Silvia Cattori: Sie zeigen mit welcher Gewandtheit die amerikanische Administration manipuliert hat, um Resolutionen erfolgreich abzuschließen, die Träger neuer Kriege im Mittleren Osten sind. Sie geben Hintergrundinformationen die erlauben die Verknüpfung zum Mossad herzustellen, für die zahlreichen Mordanschläge, die von den tonangebenden Massenmedien sofort Syrien zugeschrieben werden. Sie zweifeln an der Seriosität der Ermittler, die von der UNO ernannt worden sind. Sie erhielten von jenen, die nach Wahrheit verlangen, Achtung und Anerkennung, aber auch die Feindschaft derjenigen, die durch Ihre Nachforschungen gestört werden. Haben die Medien die Existenz Ihres Buches Mordakte Hariri [1] erwähnt?

Jürgen Cain Külbel : Während die „großen“ bürgerlichen Medien in Deutschland Existenz als auch Inhalt meines Buches « Mordakte Hariri » mit großem Erfolg totschwiegen haben, berichteten die internationalen umfassend. Die arabische Ausgabe stieß auf großes Interesse der Menschen im Arabischen Osten. Dort betrachtete man meine Recherchen als wichtigen Schritt in Richtung Wahrheit, als „Licht am Ende des dunklen Tunnels“, das zu den wahrhaftigen Drahtziehern führt, die hinter dem feigen Mordanschlag auf Hariri stecken.

Silvia Cattori : Abgesehen davon, dass weder die Behörden, noch die Presse Ihres Landes Ihre Gegenuntersuchung erwähnt haben, hat nicht ein Journalist vom « Spiegel » versucht Sie zu diskreditieren, indem er Sie des Antisemitismus beschuldigte?

Jürgen Cain Külbel : Für die deutschen Behörden gibt es nur eine Wahrheit; und zwar die des Oberstaatsanwaltes Detlev Mehlis, die der mit allen Mitteln seiner schaurigen Kunst ans Licht gezerrt hatte. Für die kreative Anstrengung erhielt er vom obersten Höfling, dem Bundespräsidenten Horst Köhler, das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.

Broder ? Sie meinen jenen Lohnschreiber, den der Besitzer des Hamburger Magazins « Spiegel » durchfüttert ? Anfangs nahm ich den ernst, als er mich, der dem Mossad bei der Ermordung Hariris eine nicht unwesentliche Rolle zugesteht, mehrfach als Antisemiten und Rotfaschisten abschmetterte. Das war mein Fehler ; gehört Broder doch zu den bürgerlich-journalistischen Dinousauriern mit dem Wendevermögen eines Uhukopfes, deren innere Mechanik defekt ist und nur noch krächzende Antisemitismus-Vorwürfe, Islamophobien und andere unzeitgemäße Altmännerlogik stottert.

Silvia Cattori : Was ist mit dem palästinensischen Journalisten Said Dudin vorgefallen, der sich um die Verkaufsförderung Ihres Buches hätte kümmern sollen?

Jürgen Cain Külbel : Ehe ich auf die Rolle des palästinensischen Journalisten Said Dudin eingehe, sei aus den Akten des ehemaligen Ministeriums für Staatssicherheit der DDR zitiert.

Im Februar 1983, waren sich die Beamten der Stasi so gut wie sicher, dass der Dudin
für die Freunde ( offenbar der damalige sowjetische Geheimdienst KGB) inoffiziel tätig wäre [2]. Doch bereits zwei Monate später, im April 1983, änderte sich das voreilige Fazit : Dudin ist „Agent des LfV [Landesamt für Verfassungsschutz] Westberlin und (oder) der CIA... „Dudin verfügt über ausgezeichnete Spionagemöglichkeiten innerhalb der PLO. Darüber hinaus muss die Möglichkeit eines Doppelspiels in der Zusammenarbeit mit dem MfS unbedingt beachtet werden.“ [3]

Silvia Cattori : War Ihre Begegnung mit Said Dudin ein Zufall !?

Jürgen Cain Külbel : Wie der Deckel auf den Topf passt dazu der Bericht der ehemaligen Staatssicherheit der DDR vom 13. März 1985 : « Es wurde bekannt, dass Said für 30 000 DM ,— die Promotion A für das PLO-Zentralrats-Mitglied Mohammed Abbas (Abu Masen) geschrieben hat. Masen studierte in der UdSSR.»

Vielleicht war das der wahre Grund, weswegen die Russen im März 1983 die Stasi-Akte Dudin zur Einsichtnahme nach Moskau bestellt hatten? Vielleicht war Abu Masen schon damals im Dunstkreis von CIA/Mossad angekommen, was der KGB wusste oder erahnte? Logisch, das sich der Dienst dann auch für den Mann interessiert, der dem Observierten mutmaßlich die Doktorarbeit schreibt.

Zufall ? Kaum war die Tinte unter dem Autorenvertrag, den ich im Juli 2005 mit dem « linken » Berliner Verleger Kai Homilius abgeschlossen hatte, getrocknet, da band mir Homilius jenen Said Dudin, von dem ich bis dato rein gar nichts wußte, auf den Buckel : Dudin hätte Beziehungen, verfüge über Informationen, ich solle unbedingt mit ihm kooperieren ! Zur Liason zwischen Dudin und Homilius mag ich nicht viel sagen.

Said Dudin

Zurück zu meinem damaligen Verhältnis zu Said Dudin : Nach wenigen Treffen spürte ich, dass sich Dudin in der « Konversation » im wesentlichen einer Methode bediente, die in der forensischen Psychologie « unvollständige Lüge » genannt wird : Falsche Behauptungen geraten direkt oder indirekt in Widerspruch zu dem Part der Aussagen, der die Wirklichkeit exakt widerspiegelt. Weil im Bewußtsein des Lügners daher gleichzeitig zwei parallele Ereignisse existieren - Dichtung und Wahrheit sozusagen – läuft der Lügner immer Gefahr, etwas auszuplaudern. Kurzum : Auf diese etwas trottelige Art machte er sich bei jedem Treffen daran, meine Informationen in Sachen Hariri-Recherche abschöpfen zu wollen.

Er lockte mit Reiseplänen, TV-Auftritten, der gesamten Palette, die « Ruhm » einfahren könnte. Weil bei mir diesbezüglich rein gar nichts funktionierte und ich mich diesem Mann, der viel schwatzte, zunehmend entzog, versuchte er es schließlich im Dezember 2005 mit dem Lebenselixier der Moderne: Er bot mir an, für ihn als eine Art Sekretär tätig sein zu können, natürlich in seiner Wohnung ; dort sollte ich gegen « ordentlich Geld » gewisse Schriftstücke überarbeiten, die später « verkauft » werden können. Ich solle mir das Angebot in Ruhe überlegen ; dadurch könne ich « meine wirtschaftliche Situation verbessern » aber ich verspürte eine Abneigung. Das war der Grund, den Kontakt zu Dudin noch an jenem Tag per Email abzubrechen ; so geschehen am 12. Dezember 2005.

Silvia Cattori : Kann uns Ihre aufschlussreiche Erfahrung über die Hindernisse informieren, denen investigative Journalisten unterliegen, die ehrlich über "sensible" Themen ermitteln ?

Jürgen Cain Külbel : Ich kann an dieser Stelle nur über meine eigenen Erfahrungen berichten und möchte nichts verallgemeinern. Allerdings denke ich schon, dass gewisse Kreise immer starkes Interesse an Journalisten haben, die den Mut aufbringen, in « sensible » politische Bereiche einzudringen.Für mich war es die erste Erfahrung dieser Art. Angetreten war ich mit guter Absicht auf der Suche nach der Wahrheit. Auf meinem Wege dahin hörte ich die « Verlockungen » dieser Sirene Said Dudin ; massiv, beinahe zu massiv war der Gesang des Verführers.

Wer da nicht aufpasst, wird schnell Gefangener seiner selbst, läßt sich betören und ist mir nichts dir nichts in illegale Angelegenheiten verstrickt, was ihn, und das ist wohl der Endzweck, erpressbar macht. Ist dieser Zustand erst eingetreten, ist alles vorbei. Der « ehrliche » Journalist kann nur noch den Spiegel zerschlagen, der seine Verräterfratze reflektiert und hat dann nur noch begrenzte Auswahl : Er kapituliert vor sich selbst, hört auf mit dem Schreiben, wird zur Medienhure oder läßt sich für andere Zwecke vor den Karren spannen.

Silvia Cattori : Gibt es, Ihres Erachtens nach, viele Leute, die sich mit Geld von Geheimdiensten rekrutieren lassen, um dubiose Handlungen durchzuführen? Welche Ratschläge können Sie jungen Arabern geben - die gerade im Mittleren Osten die Zielgruppe sind - welche gutgläubig mitgezogen werden könnten, um mit den Geheimdiensten zu kooperieren, ohne zu wissen, dass jene, die sich ihnen annähern, Agenten für die CIA, MI6 oder Mossad sein könnten?

Jürgen Cain Külbel : Erstmal geht es um Geld. Dudin betreffend notierte die ehemalige ostdeutsche Staatssicherheit im Jahre 1975 : « Aus seinen Darlegungen muß er ein sehr hohes Stipendium erhalten, da seine Miete ca. 500 DM betragen soll und er ständig viele Reisen unternimmt, z.B. nach England, Frankreich, Italien, Aufenthalt in Kairo 7 Monate, 1974 2 Monate Moskau und Beirut. » Der Informant schlußfolgerte damals, « dass der Dudin über seine finanziellen Verhältnisse lebt und von anderen Stellen oder Personen unterstützt und gefördert wird. » Leider bieten sich tatsächlich nicht wenige Araber freiwillig gewissen Diensten als Quelle an, um « Informationen » gegen bares Geld verkaufen zu können. Ob die Informationen dann auch stimmen, ist eine ganz andere Angelegenheit.Vieles wird im Geheimdienstwesen über Geldzuwendungen geregelt. Die Rekrutierung von Zuträgern, Agenten etc. ist ein ganz eigenes und meistens auch schmutziges Geschäft. Die westlichen Geheimdienste unterscheiden sich da in der Methode kaum von denen des ehemaligen Ostblocks.

Man kann hier keine Warnungen aussprechen oder Rezepte abliefern. Vielfach greifen die Geheimdienste auch zu, machen sich eine Person gefügig, wenn sie erpressbar geworden ist ; meinentwegen ínfolge krimineller oder anderer halbseidener Machenschaften. Dann funktioniert das auch über ein Abhängigkeitsverhältnis. Natürlich gibt es auch Überzeugungstäter, die zu allen Schurkereien bereit sind.

Silvia Cattori : Sind diese Geheimdienste, die die Leute korrumpieren, nicht eine ernste Bedrohung für die Demokratie und den Rechtsstaat? Sind die Bürger imstande zu erkennen, dass ihre politischen Systeme undurchsichtige Funktionsweisen haben?

Jürgen Cain Külbel : Polizei- und Überwachungsstaaten schießen wie Pilze aus dem Boden ; besonders in den sogenannten Demokratien. Natürlich alles unter dem Deckmäntelchen Terrorbekämpfung, eine Parole, die der Irre am Potomac über Jahre in alle Welt hinausposaunt hatte. Alles das, was jetzt in unseren « demokratischen » Ländern noch schnell im Windschatten des wahnsinnigen « Terrorbekämpfers » erledigt wird, damit meine ich Abbau von bürgerlichen Grundrechten und Freiheiten, wird später, wenn die dunkle Ära Bush Vergangenheit ist, schwer rückgängig zu machen sein.

Silvia Cattori : Ihre Aufdeckungen haben trotzdem einen gewissen Einfluss auf eine Untersuchung, die Sie als "einseitig" [4] bezeichnet haben, bei der UN-Kommission gehabt. Ihre Gegenuntersuchung hat für den Staatsanwalt Melhis nachteilig sein müssen. Ist er imstande Sie zum Schweigen zu bringen?

Jürgen Cain Külbel : Mein Buch wurde wohl zum « Beweismittel » erhoben. Man sagt ihm nach, dass es zu anderen « Regeln » in der Untersuchung geführt hat ; das heißt, weniger einseitig Richtung Syrien fokussiert, dafür wurden mehrere und andere Täterversionen ins Auge gefaßt. Doch die unbefleckte Jungfrau Mossad wurde bislang nicht in die Reihe der Verdächtigen aufgenommen, ebensowenig die engelsgesichtigen Demokratiebringer « United States Committee for a Free Lebanon » und die Mossad/CIA-geführte Exilregierung des Libanon mit Sitz in Jerusalem und Washington.

Tatsächlich sind die Kettenhunde äußerst wachsam. Das ehrt mich selbstverständlich. Im September 2006 intervenierte der Anwalt des Herrn Mehlis, weil ihm der Titel eines meiner geplanten Bücher nicht gefiel. Das sind die kleinen Spielchen.

Ekliger war die « Erfahrung » mit dem Berliner Homilius Verlag. Wie bereits angedeutet, brach ich im Dezember 2005 mit dem Dudin. Im März 2006 nahm Homilius den Mann für die PR der damals erschienenen arabischen Ausgabe meines Buches, und gegen meinen Willen, unter Vertrag. Danach wurde alles ganz unangenehm: Ich, der Autor, erhielt von einer fünfstelligen Dollarsumme, die der seriöse arabische Verleger für die erste Auflage meiner « Mordakte Hariri » cash an Homilius gezahlt hatte, keinen Cent ; mein Anteil beschränkte sich auf zwei gedruckte Exemplare.

Es muß die Frage gestellt werden, wer hier für was oder wen steht und warum Autoren – nicht nur ich – so behandelt werden! Sind es im günstigsten Fall nur linke Heuschrecken, denen das Kapital mundet, oder hat Vater Staat längst die Kontrolle über Teile des linken Publizismus übernommen? Eigentlich ist es immer das Werk des politischen Gegners, unbequeme Autoren finanziell auszutrocknen und auf diese Art und Weise mundtot zu machen. Und natürlich gehört es auch zum ABC des Staatsschutzes, Quellen zu platzieren, um Einfluss nehmen zu können, weil man dort gern im Voraus wissen will, was in den linken Häusern für brisante Sachen geköchelt werden ; eben, um informiert und präpariert zu sein, um reagieren zu können.

Ein anderes Beispiel, das in diesem Verlagsgewirr offenbar etwas überhaupt nicht so funktioniert, wie es eigentlich sollte : Der PR-Mann des Kai Homilius Verlages, jener Said Dudin, besaß am 7. Mai 2006 die Abgebrühtheit, die syrische Regierung aber so richtig in die Bredouille zu bringen. An dem Tage hielt ich in der Assad-Bibliothek in Damaskus vor hunderten Zuhörern, internationalen Print- und TV-Medien, Ministern und Botschaftern einen einstündigen Vortrag über mein Buch. Kaum war ich fertig ging Dudin ans Mikrofon und ereiferte sich.

Im syrischen Medium Al Sham News zum Beispiel las sich das am 8. Mai 2006 so: „ Nach dem Vortrag nahm der palästinensische Forscher Said Dudin in einem Diskussionsbeitrag das Wort, sprach heftig und rief zu Angriffen auf die westlichen Botschaften und Interessen in der Region auf...., was den Kulturminister Dr. Riad Nassan Agha, der dem Vortrag beiwohnte, veranlasste, außer Programm das Wort zu nehmen und zu erklären, dass, was Dudin sagte, eine rein persönliche Meinung ist, nicht mehr und nicht weniger. “ Zahlreiche weitere Pressemeldungen belegen die ungeheuerliche Provokation.

Silvia Cattori : War Said Dudin beauftragt worden das Wort zu ergreifen um Öl ins Feuer zu gießen, die Syrier in Verlegenheit zu bringen und dadurch Ihre These, die Sie in Ihrem Buch darlegen, in Misskredit zu bringen?

Jürgen Cain Külbel : Für die syrischen Regierung musste diese Provokation mehr als ein Stachel im Fleisch gewesen sein, steht doch das Land seit dem Irak-Krieg neben Iran ganz oben auf der „Schwarzen Liste“ der unheimlichen Bush-Regierung. Iran, Syrien und Libanon sind die einzigen Länder im Mittleren und Nahen Osten, die nicht unter direkter oder indirekter Kontrolle des Westens stehen. Ganze Arbeit, Herr Politologe Dudin oder was Sie sonst noch sein mögen – vielleicht ein agent provocateur !

Silvia Cattori : Entmutigt es Sie nicht, sich kontinuierlich durch die Geheimdienste überwacht zu fühlen?

Jürgen Cain Külbel : Alles ist Sache der Gewohnheit. Ich habe gelernt, meine « feindliche » Umwelt nicht mehr ganz so ernst zu nehmen. Da ich nichts zu verbergen habe, bleibe ich locker und gelöst. Ich bin freundlich, begrüße hin und wieder den heimlichen Mithörer am Telefon oder schmunzele, wenn mal wieder, wie so oft, der PC urplötzlich den Geist aufgibt. Gegen die vielen freundlichen Informanten, die sich aus eigenem Antrieb bei mir melden und wichtige Informationen loswerden wollen, benutze ich hingegen azurblaues Geisterspray. Da ich kein Lohnschreiber bin, genieße ich zudem die Freiheit, die Dinge so zu niederzuschreiben, wie ich sie sehe und nicht so, wie sie gesehen werden sollen. Das ist ein Vorteil, der stark macht.

Journalismus sollte aufklärend wirken ; gerade im Hinblick auf die agressive Rolle, die Amerikaner und Israelis im Arabischen Osten spielen. Doch in Deutschland stellt sich ein besonderes Problem : Am Staat Israel, in dem allerhand faul ist, wird hierzulande so gut wie keine Kritik geübt oder gar zugelassen. Auch die Parteienlandschaft steht diesbezüglich in Habachtstellung. Ein Journalist, der es wagt, dieses Tabu zu brechen, um zu « anderen » Wahrheiten durchzudringen, läuft Gefahr präventiv journalistisch getötet zu werden ; und zwar als Täter Antisemit oder Täter Nazi. Die unkritischen proisralischen und proamerikanischen Heckenschützen-Lohnschreiber lauern leider überall; Rekruten der längst in wenigen Händen konzentrierten bürgerlichen Medienlandschaft.

Dieses Deutschland wandelt sich gegenwärtig unter Kanzlerin Merkel zu einem Gruselstaat [5]. Ihr hysterischer, rollstuhlfahrender Innenminister scheint sich kurz vor Bushs politischem Exitus als dessen Widergänger zu begreifen und möchte George Orwell in den Schatten stellen. Außenpolitisch sind wir allerdings Israel und Washington und dreschen im Nahen und Mittleren Osten, in Afghanistan, wenn es sich machen ließe auch in Iran, dort, wo sich alles nur um Öl und Pipelines dreht, mit den anderen neokolonialen Eindringlingen auf alles ein, was der US-israelischen Definition Terrorismus, die es eigentlich gar nicht gibt, genügt. Dafür zeichnet die politische Elite in unserem Land verantwortlich ; sie ist es - nicht das Volk, das in Deutschland stets gefürchteter Mitläufer war –, die den öligen Kriegstreibern hinterher rennt, die unter dem Zaubermäntelchen Demokratie die Bevölkerung des Globus betrügen und vierundzwanzig Stunden am Tag von akuter islamischer Gefahr faseln. Aufklärung an dieser Stelle ist für mich eine Frage der journalistischen Ehre und Ethik.

Silvia Cattori : Momentan arbeiten Sie an einem zweiten Buch über die Manipulationen, die den Mord von Rafik Hariri umgeben. Was haben Sie über dieses Thema noch zu enthüllen?

Jürgen Cain Külbel : Das Buch soll «Die Bombenleger von Beirut. Anatomie des Hariri-Attentates» heißen. Ich bin mitten in der Arbeit. Neben eigenen Ermittlungen, die ich niederschreibe, analysiere ich die Reporte der UN-Kommissionen und lasse international bekannte Experten oder Wissenschaftler zu bestimmten Sachverhalten zu Wort kommen. Es ist interessant, was die zu Ermittlungsergebnissen der UN-Kommissäre zu sagen haben. Ich möchte jetzt nicht ins Detail gehen, doch besonders beschäftigt habe ich mich mit latenten Verbrechen, die vor dem Attentat auf Hariri geschehen sind und wie vieles andere zur Verschleierung des eigentlichen Anschlages dienten; passend natürlich zu Brammertz’ und Mehlis’ These einer Verstrickung von Geheimdiensten in den Anschlag. Ebenso habe ich zum Beispiel andere Informationen in punkto Tatfahrzeug Mitsubishi Canter sammeln können. Alles Dinge, die in der peniblen Auflistung des Belgiers bisher fehlen oder nicht beachtet wurden.

Die Arbeit am Manuskript will ich zeitgleich mit der Demission von Serge Brammertz, dessen Zeit als Commissioner der UNIIIC Ende des Jahres abläuft, beenden.

Widmen werde ich das Buch den dreiundzwanzig Opfern des spektakulären Massenmordes, den über hundert Verletzten und den leidenden Angehörigen, denen sich dieser scheußliche Valentinstag im Februar 2005 in Beirut in Herz und Seele gebrannt hat. Denn es ist ein Mehrfachmord an Menschen, ein Fakt, der vergessen zu sein scheint, den der politisch hin und her manövrierte Schatten des toten Milliärdärs Rafiq Hariri Tag für Tag zu verdunkeln droht.

Silvia Cattori : Kofi Annan, ein mit der Politik vertrauter Diplomat, hätte wissen müssen, dass M.Bolton die UNO für die Schaffung eines Tribunals einsetzte, das den Projekten der Destabilisierung von Tel-Aviv und Washington dienen sollte ? Warum hat sich Herr Annan, laut Ihnen, diesem unterworfen ?

Jürgen Cain Külbel : Der Nachfolger Ban ki-Moon scheint mir ein noch schlimmerer Finger zu sein ! Sagte der nicht neulich, « die Vereinigten Staaten spielen in den Koalitionstruppen im Irak die Hauptrolle. Das hat Amerika viele Opfer abverlangt. Niemand kann bestreiten, dass Amerika erheblichen Anteil an der Stabilisierung des Iraks hat. Wir müssen diesen Beitrag der Vereinigten Staaten und die damit verbundenen Opfer zu schätzen wissen ».

Über Annans vermutliche Rolle habe ich bereits in meinem Buch geschrieben. Vielleicht war er erpressbar geworden, weil sein Sohn in den « Oil-for-Food-Skandal » verwickelt gewesen war. Er hätte auch seinen Hut nehmen können. Aber da er es nicht tat, blieb er Rädchen in der Maschinerie UN, die noch immer von den USA angetrieben wird.

Part 1
(Quelle: Hauptabteilung II, AG Ausländer, Berlin, 23.4.1983)
Part 2
(Quelle: Hauptabteilung II, AG Ausländer, Berlin, 23.4.1983)

[1Mordakte Hariri, Unterdrückte Spuren im Libanon. Jürgen Cain Külbel. Edition Zeitgeschichte Band 34, 2006 (ISBN 3-89706-860-5)

[2Aus den Akten des ehemaligen Ministeriums für Staatssicherheit der DDR:
„Bis 1974 war der Dudin in der Abteilung XII des MfS [Ministeriums für Staatssicherheit] für die HA PS/AIG [Hauptabteilung Personenschutz - Auswertungs- und Informationsgruppe] erfasst. Von dieser Abteilung wurde das Material im Oktober 1974 den sowjetischen Sicherheitsorganen übergeben. Einem Aktenvermerk der BV [Bezirksverwaltung] Potsdam, Abt. II vom 9.9.78 zufolge soll es so gut wie sicher sein, dass der Dudin für die Freunde inoffiziell tätig sein soll.“ (Quelle: Hauptabteilung II/15, Auskunftsbericht zu den Palästinensern Dudin, Hassan und Dudin, Said, Berlin, 10. Februar 1983, S. 2).
Da die « Freunde », gemeint war offenbar der damalige sowjetische Geheimdienst KGB, die Akten angefordert hatten, schlußfolgerten die Mitarbeiter der Staatssicherheit im Februar 1983, das Dudin für den dortigen Dienst arbeite. Doch bereits zwei Monate später änderte sich das voreilige Fazit. (Siehe Fußnote 3).

[3Dudin ist „Agent des LfV [Landesamt für Verfassungsschutz] Westberlin und (oder) der CIA … Dudin, Said ist für die HVA [Hauptverwaltung Aufklärung – Auslandsspionage], Abt. II/2, Mitarbeiter 326 (Genosse Bauch) erfasst … Dudin verfügt über ausgezeichnete Spionagemöglichkeiten innerhalb der PLO. Darüber hinaus muss die Möglichkeit eines Doppelspiels in der Zusammenarbeit mit dem MfS unbedingt beachtet werden.“ (Quelle: Hauptabteilung II, AG Ausländer, Berlin, 23.4.1983)
Die als Quelle benannte Hauptabteilung II des Ministeriums für Staatssicherheit war für die innere und äußere Spionageabwehr zuständig und direkt dem Minister Erich Mielke unterstellt. Zu den Aufgaben zählten unter anderen Aufdeckung und Abwehr von geheimdienstlichen Angriffen gegen die DDR auf politischem, militärischem, ökonomischem Gebiet sowie Aufklärung von Organisationen, die gegen die DDR arbeiteten. Die HA II drang sogar mit eigenen Agenten in die Zentralen der westlichen Geheimdienste ein.
Am 13. März 1985 wurde die Information dann von anderer Seite und erneut aufgeworfen: „Von mehreren Palästinensern in Westberlin wird vermutet, dass der Said mit einem imperialistischen Geheimdienst, evtl. auch dem Verfassungsschutz, zusammenarbeiten soll.“ (Quelle: BV für Staatssicherheit, Abteilung II/7a, Leipzig, den 13. März 1985, 2 Seiten).

[4« Attentat auf Rafic Hariri: Ziehen diejenigen, die den Abzug betätigt haben, jetzt die Fäden? »
von Silvia Cattori, Réseau Voltaire, 22 Sept. 2006.

[5« Angela Merkel, eine Neokonservative als Präsidentin der Europäischen Union », von Thierry Meyssan, Réseau Voltaire, 5 Februar 2007.