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 2. « Die Ökologie des Marktes »

Roland Emmerich inszenierte in seinem Film "2012" den Zusammenbruch der Erdkruste unter dem Wasser und die Rettung der wohlhabendsten Kapitalisten dank zweier moderner Archen von Noah, während der Rest der Menschheit in den Wellen umkommt.

Das Kyoto-Protokoll

Man erinnert sich, dass Margaret Thatcher im Jahr 1988 den G7 zur Finanzierung einer zwischenstaatlichen Studiengruppe zum Klimawandel (IPCC) unter der Schirmherrschaft der UNEP und der Welt Meteorologischen Organization induzierte hatte.

In seinem ersten Bericht 1990 betrachtete der IPCC eine eindeutige Erhöhung des Treibhauseffekts "in den nächsten Jahrzehnten oder mehr, als unwahrscheinlich". 1995 billigt ein zweiter Bericht dieses politische Gremium die Ideologie des Gipfels von Rio und "schlägt einen nachweisbaren Einfluss menschlicher Aktivitäten auf das globale Klima vor“ [1].

Präsident Bill Clinton (hier mit Vizepräsident Gore) hat mit großem Getue das Kyoto-Protokoll unterzeichnet, aber heimlich die demokratischen Parlamentarier angewiesen, damit es nicht von den Vereinigten Staaten ratifiziert wird.

Es folgen in einem jährlichen Rhythmus UN-Konferenzen zum Klimawandel. Jene von Kyoto (Japan) im Dezember 1997 entwickelt ein Protokoll, mit dem sich die Unterzeichnerstaaten freiwillig verpflichten, ihre Treibhausgasemissionen zu reduzieren; vor allem das Kohlendioxid (CO2), aber auch fünf andere Gase: Methan (CH4), Distickstoffoxid (N2O, „Stickoxidul“, Lachgas), Schwefelhexafluorid (SF6), die Fluorkohlenwasserstoffe (FC) und die Chlor-Fluor-Kohlenwasserstoffe [Kühlkompressor-Flüssigkeiten].

Dieses Protokoll ist auch für Staaten, die nicht an einen bedeutenden Einfluss der menschlichen Aktivitäten auf das Klima glauben, eine gute Sache, insofern es für eine bessere Nutzung erneuerbarer Energiequellen anspornt. Jedoch scheint es für Entwicklungsstaaten, die ihre Industrie modernisieren wollen, sicherlich schwierig zu sein, um weniger energieintensiv und weniger umweltbelastend zu werden. In Anbetracht dessen, dass diese Staaten mit einer embryonalen Industrie wenig Treibhausgase emittieren, während sie zur Entwicklung effizienterer und reinerer Industrien finanzielle Unterstützung brauchen, erstellt das Protokoll einen von der Weltbank verwalteten Anpassungsfonds, und ein System handelbarer Genehmigungen [CO2-Emissionsgutschriften]. Jeder Staat erhält zur Freisetzung von Treibhausgasen Genehmigungen [Kredite], die er unter seinen Industrien verteilt. Entwicklungsstaaten, die nicht alle ihre Genehmigungen verwenden, können sie an die entwickelten Staaten, die mehr als zulässig verschmutzen, weiterverkaufen. Mit dem Erlös des Verkaufs können sie ihre industrielle Anpassung finanzieren.

Die Idee scheint tugendhaft, aber der Teufel steckt im Detail: die Schaffung eines Marktes von handelbaren Genehmigungen ebnet den Weg für eine zusätzliche Finanziarisierung der Wirtschaft und damit eine neue Möglichkeit, arme Länder weiter auszuplündern. Mit großer Heuchelei unterzeichnet Bill Clinton das Protokoll von Kyoto, aber weist seine Parlamentarier an, es nicht zu ratifizieren. Der US-Senat lehnt es einstimmig ab. Während der Periode der Ratifizierung des Protokolls setzen die Vereinigten Staaten alles daran, den Markt von handelbaren Genehmigungen zu organisieren, obwohl sie die Absicht haben, sich den gemeinsamen Anforderungen so spät wie möglich zu unterwerfen.

Die Studien zur Vorbereitung werden von einem gemeinnützigen Verein, der Joyce Foundation, unterstützt. Er wird von Richard L. Sandor, einem republikanischen Ökonomen geleitet, der eine doppelte Karriere als Trader (Kidder Peabody, IndoSuez, Drexel Burnham Lambert) und als Akademiker (Berkeley, Stanford, Northwestern, Columbia) gemacht hat.

