Oktober 2010 organisierte der Heilige Stuhl im Vatikan eine außerordentliche Synode für die Kirchen des Orients. Sie bestimmte eine neue politische Richtlinie für die Verankerung des Katholizismus in der arabischen Kultur, eine Unterstützung der palästinensischen Causa und eine Verweigerung „der US-Neubildung des erweiterten Nahen Ostens“. Es gibt sieben orientalische Kirchen die die Pabstobrigkeit anerkennen: das lateinische Patriarchat von Jerusalem, die katholische syrische Kirche, die maronitische Kirche, die Chaldäisch katholische Kirche, die Griechisch-katholische Melkiten Kirche, die Armenische katholische Kirche, und die Koptische katholische Kirche. Die Maroniten sind mit 3 Millionen Gläubigen die zahlreichsten.

Die Christen des Mittleren Orients verfolgten mit größtem Interesse den Protokollbesuch von dem Maroniten Patriarch Monsignore Boutros Béchara Raï in Frankreich [1]. Man konnte es nicht fassen von dem Mund des Pastors zu hören, was ein jeder von uns gewünscht hätte, der Welt zu sagen. Einige Tage lang fühlten sich die Christen frei und würdig, weit entfernt von einer Sprachwiederherstellung und jeglicher Ideenüberspitzung, die sie gezwungen hätten, sich mit einem Leben in den Katakomben der Aktualität zu begnügen.

Man muss den Libanonkrieg, den vom Irak, oder den Genozid der Armenier miterlebt haben, um zu wissen was es heißt, durch die (Des)Informationsmittel umgangen zu sein und nicht mehr dem Weltkonsens zuzugehören, sodass man die Ungerechtigkeit zu spüren kriegt und zugleich geschmäht wird. In diesen Zeiten mussten die religiösen Häupter, um die Gläubigen zu schützen, die gegen sie verübten Gräueltaten relativisieren. Die allerletzte Demütigung: man sollte niemals das „politische Korrektsein“ verletzen, selbst um eine Ungerechtigkeit, eine Unterdrückung oder einen Genozid zu stigmatisieren.

Wenn christliche Gebiete Tag und Nacht von einer arabischen Armee bombardiert werden, unter dem Vorwand Frieden zu schaffen, verlangte man im Namen Gottes Stille und Geduld; wenn Christen aus ihrem Gebiet, mit Hilfe von Massakern, im Rahmen einer demographischen, programmierten Neuverteilung vertrieben werden, bestand man darauf zu vergeben; wenn sie auch verfolgt werden, ja den Weg ins Exil nehmen und ihre Habe, Möbel und Häuser anderen hinterlassen müssen, sagte man ihnen, es wäre unnötig dafür nachzufragen. In diesen Zeiten wagten die Hirten nicht, den Henkern und noch weniger den internationalen Auftraggebern derselben, mit Unbesonnenheit zu widersprechen.

Ob sie nun Dissidenten oder Sympathisanten des Regimes seien, die Christen sind immer im Unrecht. Im Libanon oder seinerzeit in Armenien war ihr Fehler, ihre Unabhängigkeit zu verlangen. Im Irak oder in Syrien ist ihr Fehler, ihr Land nicht zu verraten. Ihr Fehler ist, sich nicht dem Diktat der Großmächte zu beugen, die einmal die Dissidenz unterdrücken und ein anderes Mal sie ihnen aufzwingen.

So ist es, dass die Christen der arabischen Länder ihre Schuld, in dieser Gegend überflüssig zu sein, zahlen müssen. Es ist sicher, um ihnen noch größeres Leid zu ersparen, dass ihre Hirten vorzogen, geräuschlos in Katakomben zu leben und sie ermunterten, ihrem Beispiel zu folgen. Man müsste gezwungen worden sein, manu militari et in nomen Dei (durch die Kraft der Waffen und im Namen Gottes) in diese Katakomben da hineinzuziehen, um die Befreiung zu verstehen, die viele Christen heute fühlen, dank der mutigen Stellungnahme dieses Patriarchen, „dem der Ruhm des Libanon gegeben wurde“. Ja sie erkennen, dass die Zeiten sich geändert haben, weil der Hirt wagt einfach zu sagen, was sie im geheimen denken: ihre Ängste, ihre Wünsche, ihre Wahrheit.

