Die Bombardierung, die die russische Luftwaffe seit dem 30. September 2015 durchgeführt hat, zielte auf die Zerstörung der militärischen Infrastruktur der Dschihadisten ab, die gegen die Arabische Republik Syrien kämpfen. Die Russen haben vor allem Bomben und Raketen mit hoher Präzision verwendet. [1].

Die russischen Bomber Su-24 M, Su-25 SM3 und Su-34 haben Depots für Waffen, Munition und von den Dschihadisten eingerichtete Sprengstoff-Produktionsstätten angegriffen. Diese Bombardierungen sollten ihre Feuerkraft schmälern. Brennstoff Depots und Kraftwagen wurden auch bombardiert, um ihre Manövrier-Fähigkeit zu verringern. Die Russen haben auch Schulungszentren, Befehls- und Kommunikationszentren bombardiert, um ihre Kontroll-Fähigkeit und ihre Koordinations-Maßnahmen einzugrenzen. Die russischen Mi-24V Angriffshubschrauber haben ihrerseits die Erstellung von mobilen Kleingruppen-Kämpfern erkannt und ihre Fahrzeuge beschossen, um ihre Mobilität zu verringern. Das Ergebnis der Aktion der russischen Luftwaffe spiegelt sich in dem Vorstoß der syrischen Bodentruppen in den letzten zwei bis drei Monaten wieder [2].

Im Nordwesten des syrischen Gebietes (Gouvernorat Aleppo, Idlib und des nördlichen Latakia Gouvernorats), dem dichtest besiedelten Teil des Landes, gibt es eine kontinuierliche Zone, die von etwa 12.000 sogenannten ’moderaten’ Kombattanten (vor allem die dem syrischen Zweig der Al-Qaida angehörenden Al-Nusra Front) und 5000 Kämpfern des Islamischen Emirates [IE] kontrolliert ist. Außerhalb der teilweise von kurdischen Truppen besetzten Pufferzone wird die ganze Nordwest-Grenze Syriens von Dschihadisten kontrolliert. Hier befinden sich die von der Türkei herführenden Korridore für Rekruten, Waffen und Munition für den IS und die ’Gemäßigten’. In der entgegengesetzten Richtung, in die Richtung der Türkei, fließt der Strom von LKWs, voll mit syrischem Öl aus den IS-kontrollierten Gebieten [3].

Die Syrische Arabische Armee hat wichtige Siege verzeichnet, indem sie die Kontrolle über den Westteil der Stadt Aleppo und die umgebende Region im Süden und Osten übernahm, auf Kosten der ’gemäßigten’ Dschihadisten und der Gruppen Al-Jabha in Shamiyah, Ahrar al-Sham und des Islamischen Staates [4]. Da das Segment Aleppo-Hama der Aleppo-Damaskus-Autobahn von Dschihadisten kontrolliert wird, hat die Armee eine alternative Route von Aleppo-Hama im Osten eröffnet. Dank dieser offensiv-Operation konnte sie Gruppen von IS-Dschihadisten von Truppen trennen, die meistens gemeinsam gegen sie agieren.

Zwischen Homs und Hama war es der Syrischen Arabischen Armee gelungen, etwa 1800 Rebellen der al-Nusra Front bei Rastan einzukesseln. Östlich von Homs hat sich eine aus 1500 Kämpfern bestehende Gruppe des IS sofort dazwischengeschaltet, um die Al-Nusra Front aus ihrer Einkesselung herauszuschlagen. Die Armee schuf ein offensives Gerät großer Mobilität südlich von Homs, die dank einer offensiven Aktion bis Palmyra vorstieß. Durch dieses Manöver hat sie die Versorgungsroute des IS östlich von Homs abgeschnitten, und den Plan der gemeinsamen Offensive der islamistischen Terroristen der al-Nusra-Front und des Islamischen Emirates zunichte gemacht.

Nördlich von Damaskus kämpfen 3000 Söldner von Jaysh al-Islam gegen die Syrische Arabische Armee. Östlich von Damaskus muss sie 5500 Dschihadisten der Islamischen Front konfrontieren. Beide Gruppen wurden von Saudi-Arabien rekrutiert, bewaffnet und finanziert. Im Südosten von Damaskus kämpft sie gegen eine Gruppe von 1500 Dschihadisten des Islamischen Emirates. Die Offensive der Syrischen Arabischen Armee ist dort sehr schwierig, weil das Gebiet mit Tunneln ausgestattet wurde, womit es den Dschihadisten gelingt, Munition zu liefern und Kämpfern aus Jordanien Unterschlupf zu geben. Sie organisieren häufig Hinterhalte, in denen sie Selbstmordattentäter verwenden.

