Um den ersten Teil dieser Studie zu konsultieren: Klicken Sie hier: Schadensbegrenzung: Noam Chomsky und der israelisch-israelische Konflikt

Bisher habe ich mich ausführlich mit den von Chomsky geäußerten Meinungen (in der Presse oder auf Konferenzen) auseinandergesetzt. Seine wissenschaftliche Arbeit hat leider die gleichen Mängel. Sie wurden von Bruce Sharp auf einer Website kurz und bündig beschrieben, die seine früheren Schriften über den Völkermord in Kambodscha untersucht. Chomsky, schreibt Sharp,

"bewertet nicht alle Quellen, bevor er feststellt, welche davon einer ernsthaften Überprüfung standhalten. Stattdessen untersucht er eine Handvoll Erzählungen, bis er eine findet, die seiner vorher festgelegten Vorstellung entspricht, was Wahrheit sein sollte; er extrapoliert seine Theorien nicht aus verifizierten und bewiesenen Daten. Stattdessen sammelt er (was er nennt) selektiv "Beweise", und nur "Beweise", die seine Theorien waren. Alles andere lässt er fallen.

"Chomskys Auslassungen", schreibt Sharp, "stammen genau aus der gleichen Art von gedankenlosen Winkelzügen, wie er seine Zeit damit verbringt, sich in der Konsenspresse lustig zu machen. Die Ereignisse, die seine Theorie bestätigen sollen, müssen Bedingungen der Glaubwürdigkeit erfüllen, die viel schwâcher sind als die (unmöglichen), denen die Ereignisse unterliegen, die sie widerlegen würden.

Diese Vorwürfe richten sich natürlich nicht nur an Chomsky. Aber angesichts seines Prestiges und seiner Glaubwürdigkeit als Akademiker sind sie besonders ernst und betreffen ihn. Was Sharp diagnostizierte, machte Chomsky weniger zu einem Historiker als zu einem Generalstaatsanwalt.

Sicherlich sind die Fragen über die Aktion zur Gewährleistung einer gerechten Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts komplex und umstritten. Aber sie müssen dennoch, im Gegenteil, ernsthaft und ehrlich geprüft und diskutiert werden. Nicht jeder nimmt jedoch mit allen anderen gleichberechtigt an dieser Debatte teil. Insbesondere obliegt es den Palästinensern selbst, über die Frage des Rückkehrrechts der palästinensischen Flüchtlinge zu entscheiden, und nicht den Israelis, noch Washington, oder dem "internationalen Konsens", der Chomsky so sehr am Herzen liegt...

Ein weiteres Problem, das eng mit dem eben erwähnten verbunden ist – nämlich: das der Wahl: "ein einziger Staat gegen zwei Staaten" – ist noch komplexer. Darüber sind selbst die Palästinenser gespalten. Obwohl ich für die Ein-Staaten-Lösung bin, beabsichtige ich nicht, mein Argument dafür hier ausführlicher auszuarbeiten; ich werde mich darauf beschränken, es kurz zu erklären, um dem Leser Chomskys Präsentation davon zu geben. Da jedoch das Übergewicht des zionistischen Diskurses so ist, wie es ist, hat keines dieser beiden Themen [die Flüchtlingsfrage und ob ein binationaler Staat oder zwei mono-nationale Staaten benötigt werden] die Fähigkeit, eine beträchtliche Anzahl von Amerikanern für ihre jeweiligen Anliegen zu mobilisieren, abgesehen von denen, die ein persönliches Interesse an der Lösung haben, die schließlich der einen oder anderen gegeben wird.

Zwei Fragen hingegen haben diese mobilisierende Fähigkeit. Sie sind auch eng miteinander verbunden. Diese beiden Fragen lauten wie folgt :

1) Die Notwendigkeit, den Wasserhahn abzudrehen, der einen kontinuierlichen Dollar-Strom von US-Steuerzahlern nach Israel strömen lässt. Angesichts der drastischen Haushaltskürzungen, die sich auf Gesundheit, Bildung und Renten auswirken, gibt es in den gesamten Vereinigten Staaten bereits eine gefundene Öffentlichkeit, die für die Notwendigkeit empfänglich wäre, diese Hilfe zu stoppen, die vor kurzem die Schwelle von 100 Milliarden Dollar überschritten hat. Diese Maßnahme sollte beinhalten, sowohl öffentliche als auch private Investitionen in Israel, in israelische Unternehmen oder in US-Unternehmen, die in Israel Geschäfte tätigen, zu stoppen (was bereits unternommen wurde, wenn auch in extrem begrenzter Weise). Mit anderen Worten: Es geht darum, diese berühmten Sanktionen zu verhängen, die Chomsky so sehr bedauert;

