Vor einer Woche hat bei der Pariser Luft- und Raumfahrtschau Salon du Bourget die Direktion für luftgestützte Waffensysteme des italienischen Verteidigungsministeriums einen Vertrag mit der kanadischen Gesellschaft Cae unterzeichnet, um in Amendola (Foggia, Pouilles) die erste europäische Flugschule für die Militär-Drohne Predator (Fleischfresser, Raubtier) des US-amerikanischen Unternehmens General Atomics einzurichten. Ein früherer Vertrag sah die Lieferung eines Flugsimulators nur für das Modell MQ-1 Predator vor, während der neue Vertrag auch das Training der Fernbediener für den B/MQ-9 Predator möglich macht – beide sind eine Schenkung an die italienische Luftfahrt. So verwirklicht sich der Traum von Roberta Minotti (italienische Verteidigungsministerin), die das Projekt bei der „Konferenz über die Zukunft der nationalen und europäischen Luft- und Raumfahrt“ (Florenz, 24. Oktober 2014) angekündigt hatte.

Ein Projekt des Pentagon, in dessen Schulen bislang die europäischen Fernbediener der Predator trainiert wurden: Weil es heute mehr Fernpiloten für Drohnen als Piloten für Jagdbomber ausbilden muss, braucht das Pentagon weitere Trainingszentren im Umfeld der Nato. Die italienische Luftfahrt und die der anderen EU-Staaten, die Nato-Mitglieder sind, werden also ab 2016 über die Schule von Amendola verfügen. Hier werden die europäischen Drohnen-Fernbediener sowohl in Einsätzen zur Aufklärung und zur Ziel-Identifizierung ausgebildet, wie sie bislang durch die in der italienischen Luftfahrt eingesetzten Predator ausgeführt wurden, wie auch in Angriffen mit den MQ-9 Reaper, wie sie in Afghanistan, Pakistan, im Irak, im Jemen, in Somalia und anderen Ländern erfolgen.

Der Reaper (Sensemann – für menschliches Leben offensichtlich), mehr als zehn Meter lang und mit einer Flügelspannweite von zwanzig Metern, lässt sich mit 14 Raketen AGM-11 Hellfire (Höllenfeuer) bewaffnen, dazu mit zwei lasergelenkten GBU-12 Paveway II oder satellitengelenkten GBU-38 JDAM. Wenn die Drohnenbediener Tausende von Kilometern entfernt vor den Bildschirmen ihrer Steuerpulte durch elektro-optische und andere Sensoren der Drohne das „Ziel“ ausfindig gemacht haben, ordern sie mit ihrem Joystick den Abwurf von Raketen und Bomben.

Das ist die neue Art Krieg zu führen – „chirurgisch“ dargeboten. Die „Kollateralschäden“ sind entsprechend häufig: Um einen vermutlichen Terroristen zu treffen, zertrümmern die Drohnenmörder oft ein Haus und töten Frauen und Kinder, oder der Fernbediener verwechselt eine Gruppe Menschen bei einer Hochzeit mit einer gefährlichen bewaffneten Gruppe und wirft die „Höllenfeuer“ mit thermobarem Gefechtskopf oder mit Splittersprengladung ab, oder er startet sie, weil er von dem anstrengenden Dienstplan an der Konsole gestresst ist.

Zu all dem wird die europäische Schule für Militär-Drohnen beitragen, deren Ansiedlung in Italien kein Zufall ist. Italien war das erste Land in der EU, das die US-Predator erworben und sie in internationalen „Missionen“ angewendet hat (Afghanistan, Irak, Libyen, Horn von Afrika) und das erste, das den Einsatz von Militär-Drohnen im nationalen Luftraum erlaubt hat und dadurch die zivilen Flüge gefährdet. Von Sigonella aus (US-Stützpunkt in Catania, Sizilien) operieren seit Jahren die Drohnen Global Hawk (globale Falken) wie auch bewaffnete Predator der US-Navy. In demselben Stützpunkt wird ab 2016 das System AGS der Nato in Funktion treten, das mit Global Hawk zur Unterstützung der Nato-Operationen einen weiten Bereich von Afrika bis zum Nahen Osten überwachen wird. Der Gebrauch von Militär-Drohnen wird sich verstärken durch den Einsatz der EU „gegen die Menschenhändler im Mittelmeerraum“, dem Hauptschlüssel für eine Operation unter Leitung der Nato zum militärischen Eingreifen in Libyen.

Und die Ministerin Pinotti darf beim Besuch in Amendola die Fernbediener der Predator beglückwünschen, wie es in demselben Stützpunkt Premierminister D’Alema (Demokratische Partei der Linken) tat, als er am 10. Juni 1999 die italienischen Piloten beglückwünschte, die Jugoslawien bombardiert hatten, und betonte, sie hätten „eine großartige menschliche und berufliche Erfahrung“ gemacht.

Übersetzung
Sabine
Quelle
Il Manifesto (Italien)