Bevor die NATO jegliche Untersuchung der Attentate des 11. September 2001 als "Verschwörung" einstufte, galten Meyssans Fragen als legitim. Hier, eine Übertragung des Nachrichtensenders LCI in 2002.

Frage / Éditions Demi-Lune : Zuallererst, Danke Herr Meyssan für die Zustimmung zu diesem Gespräch, dessen Zweck ist, Ihren Lesern und Anderen, die Konsistenz Ihrer redaktionellen Produktion zu erklären. Nach der Veröffentlichung im Vorjahr von Sous nos yeux, schien uns die Wiederauflage von L’Effroyable Imposture 2 Ihres bedeutenden aber leider vergriffenen Buches wichtig; das ist seit Oktober letzten Jahres nun erledigt, und Ihre letzten 3 Bücher sind in der Sammlung Résistances [Widerstand] jetzt erhältlich. Die Internetbenutzer, die das Voltaire Netzwerk lesen, wissen um die Bedeutung Ihrer Arbeit und ihrer erheblichen Tragweite, aber für die Anderen sind Sie der "Polemiker" des 11. September und für Ihre Verleumder (d.h. die Atlantik- Medien in ihrer Gesamtheit, oder genauer gesagt, die Herausgeber, Redakteure und Editokraten), sind Sie ein gefährlicher "Verschwörer" , ja selbst der "Papst der Verschwörungstheoretiker". Wie definieren Sie sich selbst?

Thierry Meyssan : Als Analyst der internationalen Beziehungen. Ich komme aus der französischen politischen Welt. Ich war während 12 Jahren nationaler Parteisekretär einer Regierungspartei, der von Jean Moulin. Wie er bin ich radikal republikanisch im Sinne von "dem öffentlichen Interesse hingegeben". Deshalb habe ich nicht geschwiegen, als die Regierung von George W. Bush ihre Version der Anschläge vom 11. September vorgelegt hat. Ich bin sofort unter Druck gesetzt worden und ich habe mich geweigert, mich ihnen zu unterwerfen. Zuerst hatte ich das Glück durch Präsident Chirac geschützt zu werden, aber nach der Wahl von Nicolas Sarkozy, hat ein Staatsdienst den Auftrag erhalten, mich zu beseitigen. Statt den Kopf zu senken, habe ich vorgezogen, alles zu verlieren und ins Exil zu gehen. Nach ein paar Monaten habe ich versucht die Macht zu verstehen, die ich beunruhigt habe. Ich habe die Beziehungen, die ich mit Führern wie Venezuelas Präsident Hugo Chavez aufgebaut hatte, weiter betrieben und habe neue mit anderen entwickelt, wie mit dem iranischen Präsident Mahmoud Ahmadinedschad. Allmählich gewann ich Anerkennung in der Fachwelt der ganzen Welt – bei Diplomaten, Militär und politischen Entscheidungsträgern. Sicherlich gibt es viele bessere Experten als mich, aber sie sind in den Regierungen und veröffentlichen ihre Arbeit nicht. Ich bin der einzige der Regierungs-Erfahrung in verschiedenen Ländern gehabt hat und der in der Presse vieler Länder geschrieben hat.

Frage: Es ist eine unheimliche Bösgläubigkeit, wenn man diejenigen als "Verschwörungstheoretiker" abstempelt, die die Richtigkeit der "offiziellen Version" dieser Attentate bezweifeln, welche ausdrücklich behauptet, dass die terroristischen Anschläge gegen die Vereinigten Staaten das Werk einer Verschwörung sind, für die die al-Kaida von bin Laden zuständig ist! Ohne zu übertreiben können wir sagen, dass für die Medien, jeder der nicht blind an die Geschichte einer kriminellen Verwaltung glaubt, die zwei illegale Kriege geführt hat, die eine dauerhafte Inhaftierung und Folter etabliert hat und die zwanghaft die ganze Weltgemeinschaft immer wieder belogen hat, ein "Verschwörungstheoretiker" ist.

