Die Geschichte bezeugt es: jedes Mal wenn ein System zusammenbricht, bemerken es ihre Führer erst, wenn sie vom Sturm hinweggefegt werden. So waren die wie jedes Jahr in München für ihre Konferenz über Sicherheit versammelten Politiker der Europäischen Union schockiert, als sie Sergej Lawrow über eine post-westliche Weltordnung sprechen hörten. Und dennoch bricht die Welt unter ihren Füßen zusammen: die arabischen Völker widerstehen Kriegen und falschen Revolutionen verzweifelt, während das amerikanische Volk einen Antiimperialisten ins Weiße Haus gewählt hat. Die Organisatoren kümmerten sich nicht darum: sie verteidigten die Interessen des amerikanischen „tiefen Staates“ gegen die Trump-Verwaltung.
Die Münchner Sicherheitskonferenz fand vom 16. bis 19. Februar statt [1]. Wie jedes Jahr vereinte sie mehr als 500 Minister und Abgeordnete des Europäischen Parlaments sowie ausländische Gäste. Es handelt sich um das wichtigste internationale Treffen für auswärtige Angelegenheiten und europäische Verteidigung.
Vor zehn Jahren, im Jahr 2007, hat Wladimir Putin da einen Skandal ausgelöst, als er hervorhob, dass die Interessen der Europäer nicht darin bestünden, dem Pentagon in seinen militärischen Abenteuern zu folgen, sondern sich unabhängig zu verhalten [2]. Und er erinnerte daran, dass Russland, sein Land, auch ein europäischer Staat ist, selbst wenn es von der Europäischen Union ausgeschlossen ist. Die Teilnehmer belächelten ihn und seine Ansprüche. Und sie klammerten sich einstimmig an die Rockzipfel der NATO.
Dieses Mal ist es Sergej Lawrow, der durch den Aufruf zu einer post-westlichen Weltordnung für Skandal sorgte. Es ist jedoch ganz klar, dass die NATO die Überlegenheit im konventionellen Krieg verloren hat, - auch wenn sie noch im nuklearen Krieg die Oberhand behält -. Es ist auch klar, dass, nach 15 Jahren ununterbrochenen Krieges im Großen Mittleren Osten, das Trugbild eines regionalen Umbaus in Kleinstaaten von weniger als 10 Millionen Einwohnern und das Phantasiegebilde der Beseitigung der säkularen Regime zugunsten einer Diktatur der Muslim-Bruderschaft gescheitert sind.
Die Europäer bestehen verblüffender Weise aber auf die Verfolgung dieses Ziels, das ihnen von Washington auferlegt worden war, welches das amerikanische Volk und sein Präsident Donald Trump aber nicht mehr wollen. Daher stützen sie sich auf den amerikanischen tiefen Staat (d. h. auf die Regierung der Kontinuität von Raven Rock Mountain, der die Anschläge vom 11. September organisierte). Ihre politischen Führer denunzieren jetzt präventiv, ohne Einhalt, Donald Trumps mutmaßlichen Rassismus und Islamfeindlichkeit, genau dieselben, die Bush und Barack Obama Beifall zollten, als sie mehr als 3 Millionen Menschen töteten. Ihre Presse hält nicht ein, Donald Trump zu beleidigen, den sie als unfähig und launenhaft darstellt [3].
Entsetzt über Donald Trumps Worte, wonach die NATO "veraltet" sei, wurden sie durch die Aussagen seiner Minister beruhigt, die ihnen jedoch genau dasselbe gesagt haben: in ihrer jetzigen Form hat die NATO ihre Daseinsberechtigung verloren. Man muss sie in ein Verteidigungsbündnis umwandeln und wenn Sie daran teilnehmen möchten, müssen Sie ihr 2 % Ihres Verteidigungshaushaltes widmen.
Die von ihrem imperialistischen Delirium besessenen Europäer waren über einen möglichen Verzicht auf ihre anti-russischen Investitionen in der Ukraine und in Syrien entsetzt. Aber auch hier wurden sie durch genügend wage Aussagen beruhigt. Trumps Minister betonten aufs Neue, dass sie auf kein vitales US-Interesse in der Ukraine verzichten würden und dass sie weiterhin eine "politische Lösung in Syrien" anstrebten. Warum also haben die Europäer verstanden, dass das amerikanische Volk lebenswichtige Interessen am Ufer des Dnjepr habe, und dass eine "politische Lösung in Syrien" den Ersatz der Republik durch die Muslim-Bruderschaft bedeute? Einfach weil es das war, was die Obama-Regierung ihnen beigebracht hatte. Eben jene Regierung, die durch das amerikanische Volk in Abrede gestellt wurde.
