Foto: Hängen von Drogenhändlern im Iran.

Die Vize-Präsidentin der islamischen Republik Iran, Shahindokht Molaverdi, enthüllte der Agentur Mehrs, dass alle männlichen Einwohner eines Dorfes im Süden des Landes zum Tode verurteilt und wegen Drogenhandels hingerichtet wurden [1].

Im iranischen Recht gilt Todesstrafe für Hochverrat, Gewaltverbrechen und Drogenhandel. Im Gegensatz zur westlichen Propaganda gibt es keine Todesstrafe wegen sexuellem Fehlverhalten.

Laut einer islamischen Bestimmung können strafrechtliche Sanktionen von dem Opfer des Verbrechens oder seiner Rechtsinhaber völlig amnestiert werden. De-facto reduziert das die Zahl der Hinrichtungen für Gewaltverbrechen, aber nicht für Verbrechen gegen die Gesellschaft. So wurden im Jahr 2014 im Iran zumindest 753 Personen gehängt, was aus der islamischen Republik, proportional zur Anzahl der Einwohner, den strengsten Staat der Welt macht.

Das Problem der Drogen ist besonders empfindlich seitdem die Mafia über die afghanische Grenze geht und das Land mit Rauschgift überflutet. Jedoch ist die Entscheidung, die gesamte männliche Dorfbevölkerung zu verurteilen und zu hängen, beispiellos. Man beachte, dass sich die betreffende Stadt in der Provinz Sistan-und-Belutschistan befindet. Nun hat die iranische Justiz Tendenz mit nicht-Persern, die in dieser entfernten Provinz Mehrheit sind, strenger zu sein.

In ihrem Interview mit der Agentur Mehrs prangert Frau Shahindokht Molaverdi nicht die Angemessenheit des Urteils an, sondern wirft die Frage des Schicksals der Familien auf, mit Hinblick auf die Verfassung. Diese setzt in der Tat die Familie in den Mittelpunkt der Gesellschaft, aber keine Maßnahme wurde von den lokalen Behörden für die Frauen und Kinder des Dorfes getroffen.

Übersetzung
Horst Frohlich

[1« حمایت ازخانواده اعدامیها دربرنامه ششم/۲۰صفحه شاخص عدالت جنسیتی », Mehrs Newsagency, 23 février 2016.