Wer kennt die Geschichte der ukrainischen "integralen Nationalisten", der "Nazis" in der Terminologie des Kreml? Sie beginnt im Ersten Weltkrieg, setzt sich im Zweiten Weltkrieg und im Kalten Krieg fort und dauert bis heute in der modernen Ukraine an. Viele Dokumente wurden vernichtet und die moderne Ukraine verbietet unter Androhung von Gefängnisstrafen, über ihre Verbrechen zu sprechen. Nichtsdestotrotz haben diese Leute mindestens vier Millionen ihrer Landsleute ermordet und die Architektur der Endlösung entworfen, d. h. die Ermordung von Millionen von Menschen aufgrund ihrer tatsächlichen oder vermeintlichen Zugehörigkeit zu den jüdischen oder zigeunerischen Gemeinschaften in Europa.
Wie die meisten westlichen Analysten und politischen Kommentatoren wusste ich bis 2014 nichts von der Existenz ukrainischer Neonazis. Als der gewählte Präsident gestürzt wurde, lebte ich damals in Syrien, und dachte, es seien gewalttätige Gruppen, die auf die öffentliche Bühne getreten waren, um pro-europäischen Elementen zu helfen. Seit der russischen Militärintervention habe ich jedoch nach und nach viele Dokumente und Informationen über diese politische Bewegung entdeckt, die 2021 ein Drittel der ukrainischen Streitkräfte darstellt. Dieser Artikel ist eine Zusammenstellung dazu.
Ganz am Anfang dieser Geschichte, also vor dem Ersten Weltkrieg, war die Ukraine eine große Ebene, die immer zwischen deutschem und russischem Einfluss hin und her geschoben worden war. Damals war sie kein unabhängiger Staat, sondern eine Provinz des Zarenreiches. Sie war von Deutschen, Bulgaren, Griechen, Polen, Rumänen, Russen, Tschechen, Tataren und einer sehr großen jüdischen Minderheit bevölkert, die vom alten chasarischen Volk abstammen sollte.
Ein junger Dichter, Dmytro Donzow, begeisterte sich für die künstlerischen Avantgardebewegungen und glaubte, dass sie sein Land aus dessen sozialer Rückständigkeit herauszuholen könnten. Da das Zarenreich seit dem Tod Katharinas der Großen in seiner Entwicklung stagnierte, während das Deutsche Reich das wissenschaftliche Zentrum des Westens war, zog Donzow Berlin Moskau vor.
Als der Erste Weltkrieg ausbrach, wurde er zum Agenten des deutschen Geheimdienstes. Er emigrierte in die Schweiz, wo er im Auftrag seiner Herren das Bulletin der Nationalitäten Russlands in mehreren Sprachen herausgab, in dem zum Aufstand der ethnischen Minderheiten des Zarenreichs aufgerufen wurde, um dessen Niederlage herbeizuführen. Diese Vorlage wurde von den westlichen Geheimdiensten ausgewählt, um das "Forum der freien Völker Russlands" diesen Sommer in Prag zu organisieren [1].
1917 drehte die bolschewistische Revolution den Spieß um. Donzows Freunde stellten sich auf die Seite der Russischen Revolution, er aber blieb pro-deutsch. In der Anarchie, die darauf folgte, wurde die Ukraine praktisch in drei verschiedene Regime geteilt: die Nationalisten von Symon Petljura (die sich in dem Gebiet durchsetzten, das heute von der Selenskyj-Regierung gehalten wird), die Anarchisten von Nestor Machno (die sich in Novorossia organisierten, dem Land, das von Fürst Potemkin entwickelt worden war und das nie die Leibeigenschaft gekannt hatte) und die Bolschewiken (besonders im Donbass). Der Schlachtruf von Petljuras Anhängern lautete: "Tod den Juden und Bolschewiken!" Sie verübten zahlreiche mörderische Pogrome.