Sicherlich sieht jetzt jeder die Kraftprobe, der sich einerseits die Trump-Verwaltung und andererseits die "Kontinuität US-Regierung" widmen Die Erde bebte, als Donald Trump die CIA und den Interwaffen-Generalstab vom nationalen Sicherheitsrat ausschloss [4]. Jeder konnte die Art und Weise beobachten, wie die CIA im Gegenzug die Verteidigungs-Akkreditierung von sechs Beratern des Präsidenten verweigert hat, wie sie den nationalen Sicherheitsberater beschuldigte, ein russischer Spion zu sein und ihn zum Rücktritt gezwungen hat, und wie sie vier andere Beamte des Präsidentschafts-Teams verfolgt. Aber ein paar Schlachten verlieren bedeutet nicht den Krieg zu verlieren und es ist traurig, dass die seit so langer Zeit versklavten Europäer sich dessen nicht bewusst sind. Wie könnte man glauben, dass Donald Trump innerhalb weniger Tage schon einen so mächtigen "tiefen Staat" wegfegen könnte? Und wie könnte man glauben, dass er nach seinen ersten Niederlagen aufgeben würde? [5]
Im Laufe der vergangenen Jahre war diese Sicherheitskonferenz für Deutschland immer ein Mittel, um als Brücke zwischen den USA und ihren europäischen Partnern zu fungieren. Diesmal hatte sie nur ein einziges Ziel, nämlich die Staats-und Regierungschefs der EU zu zwingen, ihre Loyalität gegenüber dem „tiefen Staat“ der USA zu bekräftigen, ohne den durch das amerikanische Volk zum Ausdruck gebrachten Willen noch den Wechsel im Weißen Haus zu berücksichtigen.
Ein vorbereitendes, von den deutschen Organisatoren der Konferenz geschriebenes Dokument, wurde dort an die Teilnehmer verteilt. Die Presse hat sich natürlich sorgfältig enthalten, darüber zu berichten. Man kann darin einen Artikel von Volker Perthes lesen, vom Urheber des Feltman-Plans der totalen und bedingungslosen Kapitulation der Arabischen Republik Syrien [6]. Dieser hervorragende ’Experte’ unterbreitet darin seine Sicht des "Erweiterten Nahostens", oder vielmehr die der "US-Regierung der Kontinuität“ [7].
– 1. [Auch wenn man nicht erreicht hat, sie umzugestalten], wird diese Region nicht unversehrt aus den Kriegen und dem "Arabischen Frühling" herauskommen. [Wir werden also nicht alles umsonst gemacht haben].
– 2. Der Konflikt zwischen Saudi-Arabien und dem Iran hat sich in einen sektiererischen Sunniten/Schiiten Konflikt verwandelt [der unsere geopolitischen Ambitionen maskiert].
– 3. Während jeder in diesen falschen religiösen Konflikt verwickelt ist, kümmert sich niemand um die Lage der Palästinenser [zum Wohle des kolonialen Staates Israel].
– 4. Während die Europäer einstimmig dieser weit-entfernten Blutströme müde geworden sind und schließlich den Sieg der Muslim-Bruderschaft herbeisehnen, hat sich aber noch niemand im Nahen und mittleren Osten als geschlagen erklärt.
– 5. Während des Krieges in Syrien wurden anhaltend Bündnisse auf regionaler Ebene geschlossen und aufgegeben, wovon das letzte eine Vereinigung zwischen Russland, der Türkei und dem Iran war, das [glücklicherweise] nicht länger als die anderen dauern sollte.
– 6. Syrien und Irak werden den Terrorismus nur besiegen und Frieden nur durch integrative Regierungen [d.h. mit Annahme von Al-Kaida und Daesch in ihren Regierungen] finden.
– 7. All dies wird sich für alle Bevölkerungen des Nahen und mittleren Osten nur durch eine große internationale Konferenz beenden lassen, in denen die Westler deren Zukunft bestimmen werden, wie die vierfache Allianz auf dem Wiener Kongress (1814) das Schicksal des Restes der Welt entschied.
Tatsächlich, weder angesichts der Abstimmung des amerikanischen Volkes, noch angesichts des Widerstandes der arabischen Völker, die europäischen Regierungschefs werden sich nicht ändern. Nur die europäischen Völker können sie zurückweisen.
[1] Münchner Sicherheitskonferenz, Offizielle Website.
[2] „Unipolare Lenkung ist unrechtmäßig und unmoralisch“, von Wladimir Putin, Übersetzung Sabine, Voltaire Netzwerk, 11. Februar 2007.
[3] „Kriegs-Propaganda gegen Donald Trump“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 7. Februar 2017.
[4] “Presidential Memorandum : Organization of the National Security Council and the Homeland Security Council”, Donald Trump, Voltaire Network, 28 January 2017.
[5] „NATO setzt ihre Aktivitäten in Syrien aus“, Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 17. Februar 2017.
[6] „Deutschland und die Uno gegen Syrien“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich, Sabine, Al-Watan (Syrien) , Zeit Fragen (Schweiz) , Voltaire Netzwerk, 28. Januar 2016.
[7] «No order, no hegemon. The Middle East in flux», Volker Perthes, Security Challenges (Germany), Voltaire Network, February 16,2017.
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