Die westliche Presse feierte den zehnjährigen Krieg gegen Syrien, indem sie bis zum Überdruss ihre Lektüre der Ereignisse wiederholte. Sie sagt, man erlebe eine Revolte gegen die alawitische Diktatur von "Baschar" (man verstehe Präsident Al-Assad). Diese grausame Person würde in großem Umfang foltern und wäre damit für den Tod einer halben Million seiner Mitbürger verantwortlich. Die Fülle der veröffentlichten Artikel basiert auf den Aussagen von nach Idlib geflüchteten "Demokraten".

Aber:
 Was in Syrien geschieht, ist identisch mit dem, was in Afghanistan, im Irak, in Libyen und im Jemen geschieht. Diese vier anderen Länder haben schon lange keinen Führer mehr, der als Diktator bezichtigt werden kann. Die wahre Ursache ihres Zusammenbruchs ist außerhalb ihrer Grenzen zu suchen: Es handelt sich nicht um Bürgerkriege, sondern um den Rumsfeld/Cebrowski-Plan, den Präsident Bush als "endlosen Krieg" bezeichnete.
 Syrien ist keine alawitische Diktatur, sondern eine Baath-Republik. Man kann sich über die Starrheit dieser Partei lustig machen, aber weder ihre zentrale Rolle im Land leugnen noch ihre Laizität in Frage stellen.
 Folter ist vor allem das Werk der Dschihadisten. Sie wurde in den 50er Jahren von Syrien praktiziert, als die Vereinigten Staaten und das Vereinigte Königreich den Staatsstreich von Adib Chichakli unterstützten. Damals entsandte die NATO den SS Alois Brunner, um den syrischen Geheimdienst auszubilden, der damals die Grausamkeit der Nazis annahm. Hafez al-Assad kam erst 1971 an die Macht, er feuerte Brunner, behielt aber die von ihm ausgebildeten Offiziere. Als Baschar al-Assad im Jahr 2000 Präsident wurde, ließ er Brunner festnehmen und einsperren, und er verbot strikt die Folter. Zu Beginn des Krieges, im Jahr 2011, übten einige Beamte aus eigener Initiative Folter aus. Sie alle wurden ihres Amtes enthoben und vor Gericht gestellt. Die meisten von ihnen flohen und erhielten Asyl in Europa. Einige werden derzeit in Deutschland vor Gericht gestellt.
 Präsident Baschar al-Assad ist in keiner Weise für den Tod seiner Mitbürger verantwortlich, die er immer wieder verteidigt hat. Im Gegenteil, die Vereinigten Staaten, das Vereinigte Königreich und Frankreich, die die Dschihadisten militärisch und finanziell unterstützt haben, sind dafür verantwortlich.
 Heute ist die Arabische Republik Syrien in drei Teile geteilt. Neben dem befreiten Gebiet wird ein kleiner Teil im Nordosten von den Vereinigten Staaten und ihren kurdischen Söldnern besetzt; Ein weiterer kleiner Teil, im Nordwesten, das Gouvernement von Idlib, wird von Al-Kaida besetzt, dessen derzeitiger lokaler Name Hay’at Tahrir al-Sham ist (Organisation zur Befreiung der Levante; HTS). Die Bevölkerung von Idlib wird vom Westen auf mehrere Millionen geschätzt, in Wirklichkeit kann sie 100.000 Einwohner nicht überschreiten. Dieses islamische Emirat wird von der türkischen Armee beschützt. Es ist nicht möglich, von Demokratie zu sprechen, ohne enthauptet zu werden. Die Aussagen der westlichen Presse können also nur reiner Schwindel sein.

In den letzten Wochen wurde Hay ’at Tahrir al-Sham von Washington angewiesen, seine Operationen gegen die Arabische Republik Syrien nicht zu verstärken, sondern Anschläge in Moskau vorzubereiten. Dafür hat die Organisation den usbekischen Dschihadisten Sirajuddin Mukhtarov ("Abu Salah al-Uzbeki" genannt) auf freien Fuß gesetzt, den sie vor neun Monaten während ihres Konflikts mit Abu Mohamad al-Dschulani verhaftet hatte. Mukhtarov war der Anführer des U-Bahn-Anschlags von Sankt Petersburg im Jahr 2017 (15 Tote). Er bildet jetzt Selbstmordkommandos aus, um in Russland zu operieren.

Übersetzung
Horst Frohlich