Die Christen sind so dankbar, dass „ihr“ Patriarch nicht fürchtet, der Entrüstung einer öffentlichen, durch massiv vorfabrizierte Thesen folgsamen Meinung, die Stirn zu bieten. O wie schätzen sie, dass der Mann Gottes keine Angst hat vor Dissidenten Stimmen, die sich in seiner eigenen Herde erhoben haben. Sie erkennen in diesem Patriarch den Guten Hirten, der sein Leben für die Schafe aufs Spiel setzt.

Es ist ein Wunder, dass ein Patriarch gegen die konformistische Mehrheit der Neuen Weltordnung spricht. Es ist dies eine wahre Revolution, dass die Katakombenchristen des Schweigens und der Unterdrückung einen Chef haben, der ihre nackte Wahrheit ohne Zusätze und Speichelleckerei vorbringt. Die Welt erstickte fast, die Medien waren verwirrt, die Kanzleien, die französische zuerst, fassen es nicht, dass die Kirche des Orient einen solchen, in Wahrheit verankerten Chef bieten kann, der die Courage hat, einfach zu sagen was er denkt.

Die Beschwerden, die ihn empfangen zeigen, wie weit wir alle, ohne es zu wissen, in einen Totalitarismus neuer Art geschlittert sind, der ebenso gefährlich wie versteckt ist.

Seit Monaten können wir feststellen, wenn wir von einer zur anderen Nachrichtensendung der verschiedenen Satellitensender schweifen, dass überall derselbe Ton herrscht, dieselbe Darstellung. Man glaubte in den fürchterlichsten Zeiten der Propaganda Staffel zu sein, mit dem kleinen Unterschied, dass jeder Sender die vielfarbigen dreidimensionalen Hilfsmittel auf seine Art ausbeutet, um die Narrenration, die sie den Zuschauern serviert, zu verschönern. Diese „übereinstimmenden“ und einseitigen Nachrichten, wie eine von Aktivisten Interessen für die Demokratie und die Freiheit der unterdrückten Völker verschriebene Medizin, wird glaubwürdig und massiv von den Zuschauern heruntergeschluckt, als hätten sie Angst, das Szenario zu vergessen, das ihnen ununterbrochen serviert wird. So empfangen die noch nicht von falschen Thesen eingefangenen Christen mit Erleichterung und Dank die mutigen und offenen Behauptungen des Patriarchen, was die dramatische Lage des „arabischen Frühling“ betrifft. Diesem gegenüber, der schon 60 000 Opfer in Libyen gefordert hat, bleibt Béchara Raï voller Zweifel, was seine wahre Tragweite in der Gegenwart und Zukunft für die Demokratie des Mittleren Ostens im Allgemeinen und speziell für die Christen bringen könnte. Er sagt es wörtlich: „Es ist für alle Regime der Region unumgänglich, ihre Völker zu berücksichtigen, aber die Theorie des romantischen Aufstandes der Unterdrückten gegen diktatorische Macht ist eine Karikatur. Die Aktion der internationalen Gemeinschaft, sei es auf Staatsniveau oder im Sicherheitsrat der (UNO), sollte diesen Parameter beachten.“ Für Syrien sagt er es laut und deutlich: „Wir fürchten einen Bürgerkrieg oder das Kommen eines radikalen Regimes, sowie die Aufspaltung der arabischen Welt in konfessionelle Mini-staaten, die nur Israel Genugtuung bringen“. [2]

Und genauer noch: „Was passiert in Syrien ? Wird es in diesem Land einen Krieg zwischen Sunniten und Alauiten geben? Dies wäre keine Demokratie sondern ein Genozid. Wenn Gesellschaften Opfer eines Krieges, von Wirtschaftskrisen und Verletzungen der einfachsten Menschenrechte werden, können wir uns nur für die Christen Sorgen machen, weil wir nicht wollen, dass sie wie Ausländer behandelt werden. Wenn Regime von gewissen Staaten Religiöse sind (…), leben wir in permanenter Gefahr.

Den allgemeinen Richtlinien der katholischen Kirche entsprechend, bevorzugt also der Patriarch die Option eines Zivilstaates mit Trennung der Politik und der Religion, einzige Garantie gegen die „Abweichungen“ des Konfessionalismus.