Noch vollkommen unbekannt für die breite Öffentlichkeit, schreibt der Anwalt Barack Obama die Statuten der Weltbörse für Gewächshaus-Gas-Emissionsrechte.

Letztlich wird eine Holding erstellt – die Climate Exchange - in Form einer Firma britischen Rechts, der Public Limited Company (d.h. ihre Aktien wurden anlässlich eines öffentlichen Appells verkauft und die Haftung der Gesellschafter beschränkt sich auf ihre eigenen Beiträge). Die Statuten wurden von einem Direktor der Joyce Foundation, einem der Öffentlichkeit völlig unbekannten Anwalt, Barack Obama geschrieben. Der öffentliche Appell an Investoren wird durch den ehemaligen US-Vizepräsident, Al Gore und durch David Blood (ehemaliger Direktor der Goldman Sachs Bank) eingeleitet.

Am Ende des Vorgangs erstellen Gore und Blood einen ökologischen Investmentfonds, den Generation Investment Management (GIM) in London. Zu diesem Zweck schließen sie sich mit Peter Harris (ehemaliger Kabinettschef von Al Gore), Mark Ferguson und Peter Knight (zwei ehemalige Mitarbeiter von Blood bei Goldman Sachs) zusammen und schließlich auch mit Henry Paulson (damals Generaldirektor von Goldman Sachs, der sich aber zurückziehen wird, wenn er Finanzminister der Regierung Bush wird).

Die Climate Exchange Plc gibt Stipendien in Chicago (USA) und in London (Großbritannien), sowie Tochterunternehmen in Montreal (Kanada), Tianjin (China) und Sydney (Australien).

Durch Anhäufen von Aktien, die während der Erstellung der Holding-Gesellschaft blockiert wurden und jenen, die er nach dem öffentlichen Aufruf erwarb, besitzt Richard Sandor fast ein Fünftel der Aktien. Der Rest wird hauptsächlich zwischen Mega-Hedge-Fonds aufgeteilt: Invesco, BlackRock, Intercontinental Exchange (wo Sandor auch Administrator ist), General Investment Management und DWP-Bank. Die Marktkapitalisierung ist jetzt [2010] mehr als 400 Millionen Pfund Sterling. Die im Jahr 2008 an die Aktionäre gezahlten Dividenden betrugen 6,3 Millionen Pfund.

Naiver Weise sind die Mitglieder der Europäischen Union die Ersten, die an die vom Menschen verursachte globale Erwärmungs-Theorie glauben und die das Protokoll ratifizieren. Aber für sein Inkrafttreten brauchen sie die Russische Föderation. Sie hat nichts dabei zu befürchten, da das ihr auferlegte Emissions-Maximum wegen ihrem industriellen Niedergang nach der Auflösung der UdSSR nicht bindend ist. Sie ziert sich aber, um im Gegenzug die Unterstützung der Europäischen Union für ihren Beitritt zur Welthandelsorganisation zu erlangen. Schließlich tritt das Protokoll im Jahr 2005 in Kraft.

2002: der vierte "Erdgipfel" in Johannesburg und die Wiederholung der Prioritäten von Jacques Chirac

Der 10-Jahres-Gipfel in Johannesburg (Südafrika) interessiert die Vereinigten Staaten nicht mehr als der von Nairobi. Ihre Agenda des Augenblicks richtet sich ausschließlich auf den globalen Krieg gegen den Terrorismus. Umweltthemen müssen warten. George W. Bush wird nicht hinreisen und sendet den Außenminister Colin Powell eine kurze Rede halten, während die ungeduldige Mannschaft seines Flugzeugs die Motoren andreht.
Die Konferenz gibt den Stil des internationalen Karnevals in Rio auf und konzentriert sich auf spezifische Themen: Zugang zu Wasser und zur Gesundheit, die bevorstehende Erschöpfung und der Preis der nicht-erneuerbaren Energien, die Ökologie der Landwirtschaft, die Vielfalt der Tierarten. Das Klima ist nur eine von vielen Fragen.