Thierry Meyssan : Schon früh bin ich nicht damit einverstanden gewesen, so zu tun, als sei der Zusammensturz der Twin Towers durch Flugzeuge verursacht worden, dass ein Flugzeug in das Pentagon gestürzt wäre, dass Personen die nicht auf den Passagier-Listen eingeschrieben waren, Flugzeuge entführt hätten und dass ein dritter Turm einfach aus Nachahmung zusammengebrochen wäre. Das hat nichts zu tun mit dem, was die Wissenschaftler vor dem 11. September die "Verschwörungstheorie" nannten, d.h. die grundsätzliche Weigerung, dass Ereignisse einen Kurs nehmen könnten, der seiner Weltanschauung widerspricht. Es ist der Wille, nicht rational, sondern vernünftig zu bleiben, der mich veranlasst hat nachzudenken.

Frage: Aber mit dem Untertitel Ihres jüngsten Buches Du 11 September à Donald Trump, scheinen Sie Ihren Feinden zuzustimmen, die Sie gerne als Verschwörungstheoretiker präsentieren, der auf die Anschläge vom 11. September fixiert ist... Dennoch ist es eine unbestreitbare Tatsache - auch wenn man manchmal dazu neigt es zu vergessen -, dass diese Attentate "die Welt verändert haben".

Thierry Meyssan : Alle Historiker sind sich einig, dass der 11. September einen genauso wichtigen radikalen Wandel der internationalen Politik verursacht hat, wie der Zerfall der Sowjetunion.

Frage: Wie auch immer, Sie bleiben für die Meisten (Unterstützer wie Gegner) jener, der die globale Medienberichterstattung des Zweifels an der Verantwortung dieser Ereignisse erlaubt hat, der sagte, dass keine Boeing das Pentagon getroffen habe. Wir haben diesen Schock Satz des ursprünglichen Verlegers in unsere Neuauflage von 11. September. Der inszenierte Terrorismus nicht wieder aufgenommen, da es uns schien, dass es den allgemeinen Zweck des Buches, welches doch weitaus allgemeiner und reicher war, völlig überschattet hatte. In der Tat, seit März 2002, d.h. ein Jahr vor dem illegalen Überfall durch die USA auf den Irak, haben Sie vorhergesagt, was geschehen wird, von der Invasion des Irak bis zur Umsetzung dieses "Krieges ohne Ende". Das Geringste, was man sagen kann, ist, dass dies nicht als Ihr Verdienst anerkannt wurde...

Thierry Meyssan : Erstens war meine Arbeit in den USA unbekannt, wo die Leute mehrere Jahre warteten, bevor sie die Fragen stellten, die ich formuliert habe. Dann, unterscheiden wir doch zwei Dinge: die Art und Weise, wie ich die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf die Lüge der Bush-Administration gelenkt habe und das Studium, das ich von der imperialen Regierung, die diese Verwaltung annahm, gemacht habe.

Das Flugzeug auf das Pentagon war nicht das Thema meines Buches

Allen zu zeigen, dass kein Flugzeug in das Pentagon abgestürzt war, war ein einfaches und nachprüfbares Mittel, um die Manipulation hervorzuheben, die die Bush-Administration praktizierte. Aber es war nicht das Thema meines Buches. Das Thema war die Einführung eines Überwachung- Systems in den Vereinigten Staaten, des Patriot Act und die Weiterführung eines "endlosen Krieges" in den Worten von Präsident Bush selbst. Ein Krieg, den wir seitdem vor unseren Augen haben.

Es fehlten mir eine Menge Elemente, die ich seitdem analysiert habe, aber ich hatte zu der Zeit schon genug, um vorauszusehen was heute geschieht. Viele Leute fühlten sich vor die Stirn gestoßen, nicht durch meine Argumentation, sondern allein durch meine Schlussfolgerungen. Zum Beispiel hat mich „Le Monde“ beschuldigt, wegen meines "Anti-Amerikanismus", zu behaupten, dass Washington Bagdad angreifen werde. Laut dieser Zeitung hatten die Vereinigten Staaten den Irak schon unter Bush Sr. angegriffen und dass ich wegen meiner Fixierung glaubte, sie würden es wieder tun. Da sie ihre früheren Anschuldigungen vergessen hatte, wirft mir die gleiche Zeitung heute vor, pro-Trump zu sein, also "pro-amerikanisch."