Der Patriarch hat gegenüber den französischen Offiziellen nicht gescheut, das Schicksal der Christen in Ländern deren Regime gestürzt wurden, oder in Ländern mit populären Aufständen zu erwähnen. „Es ist nötig den Christen der arabischen Welt auf materiellem, menschlichem und spirituellem Plan zu helfen, um ihnen zu erlauben, in ihren jeweiligen Ländern durchstehen zu können.“

Ich zitiere ohne Kürzung das Pressedokument von Louis Denghien der InfoSyrie Site vom 9. September 2011:

« Im Laufe einer in Paris am 8. September gehaltenen Pressekonferenz hat der neue maronitische Patriarch Mgr Bechara Raï den Westen und Frankreich vor einem Durchbruch islamistischer, radikaler Bewegungen in der arabischen Welt gewarnt, indem sie die im Gang befindlichen Unruhen und Revolutionen ausnützten. Der 77. Patriarch der maronitischen christlichen Kirche hat deutlich gesagt, dass Syrien nicht vollkommen vor einer blutigen Subversion von islamistischer Natur in Sicherheit wäre. Außerdem hat er den Westen eingeladen, „Bachar al-Assad mehr Chancen“ zu geben, damit er die im Juli angesagten politischen und sozialen Reformen durchsetzt. „In Syrien ist der Präsident nicht jemand, der allein die Sachen beschließen kann. Er hat eine große Baas Partei, die regiert. (Assad), als Person, ist offen“ hat der Patriarch von Antiocha erklärt und hinzugefügt: Wir sind nicht mit dem Regime, sondern wir fürchten den Übergang“.

Mgr Raï, der Libanese ist, war erstaunt, dass sich die westlichen Länder gegen eine Waffenausrüstung des Heeres von Libanon aussprechen, oder verhindern, dass die Sicherheitsratsresolutionen der UNO hinsichtlich der Rückkehr der Palästinenser in ihr Land in Kraft treten.

Um der Wahrheit näher zu kommen, ist Mgr Raï nicht so naiv: er ist ins politische Fettnäpfchen getreten, indem er während seiner Pressekonferenz bemerkte, dass die westlichen Länder sich nur um die Interessen Israels kümmerten. „Alles was sich in den arabischen Ländern abspielt, ihre Einheit schwächt, ist im Interesse von Israel;“ machte der Patriarch klar, der sich noch über den Typ der Demokratie, den die USA im Irak installiert hatten „befragte“. Der in Paris verweilende Patriarch sollte Donnerstag nach Lourdes fahren, um an der Bischofskonferenz Frankreichs teilzunehmen.

Mgr Bechara Raï ist sicher nicht der erste christliche Würdenträger, der sich offen über den Aufschwung, speziell den militärischen, der radikalen islamistischen Gruppen in Syrien Sorgen macht [3]. Nach Erhalt der Beglaubigungsschreiben des neuen syrischen Botschafters im Heiligen Stuhl am 9. Juni 2011, hatte der Pabst, trotz der Aufforderung an die Damaskus Regierung, den Dialog eher als die Repression zu verwenden, folgende Worte: „Um den Frieden in der Gegend zu fördern muss eine globale Lösung gefunden werden. Diese darf die Interessen keiner der Teilnehmer verletzen und soll die Frucht eines Kompromisses sein und nicht eine einseitige, durch Macht erzwungene Lösung. Sie regelt nichts, nicht mehr als partielle oder unilaterale Lösungen, die ungenügend sind.“ Ein oder zwei symbolische Steine im Garten der westlichen Mächte, weil er sehr besorgt ist, dass aus Syrien ein neuer Irak gemacht wird, mit der Gefahr dass diesmal die syrischen Christen zwischen Koffer oder dem Tod wählen müssten. [Anspielung an den Algerienkrieg von Frankreich 1962 v. Ü.] Ende des Zitats [4].

Mit seinen Stellungnahmen war der Patriarch Raï im Einverständnis mit dem griechisch-orthodoxen Patriarchen Ignaz IV. Hazim und dem griechisch-katholischen Patriarchen Gregor III. Laham. Er fragte sich, welche Art von Demokratie die westlichen Mächte im Orient bevorzugen. „Um welche Demokratie handelt es sich im Irak, wenn man den massiven Auszug der Christen dieses Landes betrachtet?“ Das Oberhaupt der maronitischen Kirche hat seiner Angst Ausdruck gegeben, dass der begonnene Ablauf für den Sturz des syrischen Regimes – dessen Sittenlosigkeit er nicht versteckte – zu einem massiven Exodus der Christen und zu einem Bürgerkrieg mit verheerenden Folgen für die ganze Region führe.