2) Den Würgegriff der Pro-Israel-Lobby auf den Kongress und seine Kontrolle über die US-Nahostpolitik, die alle politischen Beobachter in Washington und anderswo auf der Welt als objektiv anerkennen, anzuprangern und zu bekämpfen. Verzeihung: "alle Beobachter", außer natürlich Chomsky!

Zugegeben, gelegentlich erwähnt er, dass die Mehrheit der Amerikaner mehr als nur zögert, was die militärische Hilfe für Israel durch ihr Land angeht, aber nicht mehr. Chomskys Fixierung auf israelische Piloten, die Hubschrauber fliegen – sicherlich, aber "amerikanische" Hubschrauber – noch dazu die Verbannung an den Rand des politischen Diskurses der Explosionskraft der Frage der Hilfe und des Lobbyismus, ist auch ein grundlegendes Element für sein Denken, da es nämlich die Grundlagen selbst seiner Analyse untergräbt, wonach:

1) Israel wäre im Wesentlichen ein Klientelland der Vereinigten Staaten, welcher Klientelstaat von Washington nur auf der Grundlage seiner "Dienstleistungen", seiner Natur als "strategischer Aktivposten" [1] und als "Polizist auf Patrouille" [2] [3] für US-Interessen im Nahen Osten, aber auch anderswo in der Welt unterstützt würde;

2) Die von aufeinanderfolgenden US-Regierungen eingenommen "ablehnende" Haltung der Vereinigten Staaten, die sich der Schaffung eines palästinensischen Staates widersetzen, wäre das wesentliche Hindernis, das die Umsetzung einer "Zwei-Staaten-Lösung" blockiert. Darüber hinaus möchte Chomsky uns glauben machen, dass die US-Politik, trotz gelegentlicher gegenteiliger Erscheinungen, "die allmähliche Integration der besetzten Gebiete in Israel" unterstützen würde [4];

3) Schließlich wäre der Einfluss der Pro-Israel-Lobby von ihren Kritikern "übertrieben", und er wäre eher ein Faktor, der gelegentlich den Zeiger der Waage auf die eine oder die andere Seite schieben würde, als ein entscheidender Faktor und völlig unabhängig von der wirtschaftlichen Situation... Darüber hinaus würde dies die Debatte über die Fähigkeit eines ideologischen Drucks, eine konkrete Übersetzung zu finden, eröffnen – im Vergleich mit der realen Macht [5].

Zu diesen drei Punkten gibt es unzählige gegenteilige Beweise von unbestrittenen Akademikern, Spezialisten der Sache. Gegensätzliche Beweise, deren Chomsky sich offensichtlich bewusst ist (übrigens zitiert er sie, wenn sie ihm dienen...), die er aber sonst bewusst ignoriert. Innerhalb der Grenzen dieses Artikels, werde ich nur einige erwähnen.

Die unsinnige Theorie des "strategischen Trumpfs"

Chomskys Argument, dass die amerikanische Unterstützung für Israel durch den Wert des eigenen "strategischen Trumpfs" des Landes motiviert sei, wurde 1983 von Chomsky in seinem Buch The Fatal Triangle besonders deutlich gemacht und von ihm in seinen Interviews und Artikeln wiederholt, bis die UdSSR aufhörte, eine Bedrohung darzustellen, und wo er dann neue Rechtfertigungen finden musste.

Seit den späten 1950er Jahren wurde die US-Regierung dazu gebracht, zunehmend die These zu unterstützen, dass ein mächtiges Israel einen "strategischen Vorteil" für die Vereinigten Staaten darstellen würde und als Bollwerk gegen die Bedrohungen durch radikale arabische nationalistische Bewegungen diente, die wahrscheinlich die Unterstützung der UdSSR gewinnen könnten [6].

