Es ist jetzt vierzig Jahre her, dass die Welt die Entwicklung von China mit einem teils abgöttischen, teils ängstlichen Blick genauestens beobachtet. Im vergangenen Monat haben die wichtigsten westlichen Publikationen, die amerikanische Wochenzeitung Time, die französische Zeitung Le Monde und das deutsche Magazin Der Spiegel ihre Schlagzeilen in chinesischen Schriftzeichen oder in Pinyin gedruckt, indem sie der ganzen Welt verkündeten: "China: der große Gewinner"; "Machtzunahme von China"; und "China: das Erwachen eines Riesen."

Der Spiegel hat "Xing Lai" (Erwachen, in deutscher Sprache) als Überschrift gewählt, in Anlehnung an den Artikel "China: das Erwachen eines Riesen". Auf der einen Seite konstatiert er das Erwachen des chinesischen Riesen und interpretiert den Besuch des US-Präsidenten Donald Trump als ein Ergebenheitszeichen oder sogar als eine Anerkennung der ersten Weltmacht.

Auf der anderen Seite ermutigt Der Spiegel den Westen zum sofortigen Erwachen und zum Schulterschluss angesichts des chinesischen Aufstiegs. Das deutsche Magazin anerkennt China deutliche Fortschritte auf verschiedenen Bereichen. Allerdings werden diese Fortschritte für die westliche Welt als Bedrohung wahrgenommen, in Anlehnung an die berüchtigte Theorie der "gelben Gefahr" oder der "chinesischen Bedrohung".

Zurzeit, als die westlichen Medien diese "Theorie" als Propaganda-Werkzeug verwendet hatten, haben sie den chinesischen Aufstieg nicht so kometenhaft eingestuft. Sie stehen heute vor einem China mit einer unvergleichbaren Macht, die die westliche Welt in vielen Punkten, einschließlich den wirtschaftlichen, politischen, technologischen und kulturellen übertrifft. Für Der Spiegel sind China und der Westen zu einem ewigen Konflikt verurteilt.

Wenn sie versuchen, die Entwicklung von China vorwegzunehmen, oszillieren manche westliche Eliten zwischen der Theorie des "chinesischen Zusammenbruchs" und der "chinesischen Bedrohung". Das bringt Lester Brown, Präsident des Earth Policy Institute in 1995 dazu, folgende Frage zu stellen: "Wer wird China ernähren?", indem er behauptet, dass der Anstieg der chinesischen Nachfrage nur die globale Lebensmittelknappheit verschlechtern wird. Die Realität ist, dass China nicht nur seine riesige Bevölkerung ernährt, sondern auch weltweit mit mehr als 30 Prozent zum aktuellen wirtschaftlichen Wachstum beiträgt.

Es gab eine Zeit, in der sich diese Eliten fragten, was China und seine "wackelige" Wirtschaft retten könnte. Sie zögerten nicht zu behaupten, dass China nur eine Großmacht werden könnte, wenn es sich an dem westlichen politischen System ein Beispiel nähme. Wie sich seither herausgestellt hat, ist es Tatsache, dass praktisch kein Land, das solche von den westlichen Eliten inspirierten Reformen unternommen hat, sich richtig entwickeln konnte. Sie sind manchmal sogar zurückgefallen, oder befinden sich am Rande des Zusammenbruchs. Auch der Westen hat schließlich erkannt, dass sein System nicht fähig ist China zu retten, sondern dass es selbst unverlässlich ist.

Der Westen sieht Chinas Aufstieg in diesem Tempo ungern. So hört man die Frage "wer wird sich China entgegenstellen?" zunehmend in den westlichen Medien. Alle Hoffnungen wenden sich an die Vereinigten Staaten und an seinen Präsidenten.

Jedoch Trump und sein Slogan "Amerika zuerst" scheinen für die Ideologie der westlichen Eliten kein Interesse zu erwecken. Daher machen letztere, frustriert, aus ihm den Präsidenten, der vor China seinen Kotau macht, um seine Gunst zu gewinnen.

Um Trump auf ihre Seite zu bringen, sagen diese Eliten dank der Förderung einer immer mehr panikmachenden Version der Theorie der "chinesischen Bedrohung", dass die Entwicklung und die Macht von China für die Vereinigten Staaten eine Gefahr darstellen.

Es ist nicht verwunderlich, dass es dem Westen so schwer fällt China zu verstehen, weil diese beiden Welten absolut nicht die gleichen Werte besitzen; die westlichen Eliten, die die chinesische Kultur verachten, sollten eher bei ihren Vorfahren einen Hauch Weisheit einholen.

Kaiser Napoleon Bonaparte habe eines Tages das Erwachen von China vorausgesagt und die englischen Gesandten aufgerufen, dieses Land nicht zu erobern, sondern eher für beide Parteien ein vorteilhaftes Abkommen zu suchen. Der frühere deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt hat auch daran erinnert, dass der Westen China keinen Vorwurf machen sollte, weil es anders funktioniert. Er sollte eher Respekt vor dieser alten Zivilisation und seinen Reformen und seiner Entwicklung zeigen; und aufhören, es falsch einzuschätzen.

Dieses falsche Urteil über China führt den Westen in eine ideologische Sackgasse. Anstatt aus der chinesischen Entwicklung und dem Reform-Programm zu lernen, haben die westlichen Eliten eine kriegerische Mentalität und wollen die Entwicklung Chinas behindern. Das kann sie vorübergehend verlangsamen, aber kann den allgemeinen Entwicklungskurs langfristig nicht beeinflussen.

Die neue Version der "Theorie der chinesischen Bedrohung" soll Verwirrung schüren und eine Eskalation der Spannungen zwischen China und den Vereinigten Staaten provozieren. Falls dieses Komplott sein Ziel erreicht, wird die Welt ins Chaos gestürzt. China darf allen diesen "Theorien" kein Gehör schenken. Seine Entwicklung ist von größter Bedeutung.

Übersetzung
Horst Frohlich
Quelle
Global Times (Chine) ">Global Times (Chine)