Washington hat alle Kraft daran gesetzt zu verhindern, dass seine Verbündeten sich an der von China aufgebauten Asian Infrastructure Investment Bank (AIIB) beteiligen, aber ohne Erfolg: Großbritannien, Deutschland, Frankreich und Italien (allesamt G7-Mitglieder) sind beigetreten, andere wie die Schweiz folgen ihnen.

Was Washington beunruhigt, ist das Gesamtprojekt, in das die AIIB eintritt. Sein Zentrum ist die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO): Nach ihrer Gründung durch das strategische chinesisch-russische Übereinkommen als Gegengewicht zum Vordringen der Vereinigten Staaten in Zentralasien hat sie sich u.a. im ökonomischen, energetischen und kulturellen Bereich ausgeweitet. Zu den sechs Mitgliedern (China, Russland, Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan und Usbekistan) sind zur Zeit Indien, Iran, Pakistan, die Mongolei und Afghanistan als Beobachter hinzugekommen sowie als Gesprächspartner Weißrussland, Sri Lanka und die Türkei.

Die SCO, die zur Zeit ein Drittel der Weltbevölkerung umfasst und auf die Hälfte anwachsen wird, wenn die gegenwärtigen Beobachterstaaten dazugehören, verfügt über Ressourcen und Arbeitskapazitäten, die sie zum größten integrierten Wirtschaftsraum der Welt machen können. Die SCO ist mit den BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) verbunden, die ihre eigene Entwicklungsbank und ihren eigenen Reservefonds aufbauen wollen.

Mit der Zeit können diese Finanzinstitute und die asiatische Bank in weiten Teilen die Weltbank und den IWF ersetzen, die 70 Jahre lang den USA und den größten der Westmächte erlaubt haben, die Weltwirtschaft durch leoninische (unfaire) Kredite und andere Finanzinstrumente zu beherrschen. Die neuen Institutionen können gleichzeitig die Entdollarisierung der Handelsbeziehungen bewirken und den Vereinigten Staaten die Möglichkeit nehmen, die Schulden auf andere Länder abzuladen, indem sie die benötigten Geldmengen als international dominante Währung drucken, obwohl die Konvertierbarkeit des Dollars in Gold, wie sie 1944 in Bretton Woods festgesetzt wurde, 1971 ein Ende genommen hat. Andere Währungen wie der chinesische Renminbi (oder Yuan) sind verlässlicher: London ist dabei, das Zentrum für die Entwicklung von Finanzinstrumenten zu werden, die auf Renminbi abgestellt sind. Weil Washington diesem Prozess, der den Abstieg der Vereinigten Staaten, der bislang größten Wirtschaftsmacht der Welt, beschleunigt, nicht mit Instrumenten der Wirtschaft begegnen kann, wirft es sein Schwert in die Waagschale.

Es ist diese Strategie, in die der Putsch auf dem Maidan eingepasst ist, der durch eine neue Konfrontation mit Russland es den USA erlaubt hat, in der Folge die Nato, ihr wichtigstes Mittel der Einflussnahme auf Europa, zu verstärken. In dieselbe Strategie fügt sich die zunehmende Verlagerung der US-Militärstreitkräfte in die asiatisch/pazifische Region in ihrer gegen China gerichteten Funktion. Symbolträchtig ist in dieser Hinsicht die Strategie für „die Seemacht des 21. Jahrhunderts“, die soeben von der US-Marine veröffentlicht wurde. Sie betont, die wirtschaftliche Bedeutung dieser Region, wo die „maritime Expansion“ Chinas in Gang sei, „verlangt es, sich zunehmend auf die Seestreitkräfte zu verlassen, um die Interessen der Vereinigten Staaten zu schützen“, so dass „in 2020 etwa 60 Prozent der See- und Luftstreitkräfte der U.S.Navy in dieser Region konzentriert sein werden“.

Während die europäischen Mächte sich aus wirtschaftlichem Interesse der von China geschaffenen asiatischen Bank anschließen, sind sie Kollaborateure der Strategie der Vereinigten Staaten, um mit militärischer Gewalt zu verhindern, dass China zusammen mit Russland die „Wirtschaftsordnung“ der Welt umstürzt. Die französisch-deutsch-spanische Airbus-Gruppe wird die Militär- Satellitentechnik über dem asiatisch-pazifischen Raum entwickeln.

Und Frankreich, das als nächster Verbündeter der USA Großbritannien überholt hat, schickt sein Admiralschiff, den Flugzeugträger Charles-de-Gaulle, in den Golf unter das Kommando der Vereinigten Staaten.

Übersetzung
Sabine
Quelle
Il Manifesto (Italien)

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