Vor allem, einige meiner Gegner haben absurde Schlussfolgerungen aus meiner Arbeit gezogen, welche sie wahrscheinlich gar nicht gelesen hatten. Ihnen zufolge, wollte ich nur die islamistische Bedrohung minimieren, indem ich die Idee widerlegte, dass Al-Kaida diese Attentate entworfen habe. Dieses letzte Buch Sous nos yeux zeigt aber genau das Gegenteil: Ich denke, man sollte die Islamisten bekämpfen, für das, was sie tun und nicht für das was ihnen fälschlicherweise zugeschrieben wird. Unter "Islamist" verstehe ich nicht die Gläubigen des Islam, sondern die politische Ideologie der Bruderschaft der muslimischen Brüder.

Frage: in der Tat scheint es, dass niemand Präsident Bush ernst genommen habe, als er sagte, dass die Vereinigten Staaten in einen "Krieg gegen den Terror" einsteigen würden, der im Gegensatz zu den modernen Kriegen eine Generation oder länger dauern könnte. In der Tat, es schien so verrückt, und doch, hier sind wir 17 Jahre später, in einer Welt, wo Konflikte und Schlachten sich nur so ansammeln.

Thierry Meyssan : Wir wussten damals nichts von der Arbeit von Admiral Arthur Cebrowski. Sicherlich hielt er schon Vorträge in allen US-Militärakademien, aber seine Meinung wurde der Öffentlichkeit erst im Jahr 2003 in Vanity Fair vorgestellt, und erneut im Jahr 2004, durch ein Buch seines Assistenten Thomas Barnett.

Die allgemeine Idee ist, dass sobald die Sowjetunion verschwunden, es keine Freunde und Feinde mehr gibt, nur Leute, die bereit sein werden, mit den Vereinigten Staaten Geschäfte zu machen oder nicht. Das Pentagon wird keine Kriege mehr gegen Großmächte liefern, sondern eine mit der Globalisierung der Finanzmärkte kompatible Weltordnung etablieren. Cebrowski teilt die Welt in zwei Teile: auf der einen Seite die stabilen, mit der Weltwirtschaft verbundenen Staaten, auf der anderen Seite alle anderen. Er beschließt, dass die Vereinigten Staaten keine Ressourcen-Kriege mehr für sich selbst führen werden, sondern den Zugang der globalisierten Länder zu Ressourcen der nicht globalisierten Zonen kontrollieren würden. Dann fügte er hinzu, dass noch übrig bleibt, die staatlichen Strukturen des weltweit nutzbaren Teils zu zerstören, damit er sich nicht wehren kann.

Als ich die Arbeit von Barnett gelesen habe – der eine Pinzette benutzt, um zu seinem Schluss zu kommen - habe ich es nicht für möglich gehalten. Es schien grausam und zynisch. Als ich sie ein paar Jahre später wieder las, sah ich beschrieben, was ich mit meinen eigenen Augen gesehen hatte: die Zerstörung des Erweiterten Nahen Ostens.

Frage: In 11. September. Der inszenierte Terrorismus erinnern Sie daran, dass der Sturz der Taliban und sogar die Invasion Afghanistans, als eine Reaktion auf die Terroranschläge wie eine Antwort auf die Attentate vorgestellt wurde, aber in Wirklichkeit schon zuvor und vor diesen entworfen und vorbereitet worden war.

Thierry Meyssan : Jedermann hat bemerkt, dass der tadschikische Anführer Ahmed Shah Massoud kurz vor den Anschlägen ermordet wurde. Aber niemand hatte Zeit, "Warum?" zu fragen, weil die Angriffe bereits die USA trafen; und dann griffen Washington und London Afghanistan an. In der Tat gab es in den vorher vergangenen Monaten Verhandlungen in Berlin und Genf die versagt hatten. Auf dem Heimweg hatte der Vertreter von Pakistan angekündigt, dass sein Land sich für den Krieg in Afghanistan vorbereiten müsste, der unvermeidlich würde. Washington und London haben ihre Truppen in der Region gesammelt. Dann kam der 11. September, der eine akzeptable Begründung für den Kolonialkrieg gegeben hat.

