Jens Stoltenberg hat die Vorbereitung des zweiten Krieges gegen Libyen begrüßt.

Bei seiner Teilnahme (wie es jetzt Usus ist) an der Tagung der EU-Verteidigungsminister am 5. Februar in Amsterdam hat der Generalsekretär der NATO Jens Stoltenberg den "Plan der USA, ihre militärische Präsenz in Europa durch die Vervierfachung der Finanzierung deutlich zu erhöhen“ gelobt. Die USA können daher " mehr Truppen im östlichen Teil des Bündnisses behalten, schwere Waffen dort in Voraussicht lagern, mehr Übungen und mehr Infrastruktur aufbauen". Auf diese Weise „stärkt sich" laut Stoltenberg, „die Zusammenarbeit der EU und der NATO“.

Sofort nach dem Ende des Kalten Krieges, 1992, betonte Washington die "grundlegende Bedeutung der NATO als Kanal für den Einfluss und das amerikanische Engagement in europäischen Angelegenheiten, um die Erstellung reiner europäischer Geräte zu verhindern, die die Kommandostruktur des Bündnisses untergraben würden", nämlich die der USA.

Mission erfüllt: 22 von 28 Ländern der EU, mit mehr als 90 % der Bevölkerung der Union, gehören nun der NATO an, noch immer unter dem Kommando der USA, und von der EU als "Grundlage für die kollektive Verteidigung“ anerkannt. Mit Druck auf die Regierungen der östlichen Länder, die mehr Bezug zu den USA als zur EU haben, hat Washington die Ostfront mit einem neuen Kalten Krieg wiedereröffnet und hat die für die US-Interessen gefährlichen wachsenden Wirtschaftsbeziehungen zwischen Russland und der EU zerschmettert.

In ganz Osteuropa flattert auf den höchsten Wimpeln das Sternenbanner mit der Fahne der NATO. In Polen hat die neue Premierministerin Beata Szydlo in ihren Pressekonferenzen die Flagge der EU eingeholt – die oft auf der Straße durch "Patrioten" verbrannt wurde, welche die Regierung in ihrer Weigerung unterstützen, die als "weiße Eindringlinge“ beschriebenen Flüchtlinge (Frucht der Kriege der USA und der NATO) aufzunehmen -. Im Vorfeld des NATO-Gipfels, der im Juli in Warschau stattfinden wird, erstellt Polen eine gemeinsame, von den USA trainierte Brigade von 4000 Mann mit Litauen und der Ukraine (in der Tat bereits in der NATO). In Estland kündigte die Regierung "einen militärischen Schengen Bereich" an, der den US- und NATO-Truppen erlaubt, in das Land frei einzufahren. An der Süd Front, verbunden mit dem Osten, sind die Vereinigten Staaten dabei, von Europa aus einen neuen Krieg in Libyen zu starten, um wirtschaftliche und strategische Küstengebiete zu besetzen, unter dem Vorwand sie von Daesh zu befreien.

Das ist ein Schlag um wieder Boden zu gewinnen, nachdem Russland in Syrien durch die Unterstützung der Regierungstruppen den Interventions-Plan der USA und der NATO um diesen Staat zu zerstören, vereitelt hatte. Sie verwendeten wie in Libyen in 2011 islamistische, von der CIA bewaffnete und ausgebildete und von Saudi-Arabien finanzierte Gruppen, die durch die Türkei und andere Länder unterstützt wurden.

Die Operation in Libyen "unter italienischer Führung" – die wie das Pentagon sagt, " boots on the ground " braucht, d. h. Bodenstreitkräfte erfordert - wurde von den Vereinigten Staaten, nicht mit der Europäischen Union, die auf dieser Ebene als einheitliches militärisches Subjekt nicht existiert, sondern individuell mit den vorherrschenden europäischen Mächten in einer Vereinbarung ausgearbeitet, vor allem mit Frankreich, Großbritannien und Deutschland. Länder, die im Wettbewerb miteinander und mit den Vereinigten Staaten sich doch vereinen, wenn fundamentale Interessen ins Spiel kommen.

Sehr aufschlussreich, was aus den Emails von Hillary Clinton, Staatssekretär in 2011, herausgekommen ist: die USA und Frankreich griffen Libyen vor allem an, um "den Plan von Gaddafi zu blockieren, der die enormen libyschen Reserven von Gold und Silber verwenden wollte, um eine Alternative für die afrikanische Währung des CFA-Franken zu schaffen", eine von Frankreich seinen 14 ehemaligen Kolonien auferlegte Währung.

Der libysche Plan (zeigten wir im April 2011 [1]]) wollte darüber hinaus Afrika von der Herrschaft des IWF und der Weltbank befreien. Das ist der Grund, warum Libyen zerstört wurde, wo jetzt die gleichen Mächte sich vorbereiten um "Frieden" zu bringen.

Kommentar von Thierry Meyssan

Das Netzwerk Voltaire hat immer gesagt, dass die Frage der Reserven der libyschen Währung und deren Nutzung im Mittelpunkt der Motive stand, und die Bildung einer internationalen Koalition gegen diesen souveränen Staat ermöglichte. Zusätzlich zu den Informationen vom April 2011 von Manlio Dinucci, enthüllten wir Mai 2011, dass der Direktor des IWF, Dominique Strauss-Kahn, am Flughafen in New York verhaftet wurde, als er nach Deutschland und dann nach Libyen fliegen wollte, um das libysche Währungs-Experiment mit Muammar el-Gaddafi zu ermitteln und es auf dem G8-Gipfel in Deauville vorzulegen. Dann, im Juli 2011, veröffentlichten wir ein Interview mit Mohammed Siala, Minister für Zusammenarbeit und Administrator des libyschen Staatsfonds. Jedoch, trotz meines Engagements innerhalb der Regierung der Libysch-Arabischen Dschamahirija konnten wir nie Details über die Verhandlungen erhalten, die Libyen auf dem G8 geführt hatte. Im Juni 2012 ließ der neue französische Staatspräsident, François Hollande, den Präfekt Édouard Lacroix (ehemaliger Generaldirektor der Police Nationale, dann Chef des Stabes von Charles Pasqua) ermorden, der an diesen Verhandlungen teilgenommen hatte und Zugang zum einem Teil des libyschen Schatzes hatte.
Thierry Meyssan

Übersetzung
Horst Frohlich
Quelle
Il Manifesto (Italien)

[1« La rapine du siècle : l’assaut des volontaires sur les fonds souverains libyens », par Manlio Dinucci, Traduction Marie-Ange Patrizio, Il Manifesto (Italie), Réseau Voltaire, 22 avril 2011. (Auch auf Englisch) [Der Raub des Jahrhunderts: der Angriff der Freiwilligen auf die libyschen Staatsfonds. Manlio Dinucci kommt auf ein Element in unseren Spalten am Anfang des Krieges in Libyen zurück: Die freiwilligen Kolonialmächte haben die kolossalen Investitionen des libyschen Staates konfisziert. Das Geld das in westlichen Banken eingefroren war, bedrohte das Monopol der Weltbank und des IWF durch die Finanzierung von Entwicklungsprojekten in der dritten Welt. Es "arbeitet" weiter (nicht als Investition, aber als Bank Garantie), aber diesmal zum Wohle der Westler.