In Reaktion auf den Vormarsch des islamischen Emirats (IE, ehemaliges ISIS oder EIIL) im Irak, hat die al-Nusra Front (Al-Kaida in Syrien) beschlossen, ihr eigenes Kalifat zu schaffen, kündigte ihr Emir Abou Mohammad al-Jolani, in einer Radio-Nachricht vom 11. Juli an.

Die "Front für den Sieg des Volkes der Levante" erschien Anfang 2012. Im März begeht sie einen doppelten Selbstmordanschlag in Damaskus (der zuerst durch die westliche Presse als eine Operation unter falscher Flagge des syrischen Staates beschrieben wurde). Sie bestand damals aus Mitgliedern des islamischen Emirats im Irak, einschließlich einiger syrischer Staatsangehörigen, hauptsächlich aus Deraa stammend, die den Dschihad im eigenen Land fortsetzen wollten.

Es scheint, die Front sei auf Initiative von Faruk Tayfur, dem stellvertretenden Generalsekretär der muslimischen Bruderschaft erstellt worden. Er erhalte seine politischen Anordnungen vom Amt der Brüder in Istanbul und die militärischen Informationen von der NATO.

Die Front wurde zunächst von dem Staat Katar finanziert, dann vom Staat Saudi-Arabien (bis zu seinem Bruch mit den Brüdern), und dann auch durch private Spenden durch religiöse Persönlichkeiten und Chefs von großen Unternehmen der Golfregion und von nun an (seit der Rückkehr des Prinzen Bandar) von den saudischen Geheimdiensten.

Ende 2012 anerkennt die Front öffentlich ihre Verbindungen zu Al-Kaida; bei dieser Gelegenheit wird sie von Washington am 11. Dezember auf der Liste der Terrororganisationen registriert.

Frankreich hingegen, das die Front mit Offizieren der französischen Fremdenlegion militärisch leitet, unterstützt sie jedoch weiterhin auch diplomatisch. Der französische Außenminister, Laurent Fabius, erklärt beim Treffen der Freunde von Syrien in Marrakesch am 12. Dezember, dass "alle Araber sich gegen den Wind stemmen", sich gegen die USA positionieren, „weil sie auf dem Boden einen guten Job machen.“ „Es war sehr klar, und der Präsident der [syrischen nationalen] Koalition war auch auf dieser Linie.“ [1]. Der Präsident der Koalition, Scheich Moaz al-Khatib (sonst auch Lobbyist von Shell), bat Washington, seine Haltung zu überdenken. 29 Rebellengruppen unterzeichnen eine Petition gegen die US-Entscheidung und unterstützen die Front. Letztlich unterstützt Frankreich offiziell die Position der USA und unternimmt eine Initiative, um die Front auf der UN-Liste der terroristischen Organisationen einzutragen.

In Wirklichkeit ist die Präsenz von französischen, amerikanischen, katarischen und türkischen Offizieren in ihrer Mitte, nach ihrer Aufnahme in die Liste der terroristischen Organisationen der Vereinten Nationen, weitgehend bezeugt.

Die Al-Nusra Front installiert islamistische Gerichte und verkündet die Scharia in den von ihr besetzten Gebieten. Sie praktiziert das Durchschneiden von Kehlen und andere öffentliche Hinrichtungen.

Die Türkei bietet ihr logistische Unterstützung, obwohl Al-Nusra türkische Geiseln nimmt [2]. Die türkische Armee nimmt mit ihr die syrisch-armenische Stadt Kassab im März 2014 ein [3]. Die Türkei setzt ihrer Beziehung mit der Front erst im Juni 2014 ein Ende, d.h. nach der Invasion des Irak durch das IE.

Die Front verfügt über moderne Waffen, einschließlich französisch-deutscher Milan Panzerabwehrraketen und einer Menge „Manpads“ [Man-portable air-defense systems]. Sie bewegt sich und entkommt den Angriffen der syrischen arabischen Armee dank der Satellitenbilder, die sie immer noch von der NATO mindestens bis Juni 2014 erhält.

Die Front versucht derzeit ihre Rivalen in zwei Zonen zu beseitigen, die eine im Norden des Landes (in einem Teil der Agglomeration von Aleppo), die andere im Süden (in der Umgebung der Stadt Dera’a), um schnell ein Kalifat auszurufen.

Übersetzung
Horst Frohlich

[1Laurent Fabius verteidigt Al Kaida“, Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 13. Dezember 2012.

[2Freilassung der libanesischen Geiseln von Al-Qaida in Syrien“, Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 22. Oktober 2013.

[3Die türkische Armee hilft ausländischen Söldnern in Syrien einzudringen“, Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 25. März 2014.