In Johannesburg plädiert Jacques Chirac für eine Änderung der Prioritäten: die Dringlichkeit ist nicht die Jagd auf Ben Laden, sondern die saubere Entwicklung.

Der Gipfel wird plötzlich Szene eines Zusammenstoßes, als der französische Staatspräsident Jacques Chirac sagte: "Unser Haus brennt und wir schauen weg. Die Natur, verstümmelt, überfordert, verfehlt sich zu erholen, und wir weigern uns es zuzugeben. Die Menschheit leidet. Sie leidet an schlechter Entwicklung im Norden wie im Süden, und wir sind gleichgültig“ [2]. Seine Rede klingt wie eine Anklageschrift gegen die Vereinigten Staaten. Nein, die Jagd nach Osama Ben Laden ist nicht die Priorität, es ist die Entwicklung der armen Länder und der Zugang zu den lebenswichtigen Gütern für alle.

Die leitenden Beamten der US-Delegation sabotieren aus Wut die Verhandlungen. Während die Bush-Administration sich anschickt das Folterzentrum in Guantánamo Bay und geheime Gefängnisse in 66 Ländern einzurichten, erhebt sie sich als Lektionserteilerin und bedingt jegliche Verpflichtung ihrerseits mit den Zugeständnissen der südlichen Staaten in Sachen Menschenrechte und dem Kampf gegen den Terrorismus. Kein endgültiges wichtiges Dokument wurde angenommen.

Kopenhagen, in Erwartung des Gipfels der Erde von 2012

Im Jahr 2012 sollten der fünfte Gipfel der Erde und die Überarbeitung des Kyoto-Protokolls stattfinden. Washington und London haben aber beschlossen, die 15. Konferenz zum Klimawandel in ein großes Zwischentreffen zu verwandeln. Das ist deshalb, weil die neue angelsächsische Politik beabsichtigt, die globale Erwärmung zu nutzen, um ihre zwei Hauptziele voranzutreiben: den Kapitalismus zu retten und sich die Fähigkeit der Vereinten Nationen, das internationale Recht zu schreiben, anzueignen.

Es ist klar, dass die US-Wirtschaft nicht funktioniert und nicht in der Lage ist, ihre interne Krise zu zügeln. Die Amerikaner produzieren nicht mehr viel, ausgenommen Waffen, während die Güter, die sie verbrauchen, durch ein zunehmend wohlhabenderes China produziert werden. Die grundlegende Lösung liegt in einer Wandlung des Kapitalismus. Die Zeit ist gekommen, um die Spekulation in Richtung der marktgängigen Verschmutzungs- Genehmigungen zu beleben, den Verbrauch mit umweltfreundlichen Produkten anzukurbeln und Jobs auf grünen Arbeitsplätzen zu schaffen [3].

Auf der anderen Seite, da die gezwungene Globalisierung auf immer mehr Widerstand stößt, muss man sie aufdrängen, indem man sie etwas anders präsentiert. Man wird sagen, dass die Umweltthemen eine Weltordnungspolitik erfordern, für die die Vereinigten Staaten die Führung übernehmen müssten. Hierzu müsse zuerst die Wirkungslosigkeit der Vereinten Nationen in dieser Sache bewiesen werden.

Der ehemalige Vizepräsident der USA, Al Gore, spezieller Berater der Krone von England, erhielt den Friedensnobelpreis für seinen Propagandafilm "An Inconvenient Truth".

Eine lange und leistungsstarke Propagandakampagne war der Konferenz in Kopenhagen vorausgegangen. Beginnend mit Al Gores Film An Inconvenient Truth, [eine unbequeme Wahrheit], der auf dem Festival de Cannes 2006 vorgestellt wurde, brachte ihm den Friedensnobelpreis 2007 ein. Der ehemalige Vizepräsident der Vereinigten Staaten, dessen Doppelspiel über das Kyoto-Protokoll wir vergessen haben, präsentiert sich als überzeugter Aktivist. Zur Verteidigung seiner noblen Sache würde er seine Freizeit unentgeltlich opfern. In Wirklichkeit hat er diesen Dokumentarfilm gemacht und eine Werbe-Tour als Berater der britischen Krone unternommen, die der echte Sponsor der Operation ist. Al Gore ist ein Spezialist in Massen-Manipulation. Er war es, der die große tausendjährige Angst, den "Millennium-Bug" am Ende des 20. Jahrhunderts organisiert hatte. Er hatte dann zur Gründung einer Gruppe von Experten der Vereinten Nationen aufgerufen, der Y2KCC, - in jeder Hinsicht vergleichbar mit dem IPCC-, um den Schein eines wissenschaftlichen Konsens über ein kleines hochgespieltes Problem zu bewirken [4].

