König Abdallah Ben Abdelaziz Al Saud hat eine Überraschung geschaffen, als er seine Eröffnungsrede in der Schura (Parlamentsversammlung, vom Monarchen ernannt und nur mit einem Beratungsrecht ausgestattet) hielt: der „Diener der zwei heiligen Moscheen“ verkündete in der Tat, dass von nun ab die Frauen in Gemeindewahlen wählen und Kandidaten sein können. Durch seinen Schwung mitgerissen, erklärte er auch, dass er nicht zögern würde, ab 2013 Frauen in der Schura zu ernennen!

Verblüfft durch soviel Mut, überströmten die westlichen Mächte vor Verneigungen. So hat der britische Außenminister William Hague gefeiert: « ein wesentlicher Schritt nach vorwärts für das saudische Volk“. Frankreich hat seinerseits Lob ausgesprochen „ein historischer Beschluss [der] sich in eine Reformaktion gliedert, die den Erwartungen der Gesellschaft und der saudischen Jugend entspricht“. Der deutsche Regierungssprecher unterstrich, dass die Kanzlerin Angela Merkel diesen „wichtigen Schritt auf dem Weg der Reformen unter der Führung des König Abdallah“ begrüßte.

In 2009 hatte der König schon die Kühnheit, eine Frau als Ministerin zu ernennen: er hatte die Erziehung der jungen Mädchen dem Ministerium der Religiösen Sachen entzogen, der Autorität des Erziehungsministers unterstellt und hatte Frau Nour Fayez zum Staatssekretär ernannt, eine Funktion, die von ihrem liberalen Gemahl erlaubt wurde.

Seine Hoheit erklärte nach Befragung der Ulemas, dass das neue den Frauen verliehene Recht im Einvernehmen der Sharia ausgeführt würde. So werden die weiblichen Kandidaten in Gemeindewahlen eine schriftliche Einstimmung ihres Gemahls vorzeigen, während die Wählerinnen von ihrem männlichen Vormund im Wahllokal begleitet werden müssen.

Saudi Arabien ist eine absolute Monarchie und eines der autoritärsten Regime der Welt, aber auch einer der besten Alliierten des Westens in seinem unermüdlichen Kampf für Demokratie. Der König konzentriert in seiner Hand alle legislative, exekutive und juridische Macht. Er übt selbst die Funktionen des Staatschefs und Premierministers aus. Das Königreich hat kein öffentliches Budget, sondern ist wie ein Privatbesitz vom Monarchen verwaltet, der niemandem Rechnung schuldet.

Übersetzung
Horst Frohlich