Frage: Auf die gleiche Weise zeigen die öffentlichen Äußerungen von General Wesley Clark im März und Oktober 2007, über die 7 Länder, die durch die USA angegriffen und zerstört werden sollen, dass diese Liste am nächsten Morgen nach den Anschlägen aufgestellt wurde. Aber jedes dieser Länder (Irak, Syrien, Libanon, Libyen, Somalia, Sudan und Iran) war schon Objekt eines Krieges, eines Versuchs des Regimewechsels oder einer Invasion, Bombardierung, Zerstörung, einer Teilung, Destabilisierung oder Embargo... Herr Clark, ehemaliger Oberbefehlshaber der NATO, konnte durch die Medien nicht als "Verschwörer" beschuldigt werden, seine Äußerungen wurden einfach verschwiegen und nur alternative Websites haben davon gesprochen. Das heißt, sie werden immer noch von der Öffentlichkeit ignoriert...


Aufnahme, im Jahr 2006 zum ersten Mal, wo General Wesley Clark, ehemaliger NATO-Oberbefehlshaber, öffentlich über die Pläne des Pentagon der kommenden Jahre spricht.

Thierry Meyssan : Clark bezog sich auf eine Diskussion im Pentagon kurz nach dem 11. September. Es ging darum, die Lehre von Cebrowski im Erweiterten Nahen Osten umzusetzen. Auch er glaubte es nicht zu dieser Zeit. Er auch verstand es nur nach der Tat.

Ich hatte schreckliche Dinge über General Clark geschrieben, als er Jugoslawien bombardierte. Später entdeckte ich einen respektablen Mann, der in einem beängstigenden System Karriere gemacht hatte. Er hat mir mein Leben im Jahr 2011 gerettet.

Frage: Außerdem, wenn ich dieses Video wieder ansehe, bin ich erstaunt über das, was er ganz am Anfang (und am Ende sagt)! Er spricht buchstäblich von einem politischen Staatsstreich, der kurz nach dem 11. September durch Mitglieder des PNAC stattfand. Das ist sehr nahe Ihrer Analyse, außer dass Sie denken, dass der Staatsstreich der 11. September selbst ist...

Thierry Meyssan : General Clark dachte, sich an den US-Präsidentschaftswahlen zu beteiligen. Er konnte sich daher nicht offen auszudrücken.

Frage: Seit 2002 gibt es Sie nicht mehr für die Medien und Politiker in Frankreich... Sie wurden von der öffentlichen Diskussion ausgesperrt. Wir werden später über die gefälschten Nachrichten sprechen. Ein weiterer wichtiger in 11. September. Der inszenierte Terrorismus angesprochener Punkt, ist die Rolle, die die Religion plötzlich in der (Geo-) Politik der USA nach dem 11. September gespielt hat...

Thierry Meyssan : Nein. Ich existiere immer noch für die politischen Entscheidungsträger in Frankreich. Die meisten von ihnen bekämpfen mich, aber viele haben briefliche Beziehung mit mir.

Was die Rolle der Religion angeht, hat sie die politischen Ideologien des Kalten Krieges ersetzt. Wir achten mehr auf die Rolle von Judentum und Islam, als auf Buddhismus und Shintoismus, aber es sind alle diese Religionen, die heute als Vektoren für die politischen Ambitionen dienen.

Sprechen wir nicht von Evangelikalen, die alle Entscheidungen des Likud im Namen ihres Glaubens unterstützen, indem sie Passagen aus dem Alten Testament zitieren, obwohl diese Themen in den Evangelien fehlen. Oder sogar von Muslimen, die die Verbrechen von Daesch verurteilen, obwohl sie diese Organisation für muslimisch halten.

