Ausbildner des Auslands ziehen ab, Al Qaida zieht ein
Die neue atlantische Rede fällt mit dem vor Ort konstatierten Abzug der zahlreichen ausländischen Ausbildner und den Erklärungen des Ägypters Ayman al-Zawahari (Nummer 1 von Al-Qaida seit des offiziellen Todes von Osama Bin Laden) über die Ankunft seiner Kämpfer zusammen. In Wirklichkeit ist Al-Qaida schon in Syrien, wo der Libyer Abdelhakim Belhaj (Nummer 2 der Strömung) als Kommandant der freien „syrischen“ Armee gesehen wurde. Diese Inszenierung verkleidet den Umschwung der NATO-Strategie, welche auf den Krieg schwacher Intensität verzichtet hat und sich begnügt, spezifische Terroraktionen einfach Zulieferern anzuvertrauen.
Die Arabische Liga hat um die Entsendung nach Syrien einer Interpositionskraft der Vereinten Nationen gebeten, ohne klar zu stellen, zwischen welchen Kräften sie sich stellen sollte, und auf welcher Demarkationslinie. Sofort von Syrien aus Gründen einer Verletzung der Souveränität zurückgewiesen, gab dieser Vorschlag dem Westen die Gelegenheit, auf die sie schon warteten, über die Unmöglichkeit einer militärischen Lösung zu debattieren; eine Haltung die nichts mit jener zu tun hat, die sie vor dem doppelten UN-Veto vom 4. Februar eingenommen hatten, als die NATO eine von der Türkei und dem GCC angeführte Koalition aufzustellen versuchte.
• Um das romantische Bild der Ereignisse zu stärken, stellen mehrere Zeitungen begabte Schriftsteller an oder veröffentlichen ihre Reportagen und Belletristik. So hat Le Monde Jonathan Littell angestellt, der illegal in Syrien eingereist ist, um sich den Rebellen von Homs anzuschließen. Oder auch La Vanguardia, die eine Arbeit von Tahar Ben Jelloun aufnimmt, der sich eine Geschichte ausdenkt, was sich im Kopf des Tyrannen el-Assad abspielen könnte, à la Gabriel Garcia Marquez.
• Junge Welt bringt ein halbes Jahrhundert britische und US-Geheimdienstkomplotte gegen Syrien. Die ehemalige Zeitung der Kommunistischen Jugend der DDR ist die einzige in Europa, die Partei für Syrien und gegen den Imperialismus ergriffen hat.
• Der niederländische Außenminister Uri Rosenthal, gab dem österreichischen Standard ein Interview. Er schließt die militärische Option aus, plädiert jedoch für eine politische und diplomatische Unterstützung der Opposition. Er ist aber über die Schwierigkeiten der Opposition, gemeinsam vorzugehen, besorgt.
• Gulf News seinerseits gibt dem britischen Außenminister William Hague das Wort. Er erklärt, dass seine Verwaltung begonnen hat, Zeugenaussagen über Verbrechen des syrischen Regimes für einen zukünftigen Prozess von Bachar el-Assad am Internationalen Strafgerichtshof zu sammeln.
• ABC warnt davor, dass der Bürgerkrieg in Syrien die spanischen Blauhelme der UN-Kräfte im Libanon gefährdet.
• Richard Spencer vom Daily Telegraph hat Körper von Opfern gesehen, die mit Handschellen versehen waren. Es erscheint ihm, als wären sie von den Rebellen und nicht von den Loyalisten getötet worden. So fragt er sich, ob nicht beide Seiten ohne Mitleid seien.
• Charlotte McDonald-Gibson vom The Independent war über ihren Besuch eines Militärspitals erschüttert. Die Verletzten sind alle überzeugt, dass die Gewalttaten ausschließlich bei den Rebellen lagen.
• Der National Post hat seine Leser gefragt, was man mit Syrien machen sollte. Keine der veröffentlichen Antworten bestreitet die atlantische Interpretation der Ereignisse und zitiert niemals den syrischen Standpunkt.
• Sami Mobayeb bedauert in den Gulf News, dass das Projekt der neuen Verfassung nur erst jetzt dem syrischen Volk unterbreitet wird. Trotzdem meint er, dass dieser neue Text praktisch nichts ändern wird, abgesehen von dem Ende der Führungsrolle der Baas Partei. Wie immer dem auch sei, ist es zu spät, die Teilung des Landes aufzuhalten, meint er.
• Nach der Rede von König Abdallah haben sich in Saudi-Arabien spontan Gruppen gebildet, um den Boykott von russischen und chinesischen Waren zu fördern, sagt die Saudi Gazette. Das ist auch eine Gelegenheit für die Handelskammer von Dschedda, um das Publikum über die schlechte Qualität der Produkte der chinesischen Konkurrenz zu informieren. Es wird jedoch nicht erwägt, Ölkontrakte mit dem ersten Kunden des Landes zu stornieren.
• Der Außenminister der Emirate, Scheich Abdullah Bin Zayed, ist nach Moskau gefahren, um den Willen der Emirate für eine friedliche Lösung der Krise auszudrücken, schreibt The Khaleej Times. Er brachte keinen konkreten Vorschlag und sein Besuch führte zu nichts Konkretem. Es war hauptsächlich ein Mittel zu zeigen, dass die Verhältnisse zwischen beiden Ländern, im Augenblick wo die Wahhabiten zum Boykott aufrufen, freundlich sind.
Der Titel des Tages
Arab Times ist eine Tageszeitung von Kuwait, ein Staat der ein Drittel seines Grundes den USA abgetreten hat und der das größte Kontingent der GI’s im Ausland beherbergt. Die Schlagzeilen der Ausgabe vom 13. Februar 2012 sind: „Die Arabische Liga und Al-Qaida wollen Hilfe für die Rebellen“
Das Foto des Tages
Wir versuchen jeden Tag das am meisten durchgegebene Agentur Foto zu bringen. Hier, bei einer Demonstration von 20 Menschen in Daria, nahe bei Damaskus, ruft ein sehr kleines Mädchen um Hilfe gegen den Tyrannen Al-Assad, der Kinder mordet. Das Schild ist auf Englisch gefasst und die toten Kinder werden mit einer in einem Leichentuch eingewickelten Puppe dargestellt. Das Foto strahlt Emotion aus, aber zeigt den virtuellen Charakter der Anschuldigung: nichts erstellt die Anschuldigung, nach der das Regime 400 Kinder getötet habe und man begnügt sich eine Puppe zu zeigen.
Die Zeichnung des Tages
Für Nino Jose Heredia kommt die neue Verfassung zu spät. Sie kann das Loch der Krise nicht stopfen, sondern allein ein zweitrangiges Leck dichten.
Für Shadi Ghanim sind die Syrier nirgends mehr vor Bomben des Regimes in Sicherheit.
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Quelle: Ausbildner des Auslands ziehen ab, Al Qaida zieht ein“, Übersetzung Horst Frohlich , Voltaire Netzwerk, 14. Februar 2012, www.voltairenet.org/article172807.html
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