Dmytro Donzow kehrte vor der deutschen Niederlage in die Ukraine zurück und wurde Symon Petljuras Schützling. Er nahm kurz an der Pariser Friedenskonferenz teil, blieb aber aus unbekannten Gründen nicht bei seiner Delegation. In der Ukraine half er Petljura, sich mit Polen zu verbünden, um die Anarchisten und Bolschewiken zu vernichten. Nach der Eroberung Kiews durch die Bolschewiken handelten Petljura und Donzow den Warschauer Vertrag aus (22. April 1920): Die polnische Armee verpflichtete sich, die Bolschewiken zurückzuwerfen und die Ukraine zu befreien, im Austausch von Galizien und Wolhynien (genau wie die Selenskyj-Regierung den Kriegseintritt Polens für den Abtritt derselben Gebiete heute verhandelt [2]). Dieser neue Krieg war [für Petljuras Ukraine] ein Fiasko.
Um sein Lager zu stärken, verhandelte Petljura im Geheimen mit dem Gründer der jüdischen Bataillone der britischen Armee (der "Jüdischen Legion") und mittlerweile Verwalter der Zionistischen Weltorganisation (ZWO), Wladimir Jabotinsky. Im September 1921 einigten sich die beiden Männer darauf, sich gegen die Bolschewiken zu vereinen, im Austausch für Petljuras Versprechen, seinen Truppen zu verbieten, ihre Pogrome fortzusetzen. Die Jüdische Legion sollte zur "Jüdischen Gendarmerie" werden. Trotz seiner Bemühungen gelang es Petljura jedoch nicht, seine Truppen zu befrieden, zumal sein enger Mitarbeiter Donzow das Massaker an Juden weiterhin förderte. Am Ende, nachdem das Abkommen enthüllt worden war, rebellierte die Zionistische Weltorganisation gegen das Petljura-Regime. Am 17. Januar 1923 richtete die ZWO eine Untersuchungskommission über Jabotinsky’s Aktivitäten ein. Dieser weigerte sich vorzusprechen und trat von seinem Posten zurück.
Petljura flieht dann nach Polen und später nach Frankreich, wo er von einem anarchistischen Juden aus Bessarabien (dem heutigen Transnistrien) ermordet wurde. Im Prozess gestand er sein Verbrechen und plädierte, hunderttausende Juden gerächt zu haben, die von den Truppen von Petljura und Donzow ermordet wurden. Der Prozess erregte großes Aufsehen. Das Gericht sprach den Mörder frei. Bei dieser Gelegenheit wurde die Liga gegen Pogrome gegründet, die zukünftige Licra (Internationale Liga gegen Rassismus und Antisemitismus).
Nicht nur die Nationalisten wurden besiegt, sondern auch die Anarchisten. Überall triumphierten die Bolschewiken und beschlossen, nicht ohne Debatte, sich der Sowjetunion anzuschließen.
Dmytro Donzow gab literarische Zeitschriften heraus, die eine Faszination auf die Jugend ausübten. Er setzte sich weiterhin für ein von Deutschland dominiertes Mitteleuropa ein und näherte sich dann dem aufsteigenden Nationalsozialismus. Bald bezeichnete er seine Doktrin als ukrainischen "integralen Nationalismus". Damit bezog er sich auf den französischen Dichter Charles Maurras. Tatsächlich war die Logik der beiden Männer zunächst identisch: Sie suchten in ihrer eigenen Kultur die Mittel, um einen modernen Nationalismus geltend zu machen. Maurras war jedoch anti-deutsch, während Donzow pro-deutsch war. Der Ausdruck "integraler Nationalismus" wird noch heute von Donzows Anhängern beansprucht, die nach dem Fall des Dritten Reiches jedoch darauf achteten, den Begriff "Nazismus", wie die Russen ihn nennen, nicht ohne Grund zu widerlegen.