Frage: Die Kontrolle der fossilen Energieressourcen hat eine wichtige Rolle bei der Entscheidung gespielt, den Irak (dann Libyen und sogar Syrien) zu überfallen. Die Bush / Cheney-Administration war damals überzeugt von der Unmittelbarkeit des Peak Oil. Wesley Clark äußerte seine Meinung zu diesem Thema, aber auch Alan Greenspan, der ehemalige Direktor der Federal Reserve ("Enthebung von Saddam Hussein war unbedingt nötig für das weltweite Angebot"). In Sous nos yeux erinnern Sie nicht ohne Ironie, dass der erste Name der US-Invasion des Irak „Operation Iraqi Liberation“ war, aber wegen der so enthüllenden Abkürzung, (OIL bedeutet Öl), wurde sie schnell umbenannt in "Operation Iraqi Freedom". Doch in dem kollektiven Unbewussten der Journalisten, wie für die Geschichte oder jedenfalls für die offizielle Erzählung, ist dieser Krieg entweder das Resultat des falschen Urteils (oder Lügen) des Bush-Blair Paares über die Massenvernichtungswaffen oder seine politische Blindheit "die Demokratie in den Irak exportieren zu wollen".


Alan Greenspan, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Federal Reserve, gibt zu, dass die Massenvernichtungswaffen ein Vorwand für einen Krieg gegen den Irak waren. Er meint, wenn das Motiv auch woanders war, war das Öl ein zentrales Element.

Thierry Meyssan : Es ist nicht da, wo sich die Fehleinschätzungen befanden. Der Irak-Krieg hat nichts zu tun mit den Begründungen, die er in der Öffentlichkeit hervorgerufen hat. Und die Erinnerung die man davon hat, ist selbst verändert.

Die von Staatssekretär Colin Powell vor den Vereinten Nationen gegebenen Gründe, waren nicht nur die angeblichen irakischen Massenvernichtungswaffen die die Vereinigten Staaten direkt bedrohten, sondern auch die Verantwortung dieses Landes in den Anschlägen vom 11. September. Diese Lüge ist in dem Gedächtnis ausgerottet worden, sie gibt es nur mehr für den Afghanistan-Krieg.

Sicherlich haben die Kriege von Irak, Libyen und Syrien eine Öl-Komponente. Die Bush-Administration war überzeugt, dass das Öl in sehr naher Zukunft, zwei oder drei Jahren, fehlen würde. Diese Angst ist heute verflogen. Die US-amerikanischen Politiker waren durch den Malthusianismus geblendet, den sie selbst seit dem „Club of Rome“ lehren.

Aber diese Konflikte waren nicht Ressourcenkriege für die Vereinigten Staaten. Außerdem, in dem Satz von Greenspan, den Sie zitieren, spricht er von der Garantie der Weltversorgung, nicht von den Vereinigten Staaten oder sogar ihren Verbündeten, wie Präsident Carter im Jahr 1979. Es handelt sich wirklich um die Cebrowski-Doktrin der Kontrolle durch das Pentagon des Zugangs der reichen Länder (China und Russland inbegriffen) zu natürlichen Ressourcen in dieser Region der Welt.

Die Journalisten sind der Klerus der dominierenden Religion

Frage: Aber ich meine, die kleine Welt der Medienleute und französischen Politiker scheint zu vergessen (oder tut so als ob), dass dieser Krieg völkerrechtswidrig war. Es ist einer der wichtigsten Gründe, die mich zur Veröffentlichung von Les Guerres illégales de l’OTAN vom Historiker Daniele Ganser gedrängt haben. Das Konzept des Völkerrechts wird einfach nie in den französischen Medien behandelt (und das gilt auch für den Krieg gegen Libyen und den in Syrien).

Thierry Meyssan : Es ist sehr schwierig für eine mit den Vereinigten Staaten verbündete Regierung, die US-Kriege als illegale zu qualifizieren. Charles De Gaulle hat es sich in seiner Rede von Phnom Penh geleistet, Jacques Chirac zog vor, darauf hinzuweisen, dass Kriege "die schlimmsten Lösungen wären“.

