Der Medienkrieg in Syrien geht weiter. Hier klagt eine Gruppe von ca 40 Mitgliedern der "Armee des Islam" (Jaysh al-Islam) den demokratisch gewählten Präsident El-Assad und den libanesischen Widerstand an, 40.000 Syrer in Maydaya verhungern zu lassen.

Zu den Ursprüngen

Der Krieg in Syrien ist der Kampfplatz eines Medienkrieges von außergewöhnlicher Intensität und einer unbeschreiblichen Pöbelei gewesen. Wir hatten Anrecht auf alle Kriegslisten, würdig eines Goebbels moderner Zeiten.

Erwähnen wir die Auslösung der Bewegung genannt « syrischer Frühling », die entfesselt wurde, wie durch Zufall, jeden Freitag nach dem sunnitischen Mittagsgebet, ohne daß sich irgend ein Vorzeichen einer irgend gearteten Agitation sich in irgend einer Stadt zuvor gezeigt hätte.

Die Medien, welche diese Informatonen verbreiten sollten waren regelmäßig zur Stelle, um Bilder zu verbreiten und Demonstranten zu interviewen, die ihre Wut unterschiedslos gegen die Regierung, die Armee, die Geheimdienste und bei derselben Gelegenheit gegen Alawiten, Drusen, Christenhunde und natürlich gegen die Familie Assad herausbrüllten.

Die Auswahl der Perspektiven war orchestriert, den Eindruck zu erwecken, daß eine bedeutende Menge der Bevölkerung alles ändern wolle. In Wirklichkeit wurden die Videos aber ins Ausland geschickt um dort NACH-bearbeitet und in die weltweiten Kanäle von TV und Internet eingespeist zu werden.

Aber bevor die erste syrische Demonstration stattfinden konnte, mussten eintausend Satelliten-Telefone in das Land geschleust und an an Personen verteilt werden, die zu ihrer Benutzung ausgebildet worden waren. Das alles mit einem Budget von mindestens 1 Mill $, was nicht wirklich in den Möglichkeiten junger, desorganisierter Cyberaktivisten lag.

Die syrischen Videos wurden sofort unter dem einheitlichen Logo, Cham (historischer Name Syriens) welches für diese Gelegenheit designt worden war, ausgestrahlt. Die Cyberaktivisten koordinierten alle dieser Arbeiten. Letztere über die Herkunft ihrer Mittel befragt, antworteten stets stereotyp: "Ein Geschäftsmann in der Diaspora, der aus Sicherheitsgründen seine Anonymität wahren möchte." [1]

Das Ganze wurde organisiert um über die Sender der Golfstaaten, besonders die bereits bekannten Qatars, wie Al-Jazeera und Saudisch Al-Arabiya unterstützt von einem weniger bekannten, genannt Barada [2] mit Basis in London, verbreitet zu werden. Letzterer verbarg nicht seine Verbindung zur "Bewegung für Gerechtigkeit und Entwicklung", einem Netzwerk oppositioneller Syrer, welches während der letzten 5 Jahre VOR den Ereignissen, nicht weniger als 6 Mill. $ vom US-Staatsministerium erhalten hatte.

Nach Informationen der Washington Post, die auf von Wikileaks veröffentlichten Telegrammen beruhen, begann die Finanzierung der syrischen Oppositionellen bereits 2005. Diese Finanzierung wurde in der Ära Obama fortgesetzt. [3]

Die von diesem Sender produzierten Bilder und Interviews wurden genau im richtigen Moment von Nachrichtensendern ausgestrahlt. Das Netz des Internets besorgte dann den Rest um diese Informations-Masse, die weder verifiziert noch analysiert worden war, weiter zu verbreiten.

Erinnern wir uns, daß, in der Folge des Berliner Mauerfalls, genau dieselbe Vorgehensweise mit sicherem Erfolg bei den sogenannte Farbigen Revolutionen, erprobt wurde. Alle diese Revolutionen sollen ausgegangen sein von jungen lokalen pro-westlichen Aktivisten. Zahlreiche Artikel und eine einzigartige Untersuchung von Camille Gangloff [4] , aufbereitet für das Fernsehen von Manon Loizeau und Milos Krivokapic [5] , haben die Vorgehensweise dieser Revolten seziert und bewiesen, daß überall die USA die Fäden gezogen haben.

Genau diesselbe Vorgehensweise wurde in Ägypten genutzt, was von über Wikileaks veröffentlichten Telegrammen belegt wird, insbesondere durch die folgenden zwei Telegramme « Hilferuf um ägyptischen Bloggern den Zugang zu Youtube wieder herzustellen » [6] und « Aktivisten und Blogger beim Versuch Naga Hamadi zu besichtigen festgenommen » [7], welche die Einbindung der US-Botschaft in Kairo belegen. Genau dieselben Aktivitäten wurden seitens Robert Ford, US-Botschafter zu Beginn der syrischen Krise, beobachtet.