Im Süden von Damaskus liegt das Deraa Gouvernorat, das Grenzgebiet zu Israel und Jordanien, wo die Aleppo-Damaskus-Amman-Aqaba-Autobahn vorbeigeht. Im Westen dieses Gouvernorats, an der Grenze zu Israel, sind 9500 Dschihadisten der freien syrischen Armee (FSA) und der islamischen Front konzentriert, wozu noch1500 Kämpfer der al-Nusra-Front kommen. Die [von Frankreich erstellte] FSA wurde von der US-Armee bewaffnet, auf Basen in Jordanien ausgebildet und dauerhaft mit Kämpfern, Waffen und Munition von Jordanien versorgt. Zwei Gruppen des IS mit einer Stärke von 3000 Kämpfern sind an der Grenze mit Jordanien, in Ortschaften mit Kommunikationsmitteln, im Gouvernorat As-Suwayda entfaltet.

Im Norden Syriens sind die Ölfelder im Gouvernorat Rakka von einer Gruppe von 2500 IS-Kämpfern besetzt. Im Nordosten Syriens sind die Ölfelder von Ash-Shaddadyi an der Grenze mit dem Irak auch noch von 2500 Kämpfern des IS besetzt. Im Südosten, immer noch an der irakischen Grenze, befindet sich eine andere 3000 köpfige Gruppe von IS-Kämpfern, die die Ölfelder von Abu Kemal, im Gouvernorat von Deir-Ez-Zor besetzen. Innerhalb von den drei IS kontrollierten Bereichen, ist die Stadt Deir Ez-Zor, Sitz einer Garnison, die von der 104. Fallschirm-Brigade verteidigt wird. Diese Brigade ist ein anderer Brückenkopf der Syrischen Arabischen Armee, die für die General-Offensive gegen den IS vorgesehen ist.

Anfang März könnte von der Syrischen Arabischen Armee im Nordwesten des Landes eine Großoffensive gestartet werden. Die Richtungen der Offensive würden Aleppo-Idlib, Idlib- Latakia und Hama-Idlib sein. Hierzu transportiert Russland täglich Einheiten der Syrischen Arabischen Armee und große Mengen von Munition aller Kaliber, Raketenwerfer, Haubitzen und Panzer. Russland ist daran interessiert, diese neuen Arten von Waffen in den tatsächlichen Gegebenheiten des Schlachtfeldes in Syrien zu testen.

Zum Beispiel für die Eroberung der strategischen Teile im Norden der Provinz Latakia hat die Syrische Arabische Armee zum ersten Mal sechs russische Ketten-Fahrzeuge vom Typ "Plattform-M" und vier "Argo", Systeme auf Rädern benutzt. Diese Roboter sind mit opto-elektronischen Geräten ausgestattet, um die Ziele zu erkennen, mit Maschinengewehren und Raketenwerfern bewaffnet, durch einen Schild geschützt, und werden aus der Ferne gesteuert. Sie können sich auf bergigem und bewaldetem Terrain bewegen, sich bis zu einer Entfernung von 100 bis 120 m den feindlichen Verteidigungslinien nähern und überrascht Feuer geben. Ihre Mission ist, das Feuer der feindlichen Infanterie auf sich zu lenken und somit das Abwehrsystem offenzulegen, das dann durch die Artillerie der Syrischen Arabischen Armee getroffen werden kann.

Die Syrische Arabische Armee hofft, die Dschihadisten von dem Kessel von Rastan Ende Februar zu zerstören oder gefangen zu nehmen. Mit kleinen offensiven Operationen glaubt sie die völlige Abschottung der Gruppe vom Rest der anderen Dschihadisten zu erreichen. Zur gleichen Zeit wird sie den Reinigungsvorgang im Grenzbereich mit der Türkei abschließen und die islamistischen Rebellen im Norden der Provinz Latakia beseitigen. Ziel ist, tief im Norden entlang der Grenze mit der Türkei und im Gouvernorat Idlib einzudringen. Die Absicherung der Grenze mit der Türkei wäre für Syrien die Garantie, dass die Dschihadisten nicht mehr mit modernen Waffen und Munition, besonders mit den US-amerikanischen BGM-71 TOW Panzerabwehr Raketen versorgt werden können.

Übersetzung
Horst Frohlich

[1«Munitions "intelligentes" utilisées par la Russie en Syrie», Valentin Vasilescu, Traduction Avic, Réseau international, 3 novembre 2015.

[2«L’hélicoptère Mi-24 crée la panique chez les rebelles en Syrie», Valentin Vasilescu, Traduction Avic, Réseau international, 19 octobre 2015.

[3Russland zeigt die Beweise des Öl-Schmuggels von Daesh über die Türkei“, von Valentin Vasilescu, Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 3. Dezember 2015.

[4«Bataille acharnée pour Alep», par Valentin Vasilescu, Traduction Avic, Réseau international, 29 octobre 2015.