Natürlich haben die meisten französischen Medien nicht die Fähigkeit, für sich selbst zu denken. Außerdem sind ihre Journalisten nicht mehr Analysten, nur Kommentatoren. In der Vergangenheit war "Journalist" kein Job, sondern ein Weg, um einen Gedanken zu übertragen. Seit den 1980er Jahren haben die Medienchefs "Schulen" des Journalismus erstellt. Ihre zukünftigen Mitarbeiter werden dort geschult, um die Agentur-Depeschen zu behandeln, ohne sie in Frage zu stellen. Diese Berufs-"Journalisten" sind eine homogene Kaste, die der Klerus der dominierenden Religion wurde. Sie ignorieren viele Dinge, einschließlich des Völkerrechts, obwohl es durch die Franzosen und die Russen geschaffen wurde. In unserem Land haben wir einen drastischen Rückgang der geistigen Ebene der Eliten erlebt; ein Prozess, der sich unter dem Einfluss der aktuellen Revolte umkehrt. Jetzt debattieren Bürger wieder über unsere gemeinsamen Interessen. Sie manifestieren eine politische Reife, die den Journalisten und unseren Führern fehlt. Die Medien müssen wohl wieder, als Journalisten, fähige Leute rekrutieren.

Dieses Problem ist in unserer Geschichte gängig. Die erste französische Zeitung, La Gazette, im siebzehnten Jahrhundert, wurde im Auftrag von Kardinal Richelieu von Theophrastus Renaudot geschrieben. Er war ein "professioneller Journalist". Aber nur Figuren wie Voltaire, die die Verurteilung des Chevalier De La Barre anprangerten oder Zola die von capitaine Dreyfus, sind in meinen Augen echte Journalisten.

Frage: Naivität beiseite, man kann nur entsetzt sein, dass Bush, Cheney, Rumsfeld und Blair nie für ihre Verbrechen zur Rechenschaft gezogen wurden; aber was wirklich ein Skandal ist, dass Letzterer mit vollen Ehren auf dem nationalen Radiosender empfangen wurde, wo er im November 2014 als "außergewöhnliche Gast von Patrick Cohen“ vorgestellt wird. Es ist perfekt verabscheuungswürdig. Die Entscheidungen dieses Mannes haben zum Tod von Hundert-Tausenden Personen beigetragen!

Thierry Meyssan : Ich denke nicht, dass politische Verantwortliche für die Verbrechen im Namen von Interessengruppen persönlich zu beschuldigen und zu verurteilen, fair sei. Auf der anderen Seite denke ich, dass es notwendig ist, die schmutzige Wäsche in der Öffentlichkeit zu waschen, aber, nicht diese oder jene Persönlichkeit für die strukturellen Fehler verantwortlich zu machen. Natürlich, sind Bush, Cheney und ihre Handlanger Verbrecher und ihre Opfer können verlangen, dass sie verurteilt werden, aber das wird keine politische Wirkung haben.

Für mich endete die Französische Revolution mit der Enthauptung des Königs. Louis XVI hatte die Heimat verraten und verdiente die Schmach, aber er war nicht verantwortlich für die vom alten Regime übernommenen Strukturen und hätte nicht das Opfertier werden sollen. Es war die Position von Thomas Paine - Initiator der Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten, der Mitglied der Konvention geworden war -. Im Gegenteil, durch das Eintreten für den Tod des Königs, hielt Robespierre die Transformation der französischen Gesellschaft auf und engagierte sich für ein blutiges Rennen um die Macht.

Frage: Zur gleichen Zeit, in der Regel, werden all jene, die gegen die neuen imperialistischen Kriege sind, als "Verschwörer" gebrandmarkt, als schädliche, gefährliche Personen für die Gesellschaft, und von der öffentlichen Debatte ausgeschlossen. Dies ist eine sehr außergewöhnliche Umkehrung der Realität!

Thierry Meyssan : Es ist weniger schmerzhaft als die Sowjets, die ihre Gegner in psychiatrische Krankenhäuser schickten, aber es ist nicht anders.

(Fortsetzung folgt…)

Übersetzung
Horst Frohlich