Am 23. Juli unterzeichneten Vertreter der Hamas und der Fatah in Anwesenheit des chinesischen Außenministers Wang Yi die Gemeinsame Erklärung von Peking, die ihre Versöhnung besiegelt. Wenige Tage später ermordete Israel jedoch den Unterhändler der Hamas in Teheran, Ismail Haniyeh. Wang rief dann seinen iranischen Amtskollegen Ali Bagheri an. Er bot ihm seine Unterstützung an und erkannte Irans Recht an, seine Souveränität zu verteidigen. Die letzten diplomatischen Kontakte zwischen China und Israel gehen auf das Telefonat der beiden Außenminister vor zehn Monaten, am 23. Oktober, zurück.

Chinas Unterhändler für den Nahen Osten, Zhai Jun, hat die ganze Region mit Ausnahme Israels bereist. Auf der anderen Seite hat China den jüdischen Staat beschuldigt, eine humanitäre Krise in Gaza provoziert zu haben.

Die Beziehungen zwischen China und Israel hatten sich nach der Aufnahme diplomatischer Beziehungen im Jahr 1991 rasant entwickelt. Die Familie des Jerusalemer Bürgermeisters und späteren Ministerpräsidenten Ehud Olmert stammte ursprünglich aus China. Das Handelsvolumen verdoppelte sich von 2013 bis 2022 und katapultierte China auf den zweiten Platz hinter den Vereinigten Staaten, Israels größtem Handelspartner. Peking plante, die Neue Seidenstraße über Haifa zu führen und hatte in die Modernisierung des Hafens massiv investiert. Doch als sich die Rivalitäten zwischen China und den Vereinigten Staaten unter dem ehemaligen Präsidenten Donald Trump verschärften, wurde die chinesische Kontrolle über Haifa in Frage gestellt, und die israelische Zusammenarbeit mit China nahm stetig ab.

Heute plant Peking, die Seidenstraße über ihre alte Route über den Iran, den Irak, Palmyra und Tartus (Syrien) zu führen. Eine große Mehrheit der israelischen Juden nimmt China heute als feindliche Macht wahr.

Auf die Annäherung zwischen der Fatah und der Hamas folgte eine Rede des Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmoud Abbas, vor der Großen Nationalversammlung der Türkei. Er kündigte da zum ersten Mal seit 2006 an, den Gazastreifen zu besuchen und sich für die Wiedervereinigung der palästinensischen Gebiete einzusetzen. »Sieg oder Tod!« erklärte er.

Ägypten, das an den Doha-Gesprächen teilnimmt, hat seinerseits die beiden Fraktionen gebeten, sich über bestimmte Fragen zu einigen, darunter die Verwaltung des Gazastreifens, die Grenzübergänge und die Bereitstellung humanitärer Hilfe.

Als Reaktion darauf hat Israel den Fateh-Funktionär im Libanon und Bruder des Kommandeurs der Al-Aqsa-Brigaden, Khalil Maqdah im Libanon ermordet. Er leitete den Transfer iranischer Waffen in das Westjordanland. Tel Aviv ist tatsächlich überzeugt, dass, wenn die chinesischen Bemühungen erfolgreich sind, es daherkommt, weil der Iran daran insgeheim beteiligt ist.

Dieser Artikel ist der Leitartikel der Ausgabe 96 von „Voltaire, internationale Nachrichten“. Die Welt verändert sich schnell. Abonnieren Sie unseren wöchentlichen Newsletter; eine außergewöhnliche Informationsquelle zum Übergang zu einer multipolaren Welt.

Übersetzung
Horst Frohlich