Ihm zufolge zeichnet sich der "ukrainische Nationalismus" aus durch: - "die Bekräftigung des Lebenswillens, der Macht, der Expansion" (er fördert "Das Recht starker Rassen, Völker und Nationen zu organisieren, um die bestehende Kultur und Zivilisation zu stärken"), - "den Wunsch zu kämpfen und das Bewusstsein seiner Extremität" (er lobt die "kreative Gewalt der Minderheits-Initiative").
Seine Qualitäten sind:
– "Fanatismus";
– "Unmoral".
Schließlich wandte sich Donzow von seiner Vergangenheit ab und wurde zu einem bedingungslosen Bewunderer des Führers, Adolf Hitler. Seine Anhänger hatten 1929 die Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) um Oberst Yevhen Konovalets gegründet. Letzterer nannte Donzow "den geistigen Diktator der Jugend Galiziens". Ein Streit flammte zwischen Donzow und einem anderen Intellektuellen über seinen Extremismus auf, der zu einem Krieg gegen alle führte, als dann Konovalets plötzlich ermordet wurde. Die OUN (finanziert von den deutschen Geheimdiensten) spaltete sich dann in zwei Teile, M und B. Die "integralen Nationalisten" behielten sich die OUN-B vor, gemäß dem Namen des Lieblingsschülers von Donzow, Stepan Bandera.
Die bolschewistischen politischen Kommissare, meist Juden, belegten in den Jahren 1932-33 die Getreideernten mit einer Steuer, wie auch in anderen Regionen der Sowjetunion.
Verbunden mit großen und unvorhersehbaren klimatischen Unwägbarkeiten führte diese Politik zu einer riesigen Hungersnot in mehreren Regionen der UdSSR, darunter auch in der Ukraine. Sie ist unter dem Namen "Holodomor" bekannt. Entgegen der Darstellung des integralen nationalistischen Historikers Lev Dobriansky handelte es sich dabei nicht um einen Plan zur Ausrottung der Ukrainer durch die Russen, da auch andere sowjetische Regionen darunter litten, sondern um eine unangemessene Verwaltung der öffentlichen Ressourcen in Zeiten des Klimawandels. Lev Dobrianskis Tochter, Paula Dobriansky, wurde eine der Mitarbeiterinnen von Präsident George W. Bush. Sie führte einen erbarmungslosen Kampf, um Historiker, die nicht mit der Propaganda ihres Vaters übereinstimmten, von den westlichen Universitäten ausschließen zu lassen [3].
1934 organisierte Bandera als Mitglied des NS-Geheimdienstes und Chef der OUN-B die Ermordung des polnischen Innenministers Bronisław Pieracki.
Ab 1939 wurden Mitglieder der OUN-B, die eine militärische Organisation, die UPA, bildeten, in Deutschland von der deutschen Armee, und dann immer noch in Deutschland, aber von ihren japanischen Verbündeten ausgebildet. Stepan Bandera schlug Dmytro Donzow vor, Leiter ihrer Organisation zu werden, aber der Intellektuelle lehnte ab und zog vor, eine Führungsrolle anstelle eines operativen Kommandanten zu spielen.
Die "integralen Nationalisten" bewunderten den [deutschen] Überfall auf Polen in Anwendung des deutsch-sowjetischen Paktes. Wie Henry Kissinger zeigte, der nicht des Pro-Sowjetismus verdächtigt werden kann, ging es für die UdSSR nicht darum Polen zu annektieren, sondern einen Teil davon zu neutralisieren, um sich auf die Konfrontation mit dem Reich vorzubereiten. Im Gegensatz dazu ging es für Reichskanzler Hitler darum, mit der Eroberung eines "Lebensraums" in Mitteleuropa zu beginnen.
Seit Beginn des Zweiten Weltkriegs kämpfte die OUN-B unter der Führung von Dmytro Donzow an der Seite der Nazi-Armeen gegen die Juden und die Sowjets.