Ohne Angst, eine Frankreich entgegen gesetzte Position einzunehmen, hat der Patriarch Raï mit Respekt von Präsident Bachar El Assad gesprochen – von dem Präsident Sarkozy behauptet er sei zu „Ende [5] – und hat gebeten, dass man seinen Reformplänen eine Chance gäbe. Er unterstrich indirekt seine Nichtanerkennung jeglicher fremder Einmischung und paramilitärischer Eskalation in dem Demokratisierungsprozess Syriens.

Der Patriarch hatte keine Angst den Medien der Desinformation zu widerstehen. Er drückte seine Pflege und Sorge für die Zukunft der christlichen Minderheiten im Mittleren Osten aus, spezieller noch für Syrien, wo der Aufbau eines religiösen Regimes sunnitischen Gehorsams zu einer Allianz der syrischen und libanesischen Sunniten führen würde, welche die Spannungen zwischen Sunniten und Schiiten der Region steigern würden.

Mgr Béchara Raï, 77. Patriarch der Maroniten Kirche, anlässlich seines Besuches in Paris.

Zu den Katakomben zurückkehren um die Zukunft zu versöhnen?

Die pastoralen Positionen des maronitischen Patriarchen sind ohne Anmut von der neuen christlichen Opposition des Libanons empfangen worden, die versuchte der öffentlichen Meinung Sand in die Augen zu streuen, indem sie die „religiösen, diskriminierenden Worte“ des religiösen Oberhauptes anprangerte.

Diese politischen Positionen wollen aus Sicherungsmaßnahmen die Empfindlichkeit der syrischen Opposition schonen. Da sie internationale Unterstützung genießt, ist sie sicher das Regime zu stürzen. Die Christen sollten daher nicht so klar ihre Meinung gegen die syrische Opposition ausdrücken. Sie predigen im Endeffekt noch immer die Katakomben für die Christen des Mittleren Orients. Jedoch wie kann man, als politisch nicht engagierte Person, das Ungerechtfertigte gerechtfertigen vor den religiösen Verbrechen von Qusayr, Homs oder von Kafarbohom, die von Sunniten gegen Christen und Alauiten ausgeführt wurden? Diese barbarischen Aktionen versuchen einen Bürgerkrieg anzufachen, indem sie auf Rachehandlungen von Seiten der Familien der Opfer rechnen.

Man muss nach Syrien kommen und, speziell derzeit nach Homs, um mit seinen eigenen Augen die unglaubliche Realität der Terrorgruppen zu sehen, die, durch das internationale Schweigen geschützt, die Stadt verheeren und genauer gesagt, die alten christlichen Viertel des Zentrums. Eine syrisch-armenische Freundin war mit ihrem Mann und Sohn, beide Ärzte, in ihrer Privatklinik des Viertels Bab Sbah, als die „Revoluzzer“ das Viertel einkreisten und die Bewohner daran hinderten, ihr Haus zu verlassen und sie als menschliches Schild gegen den bewaffneten Angriff zu benützen. Arminée erzählt mir: « Wir haben versucht das Gebäude durch die Hintertür zu verlassen, um nach Hause zu kommen. Aber die Rebellen haben uns mit Flammenwürfen überrascht, um uns davon abzuschrecken. Mein Mann hat versucht sie zu überzeugen: ich habe in der Tat ein Karzinom und eine Nacht am nackten Boden in der Klinik liegend, ist unvorstellbar für mich. Mein Mann hat sein Leben riskiert um zu bitten, mit den Rebellen sprechen zu können. Zu seiner größten Überraschung stellte er fest, dass sie alle unter Rauschgift standen und nicht den geringsten Sinn der Realität hatten. Sie sind keine Syrier, ihr Akzent verrät sie. Trotz unserem Flehen haben sie sich geweigert uns anzuhören und haben meinen Mann ins Innere zurückgestoßen. Weit weg schoss ihr Chef in die Luft und machte ihnen Zeichen das Gebäudetor zu schließen. Wir haben eine Teufelsnacht am Boden liegend verbracht. Erst am nächsten Morgen, als die Armee einzog, konnten wir unsere Wohnung erreichen, unsere Koffer packen und…an die Küste fahren um zu warten bis wieder Ruhe in der Stadt herrschte.