Über Al Gores Film hinaus gibt es verschiedene andere Dokumentar und Fiktions-Filme. So der Film „Home“ des französischen Fotografen Yann Arthus-Bertrand, der weltweit von dem UNEP am 5. Juni 2009 ausgestrahlt wurde. Oder der Hollywood-Film des deutschen Roland Emmerich, 2012, in dem er den Zusammenbruch der Erdkruste unter dem Wasser und die Rettung der wohlhabenden Kapitalisten durch zwei moderne Archen von Noah inszenierte, während die Armen von der Flut verschlungen werden.

Anscheinend sollte die Klimakonferenz in Kopenhagen das Thema der Treibhausgase durch die Bestimmung der Emissionshöchstmengen und der Hilfen für Entwicklungsländer regeln. In Wirklichkeit wollten London und Washington die Europäer dazu bewegen, selbst die Obergrenzen des Kyoto-Protokolls herunterzusetzen— um den Umfang der handelbaren Genehmigungen und damit die Börsen-Spekulation zu vergrößern - und die Konferenz zum Scheitern zu bringen, um die Weltöffentlichkeit zu einer Lösung außerhalb der Vereinten Nationen zu bewegen.

Sehr unbefangen inmitten dieser Maskerade hat der russische Präsident Dmitry Medvedev einen Bluff ausgearbeitet, der seinem Land viel einbringen könnte. Er beschloss, ein radikales spontanes Engagement anzubieten. Er teilte den Westeuropäern mit, dass Moskau mit ihren Anforderungen gleichziehe und die Treibhausgas-Emissionen um 20-25 % bis 2020 gegenüber 1990 reduzieren werde. Wer bietet mehr? Niemand!

Nun sind aber die russischen Emissionen zwischen 1990 und 2007 durch den industriellen Zusammenbruch der Jeltsin-Ära um 34 % gefallen, und die angebliche Verpflichtung des Kremls zur Abnahme gibt ihm die Möglichkeit für eine Zunahme von 9 bis 14 %!

Unter Verletzung der Regeln der Vereinten Nationen nimmt Nicolas Sarkozy den Notstand des Klimas zum Vorwand, um einen Ausschuss von Direktoren zu schaffen, der anstelle der Generalversammlung für die Ausarbeitung der Abschlusserklärung der Konferenz von Kopenhagen zuständig sein wird.

Ohne Überraschungen schieben die Angelsachsen dann ihre Statisten voran, unter Berufung auf den französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy, allzu glücklich in der Rolle des Deus Ex Machina. Erst inmitten des Treffens eingetroffen, prangert er den mangelnden Willen seiner Kollegen an und beruft eine spontane Sitzung einiger Staats-und Regierungschefs ein [5]. Ohne Übersetzer, auf unbequemen Stühlen sitzend, geben sich einige wichtige Männer der Welt dazu her. An einer Ecke eines Resopal-Tisches kritzeln sie gute Absichten, die als Allheilmittel vorgehalten werden. Der „Planet“ sei gerettet, jeder könne nach Hause gehen. In Wirklichkeit zielt diese Inszenierung nur auf die Vorbereitung der Weltöffentlichkeit auf jene Entscheidungen ab, die auf dem „Erdgipfel“ 2012 auferlegt werden müssen.

Der wie ein Hund in einem Kegelspiel empfangene venezolanische Staatspräsident Hugo Chávez stellt jedoch das Thema des Gipfels in Frage, ohne die außerhalb des Konferenzzentrums demonstrierenden Umweltschützer Verbände zu entmutigen. Er kritisiert die Sarkozy-Zauberei, die darin besteht, eine zwischenstaatliche Abschlusserklärung von selbsternannten "Verantwortlichen" auszuarbeiten, um sie dann der internationalen Gemeinschaft aufzubinden. Er prangert eine Maskerade an, die einem Kapitalismus ohne Gewissen erlaubt, seine Verantwortung zu verbergen und sich wieder eine Jungfräulichkeit zu fabrizieren [6]. Er schließt sich einem von Demonstranten außerhalb des Konferenzzentrums skandierten Slogan an: "nicht das Klima ändern, sondern das System!“