Die Kollaboration zwischen den ukrainischen "integralen Nationalisten" und den Nazis setzte sich mit permanenten Massakern an der Mehrheit der ukrainischen Bevölkerung fort, die beschuldigt wurde, jüdisch oder kommunistisch zu sein, bis zur "Befreiung" der Ukraine durch das Dritte Reich im Sommer 1941 unter dem Ruf "Slava Ukraini!" (Ruhm der Ukraine), dem Schlachtruf, der heute noch von der Selenskyj-Regierung und den US-Demokraten verwendet wird. Zu diesem Zeitpunkt proklamierten die "integralen Nationalisten" ihre "Unabhängigkeit" von der Sowjetunion in Anwesenheit von Nazi-Vertretern und griechisch-orthodoxen Geistlichen, nicht in Kiew, sondern in Lemberg (Lviv), nach dem Vorbild der Hlinka-Garde in der Slowakei und der Ustascha in Kroatien. Sie bildeten eine Regierung unter der Führung von Providnyk (Führer) Stepan Bandera, deren Premierminister sein Freund Jaroslaw Stetsko wurde. Schätzungsweise 1,5 Millionen Menschen unterstützten die Ukraine. Das heißt, die "integralen Nationalisten" waren immer stark in der Minderheit.
Die Nazis spalteten sich zwischen dem Reichskommissar für die Ukraine auf der einen Seite, Erich Koch, für den die Ukrainer Untermenschen waren, und dem Minister der besetzten Ostgebiete, Alfred Rosenberg auf der anderen Seite, für den die "integralen Nationalisten" wahre Verbündete waren. Schließlich wurde Bandera am 5. Juli 1941 nach Berlin deportiert und in Ehrenhaft, also als hohe Persönlichkeit unter Hausarrest gestellt. Nachdem jedoch OUN-B-Mitglieder die Führer der rivalisierenden Fraktion OUN-M ermordet hatten, sanktionierten die Nazis Stepan Bandera und seine Organisation am 13. September 1941. 48 ihrer Führer wurden in ein Gefangenenlager in Auschwitz deportiert (das noch kein Vernichtungslager, sondern nur ein Gefängnis war). Die OUN-B wurde unter deutschem Kommando reorganisiert. Zu dieser Zeit leisteten alle ukrainischen Nationalisten folgenden Eid: "Als treuer Sohn meines Vaterlandes, trete ich freiwillig in die Reihen der Ukrainischen Befreiungsarmee ein und schwöre mit Freude, dass ich treu gegen den Bolschewismus zur Ehre des Volkes kämpfen werde. Wir liefern diesen Kampf an der Seite Deutschlands und seiner Verbündeten gegen einen gemeinsamen Feind. Mit Treue und bedingungsloser Unterwerfung glaube ich an Adolf Hitler als Führer und Oberbefehlshaber der Befreiungsarmee. Ich bin jederzeit bereit, mein Leben für die Wahrheit hinzugeben."
Die Nazis gaben bekannt, dass viele Leichen, Opfer von "bolschewistischen Juden", in Gefängnissen entdeckt worden seien. Daher feierten die "integralen Nationalisten" ihre "Unabhängigkeit", indem sie mehr als 30 000 Juden ermordeten und aktiv an dem Zusammentreiben von Juden von Kiew in Babi Jar teilnahmen, wo 33 771 von ihnen in zwei Tagen, am 29. und 30. September 1941, von den SS-Einsatzgruppen unter Reinhard Heydrich erschossen werden.
In diesem Tumult verschwand Dmytro Donzow. In Wirklichkeit war er nach Prag gegangen und hatte sich in den Dienst des Architekten der „Endlösung“, Reinhard Heydrich, gestellt, der gerade zum Vizegouverneur von Böhmen und Mähren ernannt worden war. Heydrich organisierte die Wannsee-Konferenz, die die "Endlösung der Juden- und Zigeunerfragen" plante [4].. Dann gründete er das Reinhard-Heydrich-Institut in Prag, um die systematische Vernichtung all dieser Bevölkerungsgruppen in Europa zu koordinieren. Der Ukrainer Donzow, der nun in großem Luxus in Prag lebte, wurde sofort sein Verwalter. Er ist damit einer der Hauptarchitekten des größten Massakers der Geschichte. Heydrich wurde im Juni 1942 ermordet, aber Donzow behielt seine Funktionen und Privilegien.
Stepan Bandera und sein Stellvertreter Jaroslav Stetsko wurden im Hauptquartier der Generalinspektion der Konzentrationslager in Oranienburg-Sachsenhausen (30 km von Berlin entfernt) unter Hausarrest gestellt. Sie richteten völlig ohne Zwang Briefe an ihre Anhänger und die Führer des Reiches und erlitten keine Entbehrungen. Im September 1944, als die Wehrmacht im Rückzug war und Banderas Anhänger begannen, gegen sie zu rebellieren, wurden beide Führer von den Nazis freigestellt und in ihre früheren Positionen zurückversetzt. Bandera und Stetsko nahmen den bewaffneten Kampf unter den Nazis gegen die Juden und Bolschewiken wieder auf.
Zeremonie des Integralen Nationalistischen Ordens Centuria. Laut der George Washington University war er in 2021 bereits in die Hauptarmeen der NATO eingedrungen.
Aber es war schon zu spät. Das III. Reich brach zusammen. Die Angelsachsen holten sich Donzow, Bandera und Stetsko. Der Theoretiker des integralen Nationalismus wurde nach Kanada gebracht, während die beiden Praktiker von Massakern nach Deutschland geschafft wurden. Der MI6 und das OSS (Vorgänger der CIA) schrieben ihre Biografien um, indem sie ihre Nazi-Mitarbeit und ihre Verantwortung an der „Endlösung“ daraus entfernten.
Bandera und Stetsko wurden in München stationiert, um angelsächsische Stay-behind-Netzwerke in der Sowjetunion zu organisieren. Ab 1950 verfügten sie über einen großen Radiosender, Radio Free Europe, den sie mit der Muslimbruderschaft von Said Ramadan (dem Vater von Tariq Ramadan) teilten. Der Radiosender wurde vom National Committee for a Free Europe, einem Ableger der CIA finanziert. Dessen Direktor Alan Dulles war zugleich Mitglied des National Committee, wie auch der spätere Präsident Dwight Eisenhower, der Zeitungsmagnat Henry Luce und der Filmregisseur Cecil B. DeMilles. Der Spezialist für psychologische Kriegsführung und zukünftige Beschützer der „Straussianer“, Charles D. Jackson, war sein Präsident.
Vladimir Jabotinsky suchte, nachdem er in Palästina gelebt hatte, Zuflucht in New York. Bension Netanyahu (der Vater des derzeitigen israelischen Premierministers) schloss sich ihm an. Die beiden Männer schrieben die Doktrin-Texte des "revisionistischen Zionismus" und die Jüdische Encyclopedia.
Bandera und Stetsko reisten viel. Sie organisierten in der gesamten Sowjetunion und besonders in der Ukraine Sabotageoperationen, sowie Flugblätterabwürfe. Zu diesem Zweck schufen sie den Block der antibolschewistischen Nationen (ABN), der ihre mitteleuropäischen Gegenstücke zusammenbrachte [5]. Der britische Doppelagent Kim Philby informierte die Sowjets im Voraus über die Aktionen der Banderisten. Bandera traf sich mit Donzow in Kanada, um ihn zu bitten, die Führung des Kampfes zu übernehmen. Wieder weigerte sich der Intellektuelle und zog vor, sich seinen Schriften zu widmen. Dann driftete er in ein mystisches Delirium ab, das von den Wikinger-Mythen der Waräger inspiriert war. Er kündigte den letzten Kampf der ukrainischen Ritter gegen den russischen Drachen an. Bandera verbündete sich unterdessen mit dem chinesischen Führer Chiang Kai-Schek, den er 1958 traf. Aber er wurde im folgenden Jahr vom KGB in München ermordet.
Jaroslav Stetsko setzte den Kampf über Radio Free Europe und die ABN fort. Er ging in die Vereinigten Staaten, um vor dem Ausschuss für anti-amerikanische Aktivitäten von Senator Joseph McCarthy auszusagen. 1967 gründete er mit Chiang Kai-Schek den Antikommunistischen Weltbund [6]. Der Liga gehörten viele pro-amerikanische Diktatoren aus der ganzen Welt und zwei Folterschulen in Panama und Taiwan an. Klaus Barbie, der Jean Moulin in Frankreich und Che Guevara in Bolivien ermordet hatte, war auch Mitglied. 1983 wurde Stetsko im Weißen Haus von Präsident Ronald Reagan empfangen und nahm mit Vizepräsident George Bush Sr. an den Zeremonien von Lev Dobriansky’s "Captive Nations" (d.h. sowjetisch besetzten Völkern) teil. Er starb schließlich 1986.
Aber die Geschichte ist nicht zu Ende. Seine Frau, Slava Stetsko, übernahm die Leitung seiner Organisationen. Auch sie reiste um die ganze Welt, um jeden Kampf gegen die Russen und Chinesen oder vielmehr gegen die Kommunisten zu unterstützen. Als die UdSSR aufgelöst wurde, begnügte sie sich, einfach den Titel der Liga in Weltliga für Freiheit und Demokratie zu ändern, ein Name, den sie noch heute trägt. Danach widmete sie sich der Aufgabe, in der Ukraine wieder Fuß zu fassen.
Slava Stetsko kandidierte 1994 bei den ersten Wahlen der unabhängigen Ukraine. Sie wurde in die Werchowna Rada gewählt, aber nachdem ihr von den Sowjets die Staatsbürgerschaft entzogen worden war, konnte sie ihr Mandat nicht wahrnehmen. Egal, sie holte den ukrainischen Präsidenten Leonid Kutschma ins CIA-Büro nach München und diktierte ihm Passagen der neuen Verfassung. Noch heute heißt es in Artikel 16 der Verfassung: "Die Erhaltung des genetischen Erbes des ukrainischen Volkes liegt in der Verantwortung des Staates". Die nationalsozialistische Rassendiskriminierung wird daher von der Ukraine immer noch proklamiert, wie in den schlimmsten Momenten des Zweiten Weltkriegs.
Slava Stetsko wurde in den nächsten beiden Parlamentsperioden wiedergewählt. Sie führte feierlich den Vorsitz bei den Eröffnungstagungen vom 19. März 1998 und dem 14. Mai 2002.
Im Jahr 2000 organisierte Lew Dobriansky in Washington ein großes Symposium mit zahlreichen ukrainischen Offiziellen. Er lud dazu den „Straussianer“ Paul Wolfowitz (einen ehemaligen Mitarbeiter von Charles D. Jackson) ein. Bei diesem Treffen stellten sich die "integralen Nationalisten" in den Dienst der „Straussianer“, um Russland zu zerstören [7].
Am 8. Mai 2007 schufen die "integralen Nationalisten" der ukrainischen Volksselbstverteidigung und die Islamisten in Ternopil, auf Initiative der CIA, eine antirussische "Antiimperialistische Front" unter dem gemeinsamen Vorsitz des Emirs von Itschkeria, Dokka Umarow und Dmytro Jarosch (dem derzeitigen Sonderberater des Chefs der ukrainischen Streitkräfte). Organisationen aus Litauen, Polen, der Ukraine und Russland nahmen an diesem Treffen teil, darunter die islamistischen Separatisten aus der Krim, Adygeja, Dagestan, Inguschetien, Kabardino-Balkarien, Karatschai-Tscherkessien, Ossetien und Tschetschenien. Da Dokka Umarov wegen internationaler Sanktionen nicht dorthin reisen konnte, ließ er dort seinen Beitrag verlesen. Im Nachhinein können die Krimtataren ihre Anwesenheit bei diesem Treffen nur mit ihrer Vergangenheit im Dienste der CIA gegen die Sowjets erklären.
Der US-freundliche Präsident Viktor Juschtschenko gründete im Anschluss an die "orangefarbene Revolution" ein Dmytro-Dontsov-Institut. Juschtschenko ist ein Beispiel für angelsächsische Weißwäscherei. Er hat immer behauptet, keine Verbindung zu den Integralen Nationalisten zu haben, aber sein Vater Andrej war Aufseher in einem Vernichtungslager der Nazis [8]. Das Dmytro-Dontsov-Institut wird 2010 geschlossen und nach dem Putsch 2014 wieder eröffnet.
Präsident Viktor Juschtschenko erhob kurz vor dem Ende seiner Amtszeit den Verbrecher gegen die Menschlichkeit Stepan Bandera zum "Helden der Nation".
Im Jahr 2011 gelang es den Integralen Nationalisten, ein Gesetz zum Gedenken des Endes des Zweiten Weltkriegs zu verabschieden, weil er von den Sowjets gewonnen und von den Banderisten verloren worden war. Aber Präsident Viktor Janukowitsch weigerte sich, es zu verkünden. Wütend griffen die "integralen Nationalisten" einen Zug der Veteranen der Roten Armee an und prügelten alte Männer. Zwei Jahre später schafften die Städte Lwiw und Iwano-Frankiwsk die Siegeszeremonien ab und verboten jede Freude-Veranstaltungen.
Im Jahr 2014 weigerten sich die Ukrainer der Krim und des Donbass, die Putschregierung anzuerkennen. Die Krim, die noch vor dem Rest der Ukraine ihre Unabhängigkeit erklärt hatte, bekräftigte dies ein zweites Mal und trat der Russischen Föderation bei. Der Donbass suchte einen Kompromiss. Die "ukrainischen Nationalisten", angeführt von Präsident Petro Poroschenko, hörten auf, dort öffentliche Dienstleistungen aufrechtzuerhalten und griffen die Bevölkerung an. In acht Jahren ermordeten sie mindestens 16 000 Menschen, ohne in der Welt Empörung oder Widerstand auszulösen.
Nach dem Putsch von 2014 wurden die integralen nationalistischen Milizen auch in die ukrainischen Streitkräfte integriert. In ihrer eigenen Ordnung fordern sie jeden Kämpfer auf, die Werke von Dmytro Donzow zu lesen, einschließlich seines Haupt-Buches mit dem Titel Націоналізм (Nationalismus).
Im April 2015 erklärte die Werchowna Rada Mitglieder der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) zu "Unabhängigkeitskämpfern". Das Gesetz wurde im Dezember 2018 von Präsident Poroschenko erlassen. Ehemalige Mitglieder der Waffen-SS hatten rückwirkend Anspruch auf eine Altersrente und allerlei Vorteile. Das gleiche Gesetz kriminalisierte jede Behauptung, dass die OUN-Kämpfer und die UPA-Kämpfer mit den Nazis kollaborierten und ethnische Säuberungen von Juden und Polen unternahmen. Wenn dieser Artikel in der Ukraine veröffentlicht würde, brächte er mich ins Gefängnis, und auch Sie, weil Sie ihn gelesen haben.
Am 1. Juli 2021 erließ Präsident Wolodymyr Selenskyj das Gesetz über indigene Völker der Ukraine, das sie unter den Schutz der Menschenrechte stellt. Da sie nicht erwähnt wurden, können sich Bürger russischer Herkunft nicht mehr vor Gericht auf sie (die Menschenrechte) berufen.
Im Februar 2022 planten "integrale nationalistische" Milizen, die ein Drittel der Streitkräfte des Landes ausmachen, eine koordinierte Invasion der Krim und des Donbass. Sie wurde durch die russische Militäroperation zur Umsetzung der Resolution 2202 des UN-Sicherheitsrates verhindert, um die Notlage der Menschen im Donbass zu verkürzen.