Diese Gegenwart einer multinationalen Terroristenzelle war von verschiedenen Zeugen bestätigt worden. Homs ist eine wichtige Stadt für die internationale Fernstrasse zwischen Damskus und Alep und Damaskus und der Küste. Da reisen die Waren, die aus den Hafen Lattaquieh oder Tartus kommen. Es reisen auch da die Karawanen aus Alep und Idleb. Wenn auch Hama eine kulturelle Bedeutung hauptsächlich für die Sunniten hat, ist Homs ein strategischer Ort und gleicht der Rolle Benghazi’s in Libyen.

Wir können nur die ängstliche oder feindliche Haltung der Kirchenmänner oder der christlichen, konventionell denkenden Laien bedauern, die einfach noch immer von der medialen Desinformationskampagne beeinflusst sind und die sich über die in Echtzeit gelieferten Beschreibungen jener entrüsten, die die Ereignisse in Syrien erleben und ohne politischen Vorbehalt versuchen, zu berichten. Man braucht ja nur die Entwickelung der Vorkommnisse folgen und zwischen den Zeilen der Medien lesen, um sich klar zu werden, dass diese „erlebte Version“ die richtige ist. Seit Anfang berichten wir über eine Lage, die nicht nur die einer friedlichen, populären Opposition gegen eine blutige Herrschaft ist. Eine internationale Agenda benützt dieses Schema um die Region straflos zu destabilisieren und ihre Grenzen zum Vorteil neuer Marionettenregierungen religiösen, Sunnitischen Gehorsams, neu zu gestalten. Für diese ist Demokratie, allen Bürgern das islamische Sharia Recht aufzuzwingen, und zwar in einer viel zwingenderen Art, als im Absterben befindliche Laien Regime es tun.

Wie in Libyen gibt es zwei Oppositionen in Syrien : die eine – nationalistische – wünscht einen politischen, so friedlich wie möglichen Wechsel, die andere – von den westlich orientierten Golfmächten gesteuerte – organisiert eine Guerilla um eine ausländische Militärintervention und einen Regimewechsel zu gerechtfertigen.

Die neue Phase der syrischen Revolution

Kehren wir nach Homs zurück : seit dem Anfang der Demo-Märsche, die einstimmig von den Desinformationsmedien als „pazifistisch“ beschrieben wurden, waren ihre Reihen durch Aktivisten infiltriert, deren Aufgabe es war, Unruhen zu provozieren und die Polizeikräfte zum Rückschlag zu führen. Sehr schnell, wie während des berühmten Pfingstsonntags, haben rauhaarige Terroristen gewisse Strassen von Homs eingenommen, um alles zu zerschlagen und um einen Belagerungszustand zu bewirken.

Die Mehrheit der Einwohner der Stadt wartete seit Monaten auf die entscheidende Reaktion der Armee. Sie haben Missbrauch, gerichtslose Hinrichtungen, einen Belagerungszustand und ein von den Rebellen diktiertes Kriegsrecht erlebt. Der internationale Druck hat die Wirkung der befehlenden Staatskörper gebremst. Heute ist es soweit. Das Heer umkreist Homs und fordert die Rebellen auf sich zu ergeben. Diese sind dann endlich mit ihren leichten und schweren Waffen und ihren unerbittlichen Dschihadisten Gruppen ans Licht gekommen. Wir sind in eine neue Phase des syrischen Aufstandes getreten: jene des Strassen Krieges dank der Gegenwart der sunnitischen Kampfgruppen, die vorher Schlafzellen waren aber heute sehr lebhaft sind.

Dieser Sprung von einem verdeckten, bewaffneten, von den Medien kaschiertem Aufstand, zu einer offenen Insurrektion, von den Medien gebilligt, war durch eine Neuformulierung der Strategie der syrischen Revolution vorbereitet worden.

Für Rami Khouri, einen in Beirut stationierten Analysten « zeigt der Sturz Gaddafis, dass es verschieden Mittel gibt um ein arabisches Regime zu Fall zu bringen(…). Wenn die Bewegung einmal in Schwung ist und die guten Kombinationen vorhanden – Volkswillen zu Gunsten eines Wechsels und regionale und internationale Hilfe – kann kein Regime hier widerstehen. In Syrien existiert die Kombination von Volkswillen zum Aufstand und regionaler und internationaler Unterstützung. Diese autoritären Regime, wie stark sie auch seien, fallen am Ende.“ sagt er voraus. Für ihn hat die Revolte der schiitischen Mehrheit in Bahrain, ein kleines Königreich von einer sunnitischen Dynastie geführt, nicht geklappt, weil sie nicht von außen unterstützt war… „Louaï Hussein, eine syrische Oppositionsfigur, fürchtet, dass der Sieg der libyschen Rebellen nur die stärkt, die in Syrien die bisher pazifische Bewegung anhält, zu den Waffen zu greifen. „Ich habe Angst, dass gewisse Oppositionsangehörige, die das Regime schnell stürzen wollen und die wir immer gewarnt haben sich vor der Wiederholung des libyschen Modells zu hüten, jetzt zu den Waffen greifen werden“, sagt der Schriftsteller [6].

Jetzt ist es soweit. In seinem Blog schreibt Ignace Leverrier mit pathetischem Schwerpunkt, was für die Opposition der Einsatz der Waffen gerechtfertigt:

« Was es (das syrische Regime) traurigerweise im Gang ist, zu gewinnen, ist die zynische Herausforderung manche Mitbürger mit hineinzuziehen, nur frieden – und würdebegierig, aber schon zulange unter internationaler Gleichgültigkeit den Armeekugeln, den Foltern der Mukhabarat und den Missbräuchen der Shabiba ausgesetzt, der Verführung zu den Waffen zu greifen, zu verfallen. Soll man in Erinnerung bringen dass „zynisch“ vom griechischen ‚Hund’ kommt, den Verlust von jeglicher Moral bedeutet? [7].

Diese strategische Entwicklung stößt auf keinen Widerstand, weil die öffentliche Meinung durch eine Verteuflung des Regimes einer Verherrlichung der Opposition gegenübersteht. Das ist zum Grossteil deshalb, weil die lügenhaften Berichte von Rami Abdel Rahman, Direktor des syrischen Observatoriums in London, dessen Aufgabe es ist die täglichen Opfer, Tote und Verletzte der Opposition anzugeben, niemals die andere Seite betrachtet. Diese morbide Zählung verfälscht die Realität auf Wunsch der Bedürfnisse der Medien und wird ohne weitere Überprüfung von der internationalen Presse übernommen.

Als populäre, demokratische Wünsche dargestellt, sind die Demonstrationen eine optische Täuschung, um die Lage in Syrien zur Explosion zu bringen und, falls notwendig, eine ausländische Militär Intervention auf libyschem Modell zu gerechtfertigen. Mit der Stellungnahme der christlichen Oberhäupter, und speziell den eindeutigen Behauptungen des maronitischen Patriarchen, und den Erklärungen des Sekretärs der Arabischen Liga, Nabil Arabi, als Zusammenfassung seiner Damaskusreise, scheint die Wieder - Kolonisierung Syriens noch ziemlich weit entfernt von „den humanitären Idealen“ der NATO Strategen zu sein. Danken wir Gott und hoffen dass die Reformen die wir erwarten, alle Wirklichkeit werden, um das Ärgste zu vermeiden, weil sonst wir Christen in die Katakomben zurückkehren würden.

Übersetzung
Horst Frohlich

[1Es ist Tradition, dass der erste Besuch eines neuen maronitischen Patriarchen Frankreich betrifft, wo er als Staatsoberhaupt empfangen wird, im Zeichen der permanenten herzlichen, historischen Beziehungen zwischen Frankreich und den Maroniten die an die Zeiten des Saint-Louis anknüpfen.

[2« Le message de Mgr Raï à Paris : les chrétiens d’Orient sont en danger », par Julien Abi Ramia, Magazine (Liban) du 9 septembre 2011. Repris sur le site du Rassemblement pour le Liban.

[3« Au crible des informations tendancieuses, la situation en Syrie », par Mère Agnès-Mariam de la Croix, Réseau Voltaire, 1er mai 2011.

[5Voir l’éditorial de Samir Tuéini, dans An-Nahar (Liban) du 10 septembre 2011.

[6« Le printemps arabe ne s’arrêtera pas à Tripoli », Tahalil (Mauritanie), 23 août 2011.

[7« La révolution pacifique en danger en Syrie », par Ignace Leverrier, Un Oeil sur la Syrie/LeMonde.fr, 7 septembre 2011