Cochabamba, das Anti-Kopenhagen

Sein bolivianischer Amtskollege Evo Morales zieht aus dem Kopenhagen-Gipfel Schlussfolgerungen. Es ist klar für ihn, dass die Großmächte mit der Umwelt spielen. Mit diesem Thema sowie mit vielen anderen wollen sie ihr Geschäft auf Kosten der dritten Welt machen. Jedoch die Gegenwart einer großen Menge von Gemeinschafts-Aktivisten außerhalb des Konferenz-Zentrums lässt Hoffnung auf einen sehr unterschiedlichen globalen Willen zu.

Präsident Morales beruft dann eine "Welt-Konferenz der Völker zum Klimawandel und für die Rechte von Mutter Erde ". Sie findet vier Monate später in Cochabamba (Bolivien) statt. Mehr als alle Prognosen vorhersahen, beteiligen sich an ihr über 30.000 Leute und 48 Regierungen sind vertreten. Ihre Stimmung erinnert an den Erdgipfel von Rio und die sozialen Welt-Foren. Aber es ist etwas anderes, worum es da geht. In Rio hatte die Public-Relation-Firma Burson-Marsteller die Umwelt-Verbände aufgewertet, um hinter verschlossenen Türen vorher gemachte Entscheidungen zu legitimieren. In Cochabamba ist es das Gegenteil: die Verbände, die von dem Konferenz-Zentrum von Kopenhagen ausgeschlossen wurden, sind Entscheidungsträger geworden. Der Vergleich mit den Sozialforen funktioniert auch nicht: sie wollen das Wirtschaftsforum in Davos herausfordern und haben sich auf der anderen Seite der Welt versammelt, um Zusammenstöße zu vermeiden, die man in der Schweiz erlebt hatte. Dieses Mal sind es die Vereinten Nationen die man in Frage stellt. Evo Morales hat das Fiasko von Kopenhagen und den Willen der Großmächte, gegen Generalversammlungen zu handeln, zur Kenntnis genommen. Er stützt sich auf die Zivilgesellschaft, gegen die westlichen Regierungen.

Evo Morales und sein Außenminister David Choquehuanca besprechen Umweltthemen, indem sie von ihrer indischen Aymara-Kultur ausgehen [7]. Während die Westler über die maximale Grenze der Treibhausgas-Emissionen diskutieren, um das Klima nicht mehr zu stören, sagen sie, dass es unmöglich sei, weiterhin solche Emissionen zuzulassen, wenn man sie für gefährlich hält, ob es nun wahr ist oder nicht. Sie brechen mit der dominanten Logik, und verweigern das Prinzip der handelbaren CO2-Kredite. Für sie kann so etwas nicht zugelassen werden, und sogar noch weniger verkauft werden, was man für katastrophal hält. Von da an plädieren sie für einen vollständigen Paradigmenwechsel. Die entwickelten Staaten, ihre Armeen und ihre multinationalen Firmen haben Mutter Erde verwundet, die ganze Menschheit gefährdet, während die indigenen Völker ihre Fähigkeit, Mutter Erde zu bewahren, unter Beweis gestellt haben. Die Lösung ist daher politisch: die Verwaltung der großen Räume sollte den Ureinwohnern zurückgegeben werden, während die multinationalen Unternehmen vor einem internationalen Gericht den Schaden verantworten müssen, den sie angerichtet haben.

Die Cochabamba-Konferenz behauptet die Fähigkeit der indigenen Völker dort erfolgreich zu sein, wo der Westen gescheitert ist. Von links nach rechts: Hugo Chávez, David Choquehuanca und Evo Morales.

Die Konferenz der Völker appelliert für die Organisation eines globalen Referendums, um eine Klima- und ökologische Gerechtigkeit herzustellen, und um das kapitalistische System abzuschaffen.

Nach einer Methode, die bereits bei vielen internationalen Gipfeltreffen angewendet wurde, wenn sie der Kontrolle der Angelsachsen entgangen waren, wird von Washington sofort eine Medienkampagne gestartet, um die Nachricht zu unterdrücken. Eine Kontroverse entwickelt sich über die entstellten Aussagen von Präsident Morales [8]. Auf jeden Fall macht die grüne westliche Ideologie keine Einstimmigkeit mehr.

