In einem Interview mit Foreign Policy [1] hat der israelische Verteidigungsminister General Benny Gantz die berechtigte Haltung der US-Außenpolitik gegenüber dem Iran anerkannt. Seiner Meinung nach zielt die US-Diplomatie darauf ab, Teheran in seine Lage zurück zu bringen.

Ebenfalls laut Gantz könnte der Iran in drei Monaten seine erste Atombombe bauen. Worauf die New York Times [2] drauflegte, indem sie von einer noch viel kürzeren Frist sprach: eine Woche. Es wäre daher logisch, so Gantz weiter, über präventive Pläne für den Fall eines Scheiterns der Verhandlungen zwischen den USA und dem Iran zu verfügen, einschließlich einer israelischen militärischen Option.

Der Iran hat jegliche Forschung zur Atombombe seit 32 Jahren eingestellt, von der Fatwa des Imam Khomeini, das Massenvernichtungswaffen verbietet (1988) bis zur Ermordung von General Qassem Soleimani (2020). Dennoch hat die israelisch-US-amerikanische Propaganda dem Iran immer wieder vorgeworfen, Atomwaffen bauen zu wollen. Unter der Annahme, dass die Revolutionsgarden dieses Programm wieder in Gang gebracht hätten, scheint es schwierig, es innerhalb von 20 Monaten zu vollenden.

Russlands ständiger Vertreter bei der Internationalen Atomenergiebehörde, Botschafter Michail Ulyanov, bedauerte die Anschuldigungen der New York Times. Seiner Ansicht nach gäbe es keine Anhaltspunkte dafür, dass der Iran den Wettlauf zur militärischen Atomenergie unternommen habe.

Übersetzung
Horst Frohlich

[1« Israel Can Live With a New Iran Nuclear Deal, Defense Minister Says », Neri Zilber, Foreign Policy, September 19, 2021.

[2« Iran Nears an Atomic Milestone », David Sanger & William Broad, The New York Times, September 14, 2021.