Diese Operation zur Manipulations, genannt « Freedom of Internet » (Freiheit des Internets) verfolgte und intensivierte die Verteilung von Softwareprogrammen, die den Oppositionellen ermöglichten, ihre Nachrichten zu verschlüsseln, um die Zensur-Systeme zu umgehen [8].

Die Verbreitung erfolgte natürlich über diverse NGOs im Solde Washingtons, und erlaubte so jungen Intellektuellen des Nahen und Mittleren Ostens sich virtuell zu treffen, zu diskutieren, zu kritisieren und letztendlich sich, trotz des Einsatzes von Gegenmaßnahmen ihrer Regierungen, zu versammeln [9].

Eine weitere Vergiftung wurde parallel, in allen Einzelheiten in den Büros der NSA komponiert, um die Foren von vermuteten Rebellen zu fluten, mit dem Ziel, die Opponenten scheinbar real zu unterstützen, indem ihnen der Eindruck vermittelt wurde, Teil einer wichtigen Bewegung zu sein, einer wahren Strumflut, mächtig genug das Regime in der Flut ihres Protestes hinwegzuschwemmen.

Die zweite Phase « A Way to reality » (Ein Weg zur Wirklichkeit) sollte genau die Werkzeuge schaffen, die es erlaubten den in verschiedenen Foren zum Ausdruck gebrachten Groll in reale Demonstrationen umzusetzen. Das war der heikelste Punkt an der ganzen Operation Domino, denn wie man sich nicht auf einen spontanen Weckruf der unterjochten Bevölkerung verlassen konnte, mussten, wie in jeder Revolution, externe Elemente hinzukommen um den Funken ins Pulver zu werfen.

Also mussten Stringers ausschwärmen (Spezialisten des CIA mit der Aufgabe feindliche Milieus zu infliltrieren, aber offiziell nicht Mitglied der Firma und oft nicht einmal mit US-Staatsbürgerschaft), vorab ausgebildet in urbaner Agitation und der Demagogie von Massen [10].

Darüberhinaus, um den eminent geheimen Charakter der gesamten Operation zu bewahren, war es unumgänglich ausschließlich Einheimische einzusetzen, was eine vorherige Rekrutierung von Flüchtlingen aus den verschiedenen Ländern, die im Zielfenster der Operation Domino lagen, in den USA notwendig machte, um diese zuvor auszubilden und vorzubereiten, bevor sie diskret in ihre Ursprungsländer zurück geschickt wurden, um dort ihre delikate Mission auszuführen. Während dieser Phase musste vermieden werden allzu bekannte Dissidenten zu rekrutieren, die bei der Rückkehr in ihr Land sofort verhaftet worden wären.

Da diese Stringers dabei das allergrößte Risiko eingingen, musste selbstverständlich für ein ausreichendes Budget gesorgt werden um jegliche Bedenken ersticken zu können.

Der letzte Teil, der leichteste, kurz « The Recolt » (Die Ernte) genannt, bestand darin, einmal die Rebellion in Schwung, den Volksenthousiasmus zu pflegen und bei Bedarf den Demonstranten Waffen zu liefern, und zwar indem man eine neue Desinformations-Kampagne gegen das aktuelle Regime startete, um den Zorn der Massen zu verstärken und die Verwerfung des Regimes, seitens der Internationalen Gemeinschaft, zu provozieren.

Die schrankenlosen Manipulationen

Diese gut eingespielte Operation hat Syrien Nichts erspart. Zunächst gab es Szenen wo syrische Soldaten auf pazifistische, waffenlose Demonstranten geschossen haben sollen. Dieses Bild wurde vor allem von Robert Ford, seinerzeit US-Botschafter in Damaskus, vermarktet. Anschließend wurden Bilder von bewaffnenten Männer verbreitet, die Grausamkeiten an syrischen Soldaten verübten und man verteidigte diese Bilder mit dem Vorwand, daß sich das Volk an seinem Henker räche.

Jeder Mord wurde auf die eine oder andere Weise gerechtfertigt. Verminte Fahrzeuge namentlich in christlichen Vierteln oder vor Regierungsgebäuden wurden zunächst dem « Regime » zugeordnet. Alle Erklärungen, selbst die absurdesten wurden von den unterschiedlichsten Redaktionen für gut geheißen. Warum zu verstehen suchen, da "die Messe ja gelesen war", der syrische Präsident hatte zu gehen.