Im März 2022 schlug der israelische Premierminister Naftali Bennett, der mit dem "revisionistischen Zionismus" von Benjamin Netanjahu (dem Sohn von Jabotinsky’s Sekretär) brach, dem Präsidenten Wolodymyr Selenskyj vor, den russischen Forderungen zuzustimmen und sein Land zu entnazifizieren [9].
Erfreut über diese unerwartete Unterstützung wagte der russische Außenminister Sergej Lawrow, den Fall des ukrainischen jüdischen Präsidenten mit folgenden Worten anzusprechen: "Das jüdische Volk hat in seiner Weisheit gesagt, dass die glühendsten Antisemiten in der Regel Juden sind. Jede Familie hat ihr schwarzes Schaf, wie man so schön sagt". Das war für die Israelis zu viel, die sich immer Sorgen machen, wenn man versucht, sie zu spalten. Sein damaliger Amtskollege Yair Lapid erinnerte daran, dass die Juden den Holocaust, dem sie zum Opfer gefallen waren, nie selbst organisiert hatten. Zwischen seinem Gewissen und seinen Bündnissen eingeklemmt, wiederholte der jüdische Staat gebetsmühlenartig, dass er die Ukraine unterstütze, weigerte sich aber, ihr auch nur eine einzige Waffe zu schicken. Letztendlich entschied der Generalstab und Verteidigungsminister Benny Gantz schloss jede Möglichkeit aus, die Nachfolger der Judenmörder zu unterstützen.
Die Ukrainer sind die einzigen Nationalisten, die weder für ihr Volk noch für ihr Land kämpfen, sondern für eine einzige Idee: die Vernichtung der Juden und der Russen.
Hauptquellen:
Ukrainian Nationalism in the age of extremes. An intellectual biography of Dmytro Dontsov, Trevor Erlacher, Harvard University Press (2021). [Ukrainischer Nationalismus im Zeitalter der Extreme. Eine intellektuelle Biographie von Dmytro Dontsov, Trevor Erlacher.]
Stepan Bandera, The Life and Afterlife of an Ukrainian Nationalist. Faschism, Genocide und Kult, Grzegorz Rossoliński-Liebe, Ibidem (2014).
[1] „Die westliche Strategie zur Demontage der Russischen Föderation“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich, Korrekturlesen : Werner Leuthäusser, Voltaire Netzwerk, 17. August 2022.
[2] „Polen und Ukraine“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich, Korrekturlesen : Werner Leuthäusser, Voltaire Netzwerk, 14. Juni 2022.
[3] « L’Holodomor, nouvel avatar de l’anticommunisme "européen"» (extrait de Le Choix de la défaite), Annie Lacroix-Riz (2010).
[4] «The Wannsee Conference in 1942 and the National Socialist living space dystopia», Gerhard Wolf, Journal of Genocide Research, Vol 17 N°2 (2015). https://doi.org/10.1080/14623528.2015.1027074
[5] Bulletins des Blocks der antibolschewistischen Nationen sind in der Bibliothek des Voltaire-Netzwerks verfügbar. ABN Korrespondenz (auf Deutsch), ABN Correspondence (in english).
[6] „Die Globale Antikommunistische Liga, eine Internationale des Verbrechens“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich, Korrekturlesen : Werner Leuthäusser, Voltaire Netzwerk, 12. Mai 2004.
[7] „Ukraine: Der Zweite Weltkrieg geht weiter“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich, Korrekturlesen : Werner Leuthäusser, Voltaire Netzwerk, 26. April 2022.
[8] Андрей Ющенко: "Персонаж и легенда", Юрий Вильнер, Yuri Vilner (2007).
[9] „Israel fassungslos über ukrainische Neonazis“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich, Korrekturlesen : Werner Leuthäusser, Voltaire Netzwerk, 8. März 2022.
Bleiben Sie in Kontakt
Folgen Sie uns in sozialen Netzwerken
Subscribe to weekly newsletter