörung der öffentlichen Meinung heraufzubeschwören. Irgendetwas in dieser Abschlachtung erscheint eigentümlich. Die Serben töten normalerweise ohne Verstümmelungen vorzunehmen […]. Wie der Bosnienkrieg es zeigt, sind die Denunzierungen der Gräuel auf den Körpern, Zeichen von Tortur, Enthauptungen, eine diffuse Propagandawaffe […]. Vielleicht sind es nicht die Serben sondern die albanischen Freischärler, die die Körper verstümmelt haben“.

Wenn es auch in jenem Zeitpunkt unmöglich war die UCK-Freischärler einer solchen Schande zu verdächtigen: sie waren die freedom fighters, die Freiheitskämpfer. Heute, im Europarat, ist der Leader der UCK und Vater der Heimat des Kosovo, Hashim Thaci, „angeklagt einen politisch-kriminellen Clan zu kommandieren der am Vorabend des Krieges entstanden ist“, nicht nur in Heroinhandel sondern auch in Handel von menschlichen Organen verwickelt. Hier ist, was unter seiner Führung im Laufe des Krieges geschehen ist: Ein Bauernhof in Rripe, in Zentralalbanien, durch die Männer des UCK in einen Operationssaal verwandelt, mit serbischen Kriegsgefangenen als Patienten: ein Schlag ins Genick, bevor die Nieren extrahiert wurden, mit Beihilfe von ausländischen Ärzten (man spekuliert: westliche). Und so kommt die Wirklichkeit des Humanitärkrieges von 1999 gegen Yugoslawien an den Tag; aber während dieser Zeit wurde seine Teilung zu Ende getrieben und im Kosovo baut sich eine riesige US-Militärbasis auf, die dort wacht.

Machen wir einen anderen Sprung von mehreren Jahren in die Vergangenheit. Eine französische, geopolitische Zeitschrift (Herodote) hat die wesentliche, im Laufe der „Rosenrevolution“ Georgiens Ende 2003 von den TV-Netzen gespielte Rolle, herausgehoben; die in Händen der georgischen Opposition befindlichen und westlichen TV-Sender senden ununterbrochen das Bild (das sich als falsch herausgestellt hat) der Villa, die den Beweis der Korruption von Eduard Chevardnadze, der Staatschef den es zu stürzen galt, darstellte. Nach der Verkündigung der Wahlresultate, die den Sieg Chevardnadzes bezeugen und die von der Opposition als Betrug erklärt sind, organisiert diese einen Marsch auf Tbilissi, der „die symbolische, und selbst pazifische Ankunft in der Hauptstadt eines ganzen Landes voller Zorns“ siegeln sollte. Trotz der, bis in die kleinsten Orte des Landes verbreitete und mit großen Propaganda- und Finanzmittel durchgezogenen Aufforderung, kommen an diesem Tag für den Marsch zwischen 5000 und 10000 Personen: „das ist nichts für Georgien!“ Und trotzdem gelingt es dem größten TV-Sender des Landes, dank einer geschickten Inszenierung und eines großen fachlichen Verständnisses, eine vollkommen verschiedene Meldung zu verbreiten: „Das Bild ist da, mächtig, das, eines ganzen Volkes das seinem zukünftigen Präsident folgt“. Von da an ist den politischen Instanzen die Legitimation entzogen, das Land richtungslos, verdutzt und die Opposition arroganter und aggressiver als je, umso mehr als die internationalen Medien und die westlichen Kanzleien die Opposition ermutigen und beschützen. Der Staatsstreich ist reif, er wird Mikhaïl Saakashvili, der sein Studium in den USA gemacht hatte, perfekt englisch spricht und imstande ist, die Anweisungen seiner Vorgesetzten schnell zu verstehen, an die Macht bringen.

Internet als Instrument der Freiheit

Lassen Sie uns zu den neuen Medien kommen, die Frau Clinton und der Obama-Verwaltung besonders am Herzen liegen. Während des Sommers 2009 konnte man in einer geschätzten italienischen Tageszeitung lesen:

Seit einigen Tagen geht auf Twitter ein Bild unsicherer Herkunft um […]. Vor uns, ein Photogramm mit tief symbolischem Wert: ein Blatt unserer Gegenwart. Eine Frau mit schwarzem Schleier, die ein grünes T-Shirt über ihren Jeans trägt: extremer Orient und extremer Westen zusammen. Sie ist allein, zu Fuß. Sie streckt den rechten Arm hoch mit geballter Faust. Ihr gegenüber, beeindruckend, das Maul eines SUV, aus dessen Dach Mahmoud Ahmadinejad gemessen ragt. Dahinter die Leibwachen. Das Gestespiel trifft: verzweifelte Provokation, das der Frau; mystisch, das des Iranischen Präsidenten“.

Es handelt sich um eine Photo-Montage die sicherlich „einleuchtend“ scheint, um wirksamer zu erreichen „Ideen, Überzeugungen zu präparieren“. Andererseits wimmeln die Manipulationen. Ende Juni 2009 verbreiten die neuen Medien im Iran und alle westlichen Nachrichtenmittel das Bild des schönen, durch eine Kugel getroffenen Mädchens: „Sie beginnt zu bluten, sie verliert die Besinnung. In den folgenden Sekunden oder wenig später ist sie tot. Niemand kann sagen ob sie sich im Kreuzfeuer befunden hat oder ob sie gezielt getroffen wurde“. Aber die Suche nach der Wahrheit ist die letzte Sache an die man denkt: es wäre in jedem Fall Zeitverlust und es könnte sich selbst als konter-produktiv erweisen. Das Wesentliche ist woanders: „in diesem Augenblick hat die Revolution einen Namen: Neda“. Man kann daher die gewünschte Nachricht ausstrahlen: « Neda die Unschuldige gegen Ahmadinejad“, oder auch: „eine mutige Jugend gegen ein ruchloses Regime“. Und die Nachricht erweist sich als unwiderstehlich: „Es ist unmöglich das Video von Neda Soltani, die kurze Bildfolge wo der Vater der jungen Frau und ein Arzt versuchen das Leben der jungen Iranerin von sechsundzwanzig Jahren zu retten, auf dem Netz kalt und objektiv zu betrachten“. Wie für die Photo-Montage stehen wir im Fall des Bildes von Neda einer geschickten Manipulation gegenüber, sorgfältig studiert und in allen Details (graphischen, politischen und psychologischen) fein ausgearbeitet, in der Absicht zu diskreditieren und die Iranische Führung als die hasswürdigste wie möglich darzustellen. (Siehe Anhang am Ende des Textes)

Und wir kommen so zum „Fall Lybien“. Eine italienische Revue für Geopolitik hat in diesem Zusammenhang von „strategischem Gebrauch des Falschen“ gesprochen, wie es in erster Linie die „verwirrende Affäre der falschen Massengräber“ (und andere Einzelheiten auf die ich schon die Aufmerksamkeit gelenkt habe) bestätigt. Die Technik ist jene, über die man sich beglückwünscht und die man seit Jahrzehnten benützt, aber die jetzt, mit dem Aufkommen der neuen Medien eine furchtbare Wirksamkeit gewinnt. „Der Kampf ist zuerst als Duell zwischen dem Starken und dem Schwachen ohne Schutz dargestellt, und dann schnell in eine frontale Opposition zwischen absolutem Gut und Bös verwandelt“. Unter diesen Umständen, weit entfernt von einem Instrument der Freiheit, produzieren die neuen Medien das gegensätzliche Resultat. Wir stehen hier vor einer Manipulationstechnik, die „die Wahlfreiheit der Zuschauer sehr stark einschränkt » ; „der Platz für eine rationelle Analyse ist aufs schärfste zusammengedrückt, besonders in der Art wie man die Emotionseffekte, der sich schnell folgenden Bilder ausnützt“.

Und so findet man für die neuen Medien, die schon bei Radio und Fernsehen festgestellte Regel: die Instrumente, oder möglichen Instrumente für Freiheit und Emanzipation (intellektuelle und politische) können sich umdrehen und drehen sich auch heute in ihr Gegenteil um. Es ist nicht schwer vorherzusehen, dass die manichäische Darstellung des Konflikts in Lybien nicht lange standhalten wird; aber Obama und seine Alliierten hoffen in der Zwischenzeit ihre Ziele zu erreichen, die nicht wirklich humanitär sind, selbst wenn die „Novlangue“ (Orwell v.Ü.) darauf beharrt sie so zu definieren.

Die Spontaneität des Internet

Aber lassen Sie uns zur Photomontage zurückkommen, die eine, den Staatspräsidenten herausfordernde Iranische Dissidentin zeigt. Der Autor des Artikels den ich zitiere, stellt sich keine Fragen über die Urheber einer solch geschickten Demonstration. Ich werde versuchen diesem Mangel Abhilfe zu schaffen. Schon Ende der 90er Jahre konnte man im International Herald Tribune lesen: „Die neuen Technologien haben die internationale Politik geändert“; jene, die in der Lage waren sie zu kontrollieren, sahen ihre Macht maßlos vergrößert und ihre Kapazität verbessert, schwächere und technologisch weniger entwickelte Länder zu destabilisieren.

Wir sind hier in einem neuen Kapitel des psychologischen Krieges. Auf diesem Gebiet sind die USA auch entscheidend fortgeschritten, weil sie Jahrzehnte lange Forschung und Versuche praktiziert haben. Vor einigen Jahren hat Rebecca Lemov, Anthropologe der Universität des Staates von Washington, ein Buch veröffentlicht, das „die inhumanen Versuche der CIA und mancher der größten Psychiater“ zeigt, „die Psyche der Patienten der 50er Jahre „zu zerstören und neu aufzubauen““. Wir können also eine Geschichte verstehen, der sich zur selben Zeit abgespielt hat. Am 16. August 1951 spielten sich eigenartige und beängstigende Erscheinungen in Pont-Saint-Esprit ab, „in einem gemütlichen und pittoresken Dorf in Südost Frankreich“ gelegen.

Ja, « das Gebiet wurde von einem geheimnisvollen Wind der kollektiven Verrücktheit heimgesucht. Mindestens fünf Personen starben, Dutzende endeten im Asyl, Hunderte gaben Zeichen von Delirium und Halluzinationen […] Viele endeten im Spital mit der Zwangsjacke“. Das Geheimnis, das lange Zeit diesen Coup der „Kollektiv-Verrücktheit“ umschwebt hat, ist nun gelüftet: es handelt sich um einen „von der CIA geführten Versuch, mit der Special Operation Division (SOD), die geheime Einheit der US-Army von Fort Detrick, au Maryland“; die Agenten der CIA kontaminierten mit LSD die, von den dortigen Bäckern verkauften „baguettes“ (Weissbrotstange v.Ü.), welche die oben geschilderten Auswirkungen hatten. Wir sind anfangs des Kalten-Krieges; natürlich waren die USA mit Frankreich verbündet, aber es ist ja gerade deshalb, weil es sich leichter zu solchen Versuchen für Psycho-Krieg eignete, Versuche die sicherlich ihr Ziel im Sozialistischen Lager (und in der antikolonialistischen Revolution) hatten. Sie waren aber nur schwer ausführbar in den Ländern hinter dem Eisernen Vorhang.

Stellen wir uns nun die Frage: können Aufstachelung und Aufpeitschung der Massen nur durch pharmakologische Mittel geschaffen werden? Mit dem Erscheinen und der Generalisation des Internet, Facebook, Twitter, ist eine neue Waffe entstanden, die das internationale Kräfteverhältnis zutiefst verändern kann. Das ist für Niemanden mehr ein Geheimnis. Heutzutage spottet in den USA ein König der TV Satire wie Jon Stewart: „Aber warum schicken wir die Armee, wenn es genau so leicht ist Diktaturen via Internet zu stürzen, wie dort ein Paar Schuhe zu kaufen?

In einer, dem State-Departement nahe stehenden Revue, macht ein Forscher ebenfalls aufmerksam „wie schwer es ist“, die neuen Medien für kurzfristige, einem gewissen Land bestimmten Objektive „zu militarisieren“ (to weaponize); man sollte eher Objektive von größerer Spannweite verfolgen. Der Ton kann sich ändern aber die militärische Bedeutung der neuen Technologien ist in allen Fällen offen klargelegt und gefordert.

Aber ist nicht das Internet der Ausdruck selbst für die individuelle Spontaneität? Nur die Minderbemittelten (und die Skrupellosen) argumentieren so. In Wirklichkeit – gesteht Douglas Paal, ex-Mitarbeiter von Reagan und von Bush senior ein – ist Internet derzeit „von einer NGO verwaltet die eigentlich eine Emanation des Handelsministeriums der USA ist“. Handelt es sich nur um Kommerz? Eine Pekinger Tageszeitung berichtet über eine längst vergessene Tatsache: als China in 1992 das erste Mal angefragt hat, um ans Internet angeschlossen zu werden, war die Ansuche zurückgewiesen worden auf Grund der Gefahr, dass das große asiatische Land „sich Informationen über den Westen beschaffen könnte“. Heute, im Gegenteil, verlangt Hillary Clinton die „absolute Freiheit“ für das Internet als universellen Wert, auf den man nicht verzichten kann; und trotzdem – schreibt die Zeitung aus Peking – „hat sich der Egoismus der USA nicht geändert“.

Vielleicht handelt es sich nicht um Kommerz allein. Zu dieser Sache fordert die Wochenzeitung Die Zeit Aufklärung von James Bamford, einer der größten Experten in Sachen US-Geheimdienste: „Die Chinesen fürchten auch, dass die US-Firmen wie Google in letzter Analyse Werkzeuge in Händen der US-Geheimdienste auf chinesischem Boden sind. Ist dies eine paranoide Haltung?“. „Absolut nicht“ antwortet er sofort. Im Gegenteil – fährt der Experte fort – „Organisationen und ausländische Institutionen sind [auch] infiltriert“ durch US-Geheimdienste, welche in allen Fällen in der Lage sind, Telefongespräche in der ganzen Welt abzufangen und welche als die größten Hacker der Welt betrachtet werden müssen. Von jetzt ab – behaupten noch zwei deutsche Journalisten aus Die Zeit – gibt es keinen Zweifel: „Die großen Internetfirmen sind ein Werkzeug der Geopolitik der USA. Früher brauchte man arbeitsaufwendige geheime Operationen, um politische Gruppen in fremden Ländern zu unterstützen. Heute genügt oft ein wenig Kommunikationstechnik, vom Westen her gehandhabt […] Der geheime technologische Dienst der USA, die National Security Agency, ist dabei, eine komplett neue Organisation für die künftigen Internetkriege zu schaffen“.

Es ziemt sich also einige der neuesten, schwer verständlichen Ereignisse, einer Revision im Lichte all dieser Fakten zu unterziehen. Im Juli 2009 haben sich in Urumqi und im Xinjiang blutige Zusammenstösse ereignet, in einer Region Chinas, wo hauptsächlich Uiguren wohnen. Sind es Diskriminierung und Unterdrückung von ethnischen und religiösen Minoritäten, die sie erklären? Eine solche Erklärung scheint nicht sehr plausible wenn man das, was der La Stampa Korrespondent in Peking davon sagt, ins Auge nimmt:

« Zahlreiche Han von Urumqi klagen über die, den Uiguren anerkannten Privilegien. Tatsächlich haben diese, als nationale Muslim Minderheit, bei vergleichbarem Niveau, weit günstigere Arbeits- und Lebensbedingungen als ihre Kollegen Han. Ein Uigur im Büro hat das Recht seine Arbeit mehrere Male im Tag zu unterbrechen, um die fünf traditionellen, täglichen Muslim Gebete zu verrichten […] Außerdem dürfen sie Freitags, am Muslim Feiertag von der Arbeit wegbleiben. Theoretisch sollten sie ihn Sonntags einholen. Aber Sonntags sind die Büros in der Tat verwaist […] Ein anderer schmerzhafter Punkt für die, der harten Familienvereinigungs-Politik unterworfenen Han, die ihnen noch die Einzig-Kind-Klausel auferlegt, ist die Tatsache, dass die Uiguren zwei oder drei Kinder haben können. Als Muslim erhalten sich noch einen Zuschuss zu ihrem Gehalt, da sie kein Schweinefleisch essen können und gezwungen sind teureres Lammfleisch zu kaufen.

Diese, vom Westen gegen die Peking Regierung hervorgebrachten Beschuldigungen, die nationale und religiöse Identität der Uiguren ausmerzen zu wollen, erscheinen zumindest einseitig. Also?

Überdenken wir doch die Dynamik der Ereignisse. In einer Küstenstadt Chinas wo, trotz der vorherrschenden verschiedenen kulturellen und religiösen Traditionen, Han und Uiguren Seite an Seite arbeiten, verbreitet sich plötzlich das Gerücht, dem gemäß ein junges Han-Mädchen von Uigur-Arbeitern vergewaltigt wurde; es veranlassen Ereignisse bei denen zwei Uiguren das Leben verlieren. Das Gerücht, das diese Tragödie entfesselt hat ist falsch, aber nun verbreitet sich ein zweites Gerücht, noch stärker und noch unheilvoller: Internet verbreitet über sein Netz die Neuigkeit, nach der Hunderte von Uiguren in der chinesischen Küstenstadt das Leben verloren hätten, von den Han, in aller Gleichgültigkeit und selbst unter dem selbstgefälligen Blick der Polizei, abgeschlachtet. Resultat: ethnischer Aufruhr im Xinjiang, der den Tod von fast 200 Personen nach sich zieht, diesmal fast ausschließlich Han.

Sind wir hier in Gegenwart einer unglücklichen, durch zufällige Umstände bedingten Verwickelung, oder zielte die Verbreitung von falschen und tendenziösen Gerüchten auf das Resultat ab, das tatsächlich dann eingetreten ist? Wir befinden uns in einer Lage, in der es nimmer möglich ist die Wahrheit von der Manipulation zu unterscheiden. Eine US-Firma hat „Programme“ konzipiert „die es einer, in einer Desinformations-Kampagne engagierten Person ermöglichen, zu gleicher Zeit 70 verschiedene Identitäten anzunehmen (Sozial-Web-profiles, account in forum, etc.) und sie gleichzeitig zu handhaben: das alles, ohne Möglichkeit zu erfahren, wer hier die Fäden der virtuellen Marionette zieht“. Wer greift auf solche Programme zurück? Es ist nicht schwer zu erraten. Die hier zitierte Zeitung, die keinesfalls des Antiamerikanismus angeklagt werden kann, stellt klar, dass die genannte Firma „ihre Dienste an verschiedene US-Verwaltungs-Agenturen, wie die CIA und das Verteidigungsministerium liefert“. Die Massenmanipulation feiert ihren Triumph, während das Imperium und die „Novlangue“ im Mund von Obama, sich weicher und sanfter als je machen.

So kommt Einem « der, von der CIA unternommene Versuch » während des Sommers 1951, ins Gedächtnis, der „einen geheimnisvollen Wind der kollektiven Irre“ im „gemütlichen, pittoresken Dörfchen“ von Pont-Saint-Esprit, geschaffen hat. Und neuerdings sind wir wieder gezwungen, uns die anfangs formulierte Frage zu stellen: kann „die Kollektiv-Verrücktheit“ nur auf pharmakologischem Wege erzeugt werden oder kann sie heute auch dank der „neuen Technologien“ der Massenkommunikation entstehen?

Man versteht also die, den neuen Medien durch Hillary Clinton und durch die Obama-Verwaltung bestimmte Finanzierung. Wir haben gesehen, dass die Realität der „Internetkriege“ von nun an, selbst von guten Ruf besitzenden Organen der westlichen Presse, erkannt ist; jedoch wird in der Sprache des Imperiums und in der „Novlangue“ die Promotion der „Internetkriege“, die Promotion der Freiheit, der Demokratie und des Friedens.

Die Zielscheiben dieser Operationen bleiben nicht untätig: wie in allen Kriegen suchen die Schwachen ihren Nachteil wettzumachen, idem sie bei den Starken lernen. Und das bezeichnen dann diese Letzteren als Skandal: „Jene, die im Libanon die neuen Medien und die sozialen Netze am besten beherrschen sind nicht die pro-westlichen politischen Kräfte, die die Saad Hariri Regierung unterstützen, sondern die Hezbollah-Aktivisten“.

Diese Beobachtung ringt Einem einen Seufzer ab: ah! wie schön das wäre, wie es auch für die Atombombe und für die zugespitzten Waffen gewesen ist, selbst für die „neuen Technologien“ und die neuen Waffen der Information und Massen-Desinformation, wenn die, die das Monopol besitzen die Länder wären, die dem Volke von Palästina ein unendliches Martyrium auferlegen und die fortsetzen wollten in dem Mittleren-Osten eine terroristische Diktatur auszuüben! Die Tatsache ist – beklagt sich Moises Naïm, Direktor von Foreign Policy - dass die USA, Israel und der Westen es nicht mehr mit den „Cyberidioten von einst“ zu tun haben. Dieselben „antworten mit den gleichen Waffen, machen Konterinformation, vergiften die Brunnen“: eine wahre Tragödie vom Standpunkt der mutmaßlichen Champions des „Pluralismus“. In der Sprache des Imperiums und der „Novlangue“, wird der zaghafte Versuch, einen alternativen Raum zu schaffen, gegenüber dem von der vorherrschaftlich, einzigen Hypermacht verwalteten, ein „Brunnenvergiften“.

Zahlreiche Sniper sind von den Ordnungskräften in den letzten Wochen festgenommen und ihre Zellen aufgelöst worden. Jeden Abend zeigt die syrische TV neue Interviews von Terroristen, die erzählen, wie sie angeheuert, ausgebildet und bewaffnet wurden. (Schirmbildaufnahme der Nachrichten vom 26. April 2011)

Anhang des Voltaire Netzwerk

Auf Facebook en Syrien

Seit des Anfangs der Demonstrationen in Deraa ist ein Facebookblatt unter dem Titel « Syrische Revolution 2011 » eröffnet worden: Ein Werbeslogan vollkommen unvorstellbar für wahre Revolutionäre: wenn man es nicht in 2011schafft, lässt man es dann sein? In einem Tag bekam diese Seite 80000 Freunde, fast alle, am selben Tag auf Facebook geöffnet. Dies ist unmöglich, ausgenommen die „Freunde“ sind virtuelle, per Programm geschaffene Konten.

Zur Neda-Affäre im Iran

Wenn man das Video des Todes von der jungen Neda in Zeitlupe ansieht, bemerkt man, dass das junge Mädchen im Fallen den Reflex hat, ihren Sturz mit ihrem Arm abzuschwächen. Nun verliert jede, durch eine Kugel getroffene Person – speziell in die Brust – ihre Reflexe. Der Körper sollte wie eine Masse fallen. Das ist nicht der Fall. Es ist unmöglich, dass das Mädchen von einer Kugel in diesem Moment getroffen wurde. Einige Sekunden später zeigt das Video das Gesicht des jungen Mädchens. Es ist rein. Das Mädchen wischt seine Hand über sein Gesicht und es ist dann mit Blut überdeckt. Die Vergrößerung der Hand zeigt, dass es ein Objekt in der Hand verbirgt und dass es selbst das Blut auf seinem Gesicht verschmiert. Das junge Mädchen wird nun von seinen Freunden ins Spital gefahren. Es stirbt während des Transportes. Im Spital angekommen stellt man fest, dass der Tod von einer Kugel in der Brust stammt. Diese konnte nur von seinen „Freunden“ während des Transportes gefeuert worden sein.

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Übersetzung
Horst Frohlich