Jeden Tag wurde eine neue Frist für seinen Sturz gesetzt, welche sich von "einigen Wochen" bis auf "einige Monate Maximum" belief.

« Je größer die Lüge, desto eher wird sie geglaubt » um einen geläufigen Ausdruck zu gebrauchen!

Massengräber, entdeckt und, nach dem Einsatz von chemischen Kampfstoffen durch die Armee, den Sicherheitskräften zugerechnet, Nichts war schlecht genug um Präsident El Assad und die syrischen Institutionen zu diskreditieren, wohingegen man heute weiss, dass namentlich die türkischen Geheimdienste die Urheber des Einsatzes dieser Waffen waren [11].

Nichts stoppt diese Propaganda. Wie wenn das nicht genügen würde, haben sich dieselben Medien seit mehreren Tagen der Bewohner der Stadt Madaya in Syrien an der Grenze zum Libanon, bemächtigt, die dabei seien Hungers zu sterben.

Aber was war passiert? Es wurden Hinweise veröffentlicht, die darauf hindeuteten, daß Saudi-Arabien im Yemen verbotene Streubomben einsetzt, begleitet von anhaltenden Berichten über die Exekution von Scheich El-Nimr, dem Führer der saudischen Opposition, durch das Wahabitische Königshaus; Die Aufmerksamkeit musste von dieser in Frage Stellung eines unsäglichen Regimes abgewendet, für diesen Notfall ein Gegenmittel gefunden werden.

Das Königreich hat unverzüglich seinen Sender Al-Arabiya mobiliisiert, welcher den Bewohnern dieser Ortschaft unterstützende Worte gereicht habe, schließlich gibt es doch einige vom IS oder der Al-Nusra Front (Al-Quaida) eingekesselter Städte, wie Fuaa, Kefraya, Nubble und Zohra....

Plötzlich wurde von Hungersnot gesprochen, während die Bewohner gegenüber den Einsatztruppen der UNO, die vor Ort sind und permanent Abmachungen aushandeln, um Lastwagen mit Nahrungsmitteln und weiteren Gütern zu sämtlichen Ortschaften durchzuschleusen, seien sie nun von der syrischen Armee oder eben auch von bewaffnenten Banden belagert, davon nicht gesprochen haben.

Im Übrigen hatte die Ortschaft Madaya von der UNO, im Oktober 2015 bereits 35 LKWs mit Hilfmitteln aller Art erhalten; aber es hat sich erwiesen, daß die Djihadisten, die dort herrschen, sich des wesentlichen Bestandteils dieser Hilfe bemächtigt haben, um sie sich von der Bevölkerung in Gold aufwiegen zu lassen. Diese Hilfe wurde zur gleichen Zeit, im Rahmen eines von der UNO vermittelten Übereinkommens, auch an andere vom IS belagerte Ortschaften geliefert.

Es musste ein Schock provoziert werden! Dazu wurden von den damit beauftragten Sendern Bilder verbreitet. Diese wurden nun etwas genauer untersucht.

Al-Jazeera hat die folgenden Bilder eines Mädchens verbreitet, welches, nach einem Artikel vom 5. Januar 2016, nachdem es fast sein gesamtes Gewicht verloren habe, nun im Sterben liegen soll,

Dieses Foto stammt von einem Artikel veröffentlicht von Al-Jazeera, in welchem man von Hungersnot in Madaya spricht!

Hingegen, vor Jahresfrist versicherte Al-Arabiyya, dass es sich um ein syrisches Mädchen handele, welches in Jordanien im Flüchtlingslager von Zaatari lebe und Kaugummi verkaufe um zu überleben. (Artikel vom Januar 2014)

Ein weiterer Artikel des jordanischen Online-Journals Al-Dostour behauptete zum selben Datum, dass es Palästinenserin sei und im Palästinenser Lager Yarmuk nahe Damaskus lebe... bevor schließlich entdeckt wird, daß dieses schöne Gesicht einer Libanesin aus dem Süd-Libanon gehöre und überhaupt nichts mit den skeletttierten Gesichtern zu tun habe, die es im Internet begleiten!

Ein anderes Foto, angeboten von Al-Jazeera, wurde von den konformistischen Medien verbreitet, und zeigt einen abgemageren, auf der Straße liegenden Mann, wiederum präsentiert als ausgehungerter Bewohner aus Madaya.

Es hat sich erwiesen, daß es sich hier um das Foto eines Suchtkranken handelt. Dieses Foto wurde von der US-Website The Worldrace, abgezogen.

Und was die siebzigjährige Liegende betrifft, sie war nicht in Syrien und noch weniger Syrerin. Sie ist schwer krank. Ihre Bilder wurden ursprünglich auf Mailone verbreitet.

Die folgenden Fotos zirkulierten bereits auf Twitter VOR der Belagerung:

Diese Fotografien und zig andere beweisen, daß der Krieg der Bilder noch nicht beendet ist. Genau dieselben Medien gingen bis zur Entstellung, der von einem Vertreter des Roten Kreuzes in Syrien abgegebenen Äußerungen, der klar und deutlich darauf hinwies, daß er den Wahrheitsgehalt der Informationen, die über die sozialen Netze und die Medien verbreitet würden, nicht bestätigen könne.

Er präzisiert, daß er verpflichtet ist, jede Information die das Leiden des syrischen Volkes betrifft, ernst zu nehmen, sei es in Madaya, Fuaa oder Kefraya [12]. Er erklärt sich weiterhin sehr beschäftigt mit dem Schicksal der letztgenannten, von Djihadisten belagerten Städte, denn es fehle an Nahrungsmitteln und Medikamenten.

Diese Medien hingegfen behaupteten, daß er das bestätigt habe!

Diese Kampagne illustriert, daß eine richtiggehende Manipulation durch die Medien im Gange ist, begleitet vom Aufruf zu Hass und Rache gegenüber den Schiiten und der Familie El-Assad.

Und wann kommt die nächste Kampagne? Und wann kommt ein Erwachen der westlichen Medien, daß sie zu sagen wagen: « einige der Bilder, die im Internet zirkulierten und in verschiedenen Medien präsentiert wurden, wie die Fotos, die angeblich in Madaya aufgenommen wurden, stammen tatsächlich von früheren Dramen. Man kann durchaus sagen, daß ein kleiner Teil der Fotos irrtümlich mit falscher Legende beschriftet wurden, wie um die Hungersnot von Madaya zu illustrieren. » [13]

Übersetzung
Ralf Hesse

[1Le courrier de l’Atlas. Septembre 2011. p.44

[2Nach dem Namen eines Flusses, der durch Damaskus fließt.

[3Über die Finanzierung durch die CIA, siehe auch “U.S. secretly backed Syrian opposition groups, cables released by WikiLeaks show”, The Washington Post, Craig Whitlock, April 17, 2011. Siehe auch die Telegramme von Wikileaks “Announcement to fund opposition harshly critiziced by anti-regime elements, others” (February 21, 2006), “Behavior reform: next steps for a Human Rights strategy” (April 28, 2009), “Murky alliances: Muslim Brotherhood, the Movement for Justice and Democracy, and the Damascus Declaration” (July 8, 2009), “Show us the money! SARG suspects "illegal" USG funding” (September 23, 2009).

[5Wie die C.I.A. ihre farbigen Revolutionen vorbereitet, gesendet von canal Plus mit dem Titel: Les États-Unis à la conquête de l’Est, par Manon Loiseau et Milos Krivokapic, 51 minutes 37 secondes, 2005.

[8Le Nouvel Observateur widmet sich in einem Artikel der syrischen Opposition und zitiert einen von ihnen wie folgt: « Er schickt keine Thuraya Satelliten-Telefone, die zu leicht abhörbar sind sondern zieht die Iridium-Geräte vor, teurer aber viel sicherer. Um Videos auf YouTube hochzuladen rät er seinen Kontakten, die abgesicherte Software "YouSendt" zu benutzen. Damit gibt es keine Spuren auf Ihrem Rechner. Wenn Sie festgenommen werden, werden die Moukhabarat nichts mehr finden». «Syrie : les vidéos de la liberté», Vincent Jauvert, Le Nouvel Observateur, 18 mai 2011.

[9Das Ganze ist ausgeklügelt nach der « Domino(-Stein-)Theorie ». Eine US-Strategie, erarbeitet im 20 Jahrhundert, wonach der ideologische Umschwung eines Landes zu Gunsten des Kommunismus von demselben Umschwung in den benachbarten Ländern nach einer Art Domino-Effekt gefolgt wird. Diese Theorie wurde von verschiedenen US-Administrationen eingesetzt um ihre weltweiten Interventionen zu rechtfertigen. Die « Domino(-Stein-)Theorie » wurde das erste mal am 7. April 1954 von General und Präsident Dwight D. Eisenhower formuliert.

[10Im Englischen bezeichnet der Term stringer gewöhnlich einen Presse-Korrespondenten, der entweder nur ein einfacher Informant, ein Fotograf, aber auch ein freier Journalist sein kann.

[11The Red Line and the Rat Line”, by Seymour M. Hersh, London Review of Books , Voltaire Network, 12 April 2014.

[13«Famine à Madaya: attention aux manipulations» (Hungersnot in Madaya... Vorsicht vor Manipulationen), Robin Cornet, RTBF, 8 janvier 2016.