Israel erlebt einen noch nie da gewesenen rassistischen Aufschwung.

Mittwoch, 23. Mai, wurden Einwanderer in Tel-Aviv angegriffen. Als Reaktion auf die Appelle der Likud Beamten übten Hunderte von Demonstranten Gewalt gegen afrikanische Asylbewerber aus. Ein Dutzend Migranten wurden verwundet, während sie auf der Straße waren. Häuser wurden zerstört und Geschäfte geplündert. [1]

Diesen Montag den 4. Juni, wurde eine von zehn afrikanischen Arbeitern bewohnte Wohnung in Brand gesteckt, wobei vier Menschen verletzt wurden. An den Wänden, konnte man auf Hebräisch lesen: "Verlassen sie die Umgebung".

Die Gewalttaten sind rund um die schwarze Gemeinschaft konzentriert. Nach offiziellen Zahlen, wären sie 60 000 Asylbewerber im Hoheitsgebiet.

Sonntag veröffentlichte die israelische Zeitung Maariw ein Interview mit dem Innenminister Eli Yishai, der sagte, dass "die meisten Muslime, die hierher kommen, glauben nicht, dass das Land uns gehört, dass es dem weißen Mann gehört (...) ohne jeglichen Kompromiss, werde ich alle Mittel verwenden, um Ausländer zu vertreiben, bis kein einziger Infiltrierte mehr bleibt" [2].

Während die illegale Einwanderung als ein "Krebs für die Nation" betrachtet wird [3], hat die Regierung den Bau einer riesigen Mauer von 240 km an der Grenze mit Ägypten begonnen.

Bei einem Besuch auf der Baustelle, sagte Sonntag der Abgeordnete Aryeh Eldad, "jemand, der die israelische Grenze überschreitet sollte erschossen werden, ob er schwedischer Tourist, sudanesischer, Eritreer, oder asiatischer sei.“ "Wer auch immer die Grenze berührt- schießt!" [4]

Zugegeben, dass es nicht möglich sei, alle diejenigen zu erschießen, die über die Wand klettern würden "wegen der Gefahr der Verfolgung", hat der Beamte geschätzt, dass die beste Abschreckung die verlängerte Haft sei.

Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat "die Beschleunigung der Bemühungen um die Süd-Sudanesen, die Ivorer, Ghanaern und die Äthiopier abzuschieben" bestellt.

Ein Gesetz wurde verabschiedet, das die Inhaftierung der illegalen Auswanderer bis zu 3 Jahren ohne Gerichtsverfahren erlaubt. Gemäß diesem Text droht dem, der Hilfe oder Schutz illegalen Einwanderern bietet, 5 bis 15 Jahre Haft. Darüber hinaus wird es nun möglich sein, Freiheitsstrafen für Wanderarbeitnehmer zu verhängen, die ein Graffiti ausgeführt oder ein Fahrrad gestohlen haben. Da das Saharonim Auffanglager fast voll ist, wird seine Kapazität von 2 000 auf 5 400 Plätze vergrößert.

Zur gleichen Zeit sind die Behörden in der Negev-Wüste beim Bau von einem Auffanglager für Asylbewerber und Migranten mit einer Kapazität von 11.000 Plätzen, was dann das größte der Welt sein wird [5].

Die israelische Gesellschaft ist jetzt drastisch mit der Grenze eines Systems konfrontiert, die seine Legitimität auf ethnische und religiöse Kriterien basiert.

Montag, 28. Mai, hat der oberste Staatsanwalt auf die Verfolgung der Rabbiner Dov Lior und Yaakov Yosef verzichtet, die öffentlich eine rassistische theologische Abhandlung, die Torath Hamelekh (Tora des Königs) vertreten haben [6]. Dieses Buch im Jahr 2009 veröffentlicht und gemeinsam von Elitzur-Hershkowitz und Rabbi Yitzhak Shapira geschrieben, beschreibt die Bedingungen, unter denen Nicht-Juden getötet werden können, ohne religiöse Gesetze zu verletzen [7].

Nach ihm, gilt das Verbot der zehn Gebote "Du sollst nicht töten" nur "für die Juden, die andere Juden töten", und "Es ist rechtmäßig, einschließlich Babys selbst außerhalb von Kriegszeiten zu töten", wenn man denkt, dass sie in Zukunft eine Gefahr darstellen können. Shapira behauptet, dass er sich nur auf die Tora stützt und dass der Staat nicht in der Lage ist, über heilige Texte zu entscheiden.

Es handelt sich hier nicht um isolierte Außenseiter. Rabbi Yaacov Yosef ist der Sohn von Ovadia Yosef, Führer der Schass-Partei und religiöser Mentor von Benjamin Netanyahu. Unter der Leitung von Ehud Barak kennt die israelische Gesellschaft eine obskurantistische, gewalttätige und fremdenfeindliche Welle. Diese Drift wurde durch mehrere ehemalige Beamte des Sicherheits- und Militärapparates stark denunziert, für die die derzeitigen Führer "Messianisten" sind, die das Land mehr und mehr zu Rassismus treiben [8].

Übersetzung
Horst Frohlich

[1«African asylum seekers injured in Tel Aviv race riots», par Conal Urquhart, The Guardian, 23 mai 2012.

[2«Israel enacts law allowing authorities to detain illegal migrants for up to 3 years», par Dana Weiler-Polak, Haaretz, 3 juin 2012.

[3«Israel prepares mass deportation of South Sudanese refugees», par Tomer Zarchin, Haaretz, 24 mai 2012.

[4«Shoot anyone that approaches the border, says Israeli MK», par Gili Cohen, Haaretz, 3 juin 2012.

[5«Huge detention centre to be Israel’s latest weapon in migration battle», par Phoebe Greenwood, The Guardian, 17 avril 2012.

[6Im Gegensatz zur Behauptung von « Le Monde » sind die beschuldigten Rabbiner nicht die Autoren dieser Schrift « La justice israélienne renonce à poursuivre les auteurs d’un ouvrage jugé raciste », Le Monde, 28 mai 2012. Der Leser wird beachten, dass „Le Monde“ eine modifizierte Aufnahme einer AFP-Depesche veröffentlicht. Die Zeitung und die Agentur sprechen nicht über den rassistischen Charakter der Arbeit, eine Qualifikation, die ihnen subjektiv erscheint.

[7«The Murder Midrash», par Kamoun Ben-Shimon, Jerusalem Post, 19 octobre 2010.