Der Baum, der den Wald versteckt

Während den 40 Diskussions-Jahren bei den Vereinten Nationen über die Umwelt haben sich die Dinge nicht verbessert, ganz im Gegenteil. Aber eine unglaubliche Fingerfertigkeit wurde erreicht: die Verantwortung der Staaten wurde vergessen, die der multinationalen Unternehmen wurde verschleiert, während die der Einzelpersonen gebrandmarkt wurde. Der Baum verbirgt den Wald.

Niemand versucht in internationalen Gipfeltreffen die Energiekosten der Kriege in Afghanistan und im Irak zu bewerten, einschließlich der täglichen Luftbrücken Transport-Logistik der Vereinigten Staaten zum Schlachtfeld, einschließlich der Nahrungsration der Soldaten. Niemand misst die durch die Munition mit abgereichertem Uran verseuchten Oberflächen, vom Balkan bis Somalia, und im Nahen und mittleren Osten. Niemand erwähnt die durch Ausräucherung im Rahmen des Krieges gegen Drogen in Lateinamerika oder Zentralasien zerstörten Ackerland-Flächen, noch die durch Aufsprühen von Agent Orange sterilisierten Flächen im vietnamesischen Dschungel und in den irakischen Palmenhainen.

Bis zur Konferenz von Cochabamba hat das kollektive Bewusstsein die Selbstverständlichkeit vergessen, dass die wichtigsten Verletzungen für die Umwelt nicht die Folge des individuellen Lebensstils sind, noch die der zivilen Industrie, sondern Folge der Kriege ist, die die multinationalen Konzerne anzetteln, um die natürlichen Ressourcen auszubeuten und der skrupellosen Ausbeutung dieser Ressourcen durch diese multinationalen Unternehmen, um die imperialen Armeen zu speisen. Das bringt uns zurück zu unserem Ausgangspunkt, als U Thant den "Earth Day" Protest gegen den Vietnam-Krieg verkündete.

Übersetzung
Horst Frohlich
Quelle
Оdnako (Russland)

[1Alle IPCC-Berichte sind in Englisch verfügbar, français und Spanisch auf der Website der Gruppe.

[3« La mue de la finance mondiale et la spéculation verte », par Jean-Michel Vernochet, Réseau Voltaire, 2 mars 2010. [Der Manager-Kapitalismus ist außer Atem, aber dem Kapitalismus ist es nie so gut gegangen wie jetzt: er häutet sich und erfährt eine neue Jugend durch die "grüne" Wirtschaft. Durch Manipulation der Gefühle der Einen und die tausendjährige Angst der Anderen, verwendet er die Globalisierungskritiker und die Umweltschützer, um einen neuen Betriebsmodus herzustellen. Symbol für diese Änderung, die keine ist, kommt und geht Präsident Lula vom Davos-Forum nach Porto Alegre. Für Jean-Michel Vernochet sind wir bereits der Illusion erlegen, die unsere Träume töten wird.]

[4« Il n’y a pas de consensus scientifique à l’ONU », par Thierry Meyssan, Réseau Voltaire, 17 décembre 2009. [Kein wissenschaftlicher Konsens in der UNO] (Auch auf Englisch)

[5« Intervention au sommet de Copenhague sur le climat », par Nicolas Sarkozy, Réseau Voltaire, 17 décembre 2009.

[6« Intervention au sommet de Copenhague sur le climat », par Hugo Chávez Frías, Réseau Voltaire, 16 décembre 2009. (Auch auf Englisch)

[7Voir sa tribune libre publiée dans le Los Angeles Times : « Combating climate change: lessons from the world’s indigenous peoples » (disponible sur le site du Réseau Voltaire).

[8Evo Morales hatte die gesundheitlichen Folgen von Fleisch mit weiblichen Hormonen für Männer verurteilt. Seine Bemerkungen sind als homophob interpretiert worden. Diese Technik des Unglaubwürdig Machens ist klassisch. Man denke an die Medienkampagne gegen Johannes-Paul II. nach seiner Rede in der großen Moschee in Damaskus oder an den malaysischen Ministerpräsidenten Mahathir bin Mohamad nach seiner Rede vor der Islamischen Konferenz.