Die Ärmlichkeit der "Beweise", die Chomsky zur Unterstützung dieser (Hypo-)These anführt, hätte schon vor langer Zeit viele Augenbrauen hochziehen sollen... Ein Element, auf das er sich immer wieder beruft, ist ein Memorandum des Nationalen Sicherheitsrats vom Januar 1958, das laut Chomsky "zu dem Schluss gekommen war, dass eine logische Konsequenz [unserer] Opposition gegen den wachsenden arabischen Nationalismus" darin bestehen würde, "Israel als einzige prowestliche Macht zu unterstützen, die im Nahen Osten überlebt" [7]. Bei einem so wichtigen Punkt würde man trotz allem doch erwarten, dass er uns etwas Frischeres hervorbringt... Es stellt sich jedoch heraus, dass Eisenhower im selben Jahr 1958 als Reaktion auf den siegreichen anti-britischen Aufstand im Irak und die nationalistischen Unruhen im Libanon, die Marines in diese beiden Länder schickte, um dort die angeblich bedrohten US-Interessen zu verteidigen. Anscheinend wurde der Einsatz israelischer Truppen nie erwägt?...

Die einzigen "Dienste", die Israel erbrachte, auf die Chomsky anspielt, waren die Niederlage Ägyptens im Jahr 1967 [8], eine Niederlage, die eindeutig durch Israels eigene Interessen motiviert war, sowie die Rolle, die Israel angeblich gespielt hätte, um die syrische Regierung davon abzuhalten, Palästinensern zu helfen, die den Massakern des Königs von Jordanien im September 1970 gegenüberstanden. Und das ist aber schon alles!... Im letzteren Fall hatte Israel keinen Bedarf der Vereinigten Staaten, um seine Armee in höchste Alarmbereitschaft zu versetzen, und um dem entgegenzuwirken, was fälschlicherweise (nicht von Chomsky, seien wir fair...) als Versuch der PLO [Palästinensische Befreiungsorganisation; Anm. d. Ü] angesehen wurde, die Kontrolle über die Macht in Jordanien zu übernehmen [9].

Was Chomsky und diejenigen, die seine Analysen wie Papageien wiederholen, nicht wissen (was nicht verwunderlich ist, weil er nie darüber spricht!), sind andere Faktoren, die bei der Niederlage der PLO in Jordanien eine Rolle spielten, einschließlich der internen Streitigkeiten, die Weigerung der syrischen Luftwaffe – damals unter dem Kommando von Hafez al-Assad (kein besonderer Freund der PLO...) – der PLO Luftdeckung zu gewähren und der strategische Vorteil, den die überwiegend aus Beduinen zusammengesetzte jordanische Armee genoss.

Es war Henry Kissinger, der Israels Rolle im Ausgang dieser Konfrontation übertrieb, genauso wie er sein Potenzial als amerikanischen "Trumpf" im Kalten Krieg übertrieb [10] und – ironischerweise – war es daher die Position von Kissinger, die Chomsky somit unantastbar machte und in den Status einer historischen "Tatsache" erhob!

Ein weiterer Faktor im Argument des "historischen Trumpfs" wird im Allgemeinen übersehen, wie Camille Mansour bemerkt:

"Diese Kämpfe um Einfluss, die in Israels geografischer Umgebung stattfinden, sind oft mit dem arabisch-israelischen Konflikt selbst verbunden (und im Falle der jordanischen Krise sicherlich auch): Für die US-Amerikaner war Israel in der paradoxen Position, einen Trumpf darzustellen, indem es Bedrohungen für sich selbst und gleichzeitig für die amerikanischen Interessen reduzierte – Bedrohung, für die Israel jedoch wahrscheinlich selbst der Ursprung war, wegen des Kriegszustands mit den Arabern, der Israel charakterisiert.“ [11]

Diese Ansicht wurde später von Stephen Hillman, einem ehemaligen Mitglied des Ausschusses für auswärtige Beziehungen des US-Senats, bestätigt, der schrieb:

"Der Dienst, den Israel den Vereinigten Staaten angeblich leistet – indem es das sowjetische Eindringen in den Nahen Osten verhindert – ist in erster Linie durch Israels bloße Existenz schon gegeben, ohne die die Araber jedoch für den sowjetischen Einfluss viel weniger empfänglich wären… Es ist wahr, dass Israel den Vereinigten Staaten wertvolle militärische Informationen und Geheimdienstinformationen zur Verfügung stellt, und es ist denkbar..., dass die Vereinigten Staaten Marine- oder Luftwaffenstützpunkte auf israelischem Territorium benötigen könnten. Diese Trümpfe an sich... scheinen jedoch nicht auszureichen, um die Tatsache zu rechtfertigen, dass die Vereinigten Staaten seit der Gründung Israels im Jahr 1948 bis heute – im Jahr 1980 – fast 31 Milliarden Dollar an Militärhilfe und mehr als 5,5 Milliarden Dollar an wirtschaftlicher Unterstützung ausgegeben haben, was Israel – bei weitem – zum größten Empfänger von außenwirtschaftlicher Hilfe macht, die von den Vereinigten Staaten gewährt wird" [12].

Chomsky war sich Tillmans Werk sehr wohl bewusst, das er häufig in seinem Fatal Triangle zitiert. Aber das obige Zitat ist seltsamerweise nicht da. Mehr nach seinem Geschmack bevorzugte er zweifellos einen Kommentar des ehemaligen Senators Henry "Scoop" Jackson, Demokrat, aus dem Bundesstaat Washington, den Chomsky in sein Fatal Triangle integrierte und den er seitdem in alle seine Bücher, Interviews und Vorträge über den israelisch-palästinensischen Konflikt aufgenommen hat. Laut diesem Jackson:

Israels Aufgabe war, "unverantwortliche und radikale Elemente in einigen arabischen Ländern zu hemmen und einzudämmen ... die, wenn sie frei gelassen worden wären, nach Belieben zu handeln, eine ernsthafte Bedrohung für unsere wichtigsten Ölvorräte im Persischen Golf dargestellt hätten." [13]. Er spielte so auf die "stillschweigende Allianz zwischen Israel, dem Iran (zur Zeit des Schahs) und Saudi-Arabien" an, obwohl es keine Beweise dafür gibt, dass eines dieser drei Länder jemals eine solche Rolle gespielt hat. Da die erste Bush-Regierung der Ansicht war, dass die Ölvorräte der Region durch die irakische Invasion in Kuwait im Jahr 1991 bedroht waren, handelte sie auf eigene Faust und tat alles, um Israel von der Teilnahme an den Operationen abzubringen. Aber das hält Chomsky nicht davon ab, uns immer wieder das gleiche Kindermärchen zu erzählen...

Der Grund, warum Chomsky davon überzeugt ist, dass wir Jacksons Meinung Glauben schenken müssen, ist die Tatsache, dass er "der prominenteste Experte im US-Senat in der Öl Frage" war, schreibt er in seinem Fatal Triangle auf Seite 535, sowie "der Senatsexperte für Nahost- und Ölangelegenheiten" in Towards a New Cold War auf Seite 315, oder der "prominenteste Spezialist im Senat für den Nahen Osten und Öl Fragen" (in The New Intifada, sowie in Middle East Illusions, Seite 179), von einem "eminent specialist on oil issues", in Deterring Democracy, Seite 55); "der prominenteste Experte des Senats für Nahost- und Öl Fragen" (in Piraten und Kaiser, Seite 165) und schließlich "einflussreiche Figur, die sich mit dem Nahen Osten befasst" (in Hegemonie oder Überleben, Seite 165).

Wenn ich auf Chomskys glühenden Beschreibungen von Jackson bestehe, dann deshalb, weil sie durch ihre irreführende Natur sehr charakteristisch sind. Vielleicht war das Einzige, was Jackson wie einen Ölexperten hätte aussehen lassen können, die Tatsache, dass er eine Untersuchung über Ölpraktiken in den Vereinigten Staaten leitete, als er Vorsitzender des Innenausschusses (Kommission der Umweltfragen; Anm. d. Ü) des Senats war.

Abgesehen davon, dass er als "von Boeing ernannter Senator" in Anerkennung der vielen Aufträge bekannt war, die er für das Unternehmen gewann, während er den Vorsitz des Senatsausschusses für Streitkräfte führte, war Jacksons Haupterbe zweifellos seine Beteiligung an der Ausarbeitung des Jackson-Vanik-Verfassungszusatzes, der den Erfolg der Verhandlungen zwischen der UdSSR und den Vereinigten Staaten (mit dem Ziel, den Kalten Krieg zu beenden) über die Öffnung der UdSSR zur Eröffnung der Türen zur jüdischen Auswanderung. Es ist verständlich, dass dies ihn zum Liebling der Pro-Israel-Lobby und der amerikanischen Juden im Allgemeinen machte, die ihm fünf Jahre lang 523.778 Dollar (oder 24,9%) an Wahlkampfspenden zur Verfügung stellten [14]. Als Falke, der sich vehement gegen jede Entspannung ausspricht und ein überzeugter Befürworter des Kalten Krieges ist, war er "praktisch der letzte Demokrat im Senat, der den Krieg… [in Vietnam] befürwortete" [15]. In jüngerer Zeit wurde er im Kongress gefeiert als Schirmherr der Neokonservativen, die Richard Perle das Startsignal gaben, auf seinem Weg in die Hölle.

Dank der Unterstützung sowohl Israels als auch des militärisch-industriellen Komplexes der USA blieben Jacksons Bemühungen nicht unbemerkt von dem einflussreichen JINSA (Jewish Institute for Security Affairs), [Jüdisches Institut für Sicherheitsangelegenheiten], dem Hauptförderer der Integration zwischen der US-amerikanischen und israelischen Rüstungsindustrie seit 1976. Dies ist wiederum ein Schlüsselelement der Israel-Lobby, das Chomsky nie zitiert hat. 1982 richtete das Institut einen Preis ein, den Henry M. "Scoop" Jackson Distinguished Service Award, den Jackson als erster erhielt. Der jüngste Kandidat ist bisher kein Geringerer als sein Schützling Richard Perle.

Hätte Chomsky die Orientierungen des pro-israelischen Falken Jackson angedeutet, hätte dies sicherlich Fragen über die Glaubwürdigkeit dieses Senators aufgeworfen, falls es ihn nicht völlig diskreditiert hätte...

Abgesehen von einer kleinen Handvoll loyalistischer Bewunderer, die entschlossen zu sein schienen, die geringsten seiner Worte zu wiederholen, ist Chomskys Vision der Beziehungen zwischen den USA und Israel bei seinen akademischen Kollegen nicht so beliebt, einschließlich derer unter ihnen, die doch seine Weltanschauung teilen. Während er darauf achtet, Chomsky nicht namentlich zu erwähnen, ist es dessen Theorie, auf die Professor Ian Lustick, der 2001 von Shibley Talhomi interviewt wurde, anspielte:

"Die Vereinigten Staaten sind mächtig genug und reich genug, um mit einer großen Krise fertig zu werden, wenn sie eintritt, wie die irakische Invasion in Kuwait, die eindeutig eine Krise von außergewöhnlichem Gewicht war. Aber die große Frage nach den Motiven der Vereinigten Staaten im Inland, hat mit den Gründen für das amerikanische Engagement für Israel zu tun. Das ist wirklich die wesentliche Frage. Und Sie haben zu diesem Thema mehrere Erklärungen, die miteinander in Konkurrenz stehen. Sehr lange Zeit herrschte die Meinung, dass das amerikanische Engagement für Israel eine Folge der strategischen Interessen der Vereinigten Staaten sei, nämlich dass die Vereinigten Staaten im Wesentlichen in Israel ein Instrument im Dienste ihrer strategischen Interessen und im weiteren Sinne ein Instrument zur Eindämmung der UdSSR während des Kalten Krieges und seitdem sahen, um die Regelmäßigkeit ihrer Öllieferungen sicherzustellen, den Terrorismus einzudämmen usw. »

In dieser Angelegenheit ist die Wahrheit aber, dass diese Theorie nicht gilt, denn wenn Israel in einigen Fällen strategisch sehr nützlich war (für die Vereinigten Staaten), wurde es in anderen Fällen nicht als strategisch wichtig angesehen. Aber es gibt wahrscheinlich etwas noch Wichtigeres: während des größten Teils des Kalten Krieges haben die Bürokraten – die Bürokratien der Exekutive, Verteidigung, Außenpolitik...) Israel nicht als strategischen Aktivposten betrachtet, und einige von ihnen sahen es sogar als Handicap. Wie wir sehen können, reicht dieses Argument nicht aus... [16]

Ob dieses Argument stichhaltig war oder nicht, dass die Vereinigten Staaten während des Kalten Krieges Israel als zuverlässigen Alliierten gegen einige, von der UdSSR unterstützte arabische Länder hätten sehen können; dieses Argument verschwand so schnell wie die UdSSR selbst. Als Afif Safiyéh, Palästinas Delegierter im Vereinigten Königreich und beim Heiligen Stuhl, kurz nach dem Zusammenbruch der UdSSR die Vereinigten Staaten besuchte, war er überrascht, Folgendes festzustellen:

"dass in pro-israelischen Kreisen ... die übergeordnete Sorge der Verlust eines "Feindes" war, mit dem, was dies für die "raison d’état“ (französisch im Text; [Daseinsberechtigung]) und für Israels Nutzen für die US-Außenpolitik als strategische Bastion zur Eindämmung des sowjetischen Expansionismus bedeuten konnte. Es war genau zu dieser Zeit, als die ideologische Konstruktion einer planetaren Ersatzbedrohung – der islamischen Gefahr- begann.“ [17]

Der Zusammenbruch der UdSSR zwang nicht nur die Pro-Israel-Lobby, sondern auch Chomsky selbst, fieberhaft nach einem neuen Grund zu suchen, um die fortgesetzte US-Unterstützung zu rechtfertigen – die Lobby, um sie zu verewigen, und Chomsky, um sie zu rechtfertigen – und die privilegierten Beziehungen zwischen den USA und Israel.

Chomsky fand diesen neuen Grund in einer Erklärung eines ehemaligen Chefs der israelischen Geheimdienste, Shlomo Gazit. Das Argument des Kalten Krieges, auf das sich Chomsky bis da gestützt hatte, fand es plötzlich "höchst irreführend" und bevorzugte die "Analyse... die von Gazit gemachte", der nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion schrieb:

"Israels Hauptaufgabe hat sich überhaupt nicht geändert und bleibt von entscheidender Bedeutung. Seine Lage im Zentrum des arabisch-muslimischen Nahen Ostens prädestiniert Israel, ein engagierter Hüter der Stabilität in allen Ländern um sich herum zu sein. Seine Aufgabe ist es, die herrschenden Regime zu schützen, das heißt, die Prozesse der Radikalisierung zu verhindern oder zu stoppen und die Ausbreitung des fundamentalistischen religiösen Eifers zu blockieren." [18]

"Was wir hinzufügen können", schreibt Chomsky im Vorwort zur Neuauflage seines Fatal Triangle, „dass Israel die Drecksarbeit macht, die die Vereinigten Staaten aufgrund des Widerstands der Bevölkerung und anderer Unannehmlichkeiten um keinen Preis selbst erledigen wollen. [19]

Chomsky schreibt dies, als wären wir noch in den 1970er oder 1980er Jahren; Es gibt anscheinend keine Grenzen für die "Drecksarbeit", die die Vereinigten Staaten in diesen Zeiten aus eigener Macht zu erledigen bereit sind! Von Gazits Seite würde man natürlich erwarten, dass er einen guten Vorwand benutzt, um die US-Hilfe für Israel aufrechtzuerhalten. Aber: Stabilität?!? Nicht zuletzt war Israels Präsenz in der Region immer ein destabilisierender Faktor und zweimal, 1967 und dann wieder, 1973, stand diese Destabilisierung kurz davor, einen Atomkrieg auszulösen (und sie führte zu einem arabischen Ölembargo mit extrem kostspieligen wirtschaftlichen Folgen). In den frühen Tagen des Oktoberkrieges, als sich herausstellte, dass die israelische Armee in Gefahr war überwältigt zu werden, geriet der israelische Verteidigungsminister Moshe Dayan in Panik, wurde berichtet, und drohte Berichten zufolge, israelische Atomwaffen gegen Ägypten einzusetzen, wenn die Vereinigten Staaten nicht sofort eine Luftbrücke einrichteten, um konventionelle Waffen nach Israel zu bringen. Die Nixon-Regierung reagierte prompt auf diese Anfrage [Stephen Green, Living by the Sword: Israel and the US in the Middle East, Amana, Brattleboro, VT, 1988, S. 91. Seymour Hersh, The Sampson Option, S. 225ff, Avner Cohen, New York Times, 6. Oktober 2003].

Wie es Camille Mansour bemerkt: "Indem die israelische Regierung so dringend Waffen von Washington forderte, verhielt sie sich keineswegs als strategischer Trumpf der Vereinigten Staaten, sondern eher als geschützte, die – wahrscheinlich übertrieben, aber dennoch – um ihr eigenes Überleben fürchtete. [20]

Es sollte angemerkt werden, dass es erst 1978 geschah, d.h. die Machtübernahme von Menachem Begin (gewählter Premierminister), dass Israel als "Aktivposten für die Vereinigten Staaten" verkauft wurde. In einem Interview, das in der Januarausgabe 1991 des Journal of Palestine Studies veröffentlicht wurde, sagte der pensionierte (inzwischen verstorbene) israelische General Matti Peled: "Das Argument, dass Israel ein strategischer Aktivposten für die Vereinigten Staaten sei, für den es als strategischer Flugzeugträger dienen würde, war nie etwas anderes als das reine Produkt der israelischen Vorstellungskraft. Diese Idee wurde zuerst von Premierminister Begin vorgebracht, um die beträchtlichen Kredite zu rechtfertigen, die Israel gewährt wurden, um es ihm zu ermöglichen, amerikanische Waffensysteme zu kaufen... Die Kuwait-Krise hat gezeigt, dass dieses Argument überhaupt nicht hält... "Waffengeschäfte waren für die Vereinigten Staaten nützlich", schloss er, "da sie zu noch größeren Waffenverkäufen an arabische Länder geführt haben, die mit den Vereinigten Staaten verbündet sind. »

Im Jahr 1986, sowie die vier aufeinanderfolgenden Neuauflagen von Chomskys populärer Arbeit Pirats and Emperors enthielten bis 2003 eine Theorie, die auf "strategischem Vermögenswert" basierte und die auf Steroiden aufgebaut erschien... In einem dieser fünf Verweise auf ein Israel, der diese Art von Dienst leistet, schreibt er:

"Die Vereinigten Staaten haben immer versucht, die militärische Konfrontation aufrechtzuerhalten und sicherzustellen, dass Israel ein "strategischer Aktivposten" für sie bleibt. Aus dieser Sicht muss Israel hochgradig militarisiert und technologisch fortgeschritten sein, und es muss ein Paria-Staat sein, weit entfernt von wirtschaftlicher Unabhängigkeit, abgesehen von seiner High-Tech-Produktion (oft in Abstimmung mit den Vereinigten Staaten), schrecklich abhängig von den Vereinigten Staaten und daher seine Bedürfnisse befriedigend, wie ein "Bulle im Dienst" und als Söldnerstaat, für andere amerikanische Zwecke verwendet, anderswo auf der Welt. [21] »

Chomsky hätte sich nicht mehr irren können. Dank der politischen Unterstützung der Vereinigten Staaten wäre Israel einfach ein "Paria-Land"? Aber Israel genießt einen privilegierten Partnerstatus innerhalb der Europäischen Union, seinem größten Handelspartner, und seine Rüstungsindustrie ist trotz seiner allmählichen Integration in sein US-Pendant eine der größten der Welt und konkurriert mit US-Waffen auf dem Weltmarkt. Israel ist auch eines der wichtigsten Zentren für die High-Tech-Industrie der USA. Israel ist daher, wie wir sehen können, sehr weit davon entfernt, Geisel der US-Forderungen zu sein, auch wenn diese Kategorisierung das ist, was Chomsky offensichtlich zu suggerieren versucht. Außerdem, wenn die israelischen Militär- und Waffenhersteller tatsächlich den US-Interessen in Lateinamerika und Afrika von den 1960er bis zu den frühen 1980er Jahren dienten, taten sie dies, indem sie zuerst ihren eigenen Interessen dienten, und es ist zufällig für beide Seiten von Vorteil.

Israels sogenannter Nutzen für die Vereinigten Staaten wurde aus anderen Perspektiven geleugnet. Harold Brown war Verteidigungsminister unter Jimmy Carter. Sein israelischer Amtskollege, der vorgeschlagen hatte, dass die beiden Länder Pläne ausarbeiten sollten, um die Sowjetunion im Falle eines Krieges ins Visier zu nehmen, sagte Brown dann dem Journalisten Seymour Hersh, dass die Carter-Regierung;

"nicht wollte, in einen israelisch-sowjetischen Konflikt verwickelt zu sein. Die Vorstellung, dass Israel ein strategischer Aktivposten ist, erscheint mir verrückt. Die Israelis würden sagen: "Lasst uns euch helfen", und dann würdet ihr schließlich ihr Instrument werden. Die Israelis haben ihre eigenen Sicherheitserfordernisse, genauso wie wir unsere eigenen haben. Sie sind nicht identisch. [22]

Professor Cheryl Rubenberg stellte Chomskys mentale Haltung aus einem anderen Blickwinkel in Frage:

"Die Einschränkungen der US-Diplomatie im Nahen Osten aufgrund der (besonderen) Beziehungen zwischen den USA und Israel haben Washingtons Fähigkeit behindert, pragmatische, stabile und konstruktive Beziehungen zu den arabischen Ländern zu erreichen, die (jedoch) eine Voraussetzung für die vollständige Verwirklichung der regionalen Interessen der USA sind... Selbst die arabischen Regime, die trotz der (intimen) Union zwischen den Vereinigten Staaten und Israel enge Beziehungen zu Washington unterhalten haben, waren gezwungen, diese Beziehungen nicht zu offen zu normalisieren, aus Angst vor der internen Opposition, die eine Zugehörigkeit der genannten Regime zur amerikanischen Wirtschaft ohne Zweifel angeprangert hätte... »
Die Interessen der USA, sowohl aus Sicht der Großkonzerne als auch des Außenhandels, im Nahen Osten wurden noch durch andere Faktoren beeinträchtigt... Um nur ein Beispiel unter anderem zu nennen: Aufgrund des Drucks, den pro-israelische Organisationen auf den Kongress ausüben konnten, wurden eine Reihe von Anti-Boykott-Gesetze (von den Vereinigten Staaten) verabschiedet, die das US-"Geschäft" in der arabischen Welt stark einschränken. Infolgedessen erleiden US-Unternehmen und die US-Wirtschaft jährliche Verluste, die auf 1 Milliarde US-Dollar geschätzt werden. [23]

Diese Anti-Boykott-Gesetzgebung wurde im Laufe der Jahre erfolgreich eingesetzt, um US-Unternehmen zu verfolgen, und sie wird jetzt von pro-israelischen Mitgliedern des Kongresses mobilisiert, um die Initiativen von US-Aktivisten im Keim zu ersticken, wenn sie Kampagnen zum Boykott israelischer Produkte starten. Muss ich angeben, welche Seite Chomsky in diesen Kontroversen wählt?

Darüber hinaus stellt Rubenberg, der einen Aspekt hervorhebt, der oft von anderen Autoren erwähnt wird, die folgende Frage: "Wie könnte Israel, das sich der Verfolgung einer Politik verschrieben hat, die a priori die Aufrechterhaltung der regionalen Instabilität (im Nahen Osten) garantiert, als "Aktivposten für die Interessen der Vereinigten Staaten" angesehen werden? [24]

Was die postsowjetische Ära betrifft, hätte Chomsky die Unterstützung der neokonservativen Säule Douglas Feith ansuchen können, um seine Sache zu veranschaulichen. Tatsächlich könnten diese Zeilen des stellvertretenden Verteidigungsministers, die im Frühjahr 2004 von der Harvard Law Review veröffentlicht wurden, mit einigen Variationen von Chomsky selbst geschrieben worden sein:

« Aus allen möglichen Gründen bleibt Israel auch nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion strategisch relevant... Es ist die Geographie dieses Staates selbst, die die Dauerhaftigkeit seiner Bedeutung für die Vereinigten Staaten garantiert, auch ohne sowjetische Präsenz. (In der Tat) bleibt der Nahe Osten für die Vereinigten Staaten als Hauptquelle amerikanischer Ölimporte wichtig...
Israel war schon immer ein loyaler Verbündeter der Vereinigten Staaten, und dank seiner Macht hat Israel immer eine Stabilisierungskraft in einer ansonsten instabilen Region dargestellt. Obwohl Israels bloße Existenz viele Konflikte im Nahen Osten ausgelöst hat, ist aus Sicht der US-Regierung die Zerstörung Israels, der einzigen Demokratie in der Region, strategisch undenkbar. Unter der Prämisse, dass Israel hier ist, um zu bleiben und zu bestehen, hat die US-Hilfe für dieses Land den USA enorme strategische Dividenden gebracht. Durch die Schaffung eines für Israel günstigen Machtungleichgewichts hat diese [amerikanische] Hilfe viele arabische militärische Aggressionen abgeschreckt und Situationen vermieden – nämlich: einen totalen Krieg zwischen Israel und seinen Nachbarn –, in denen die Vereinigten Staaten zweifellos gezwungen gewesen wären, Truppen in den Nahen Osten zu entsenden... »

Dieser letzte Absatz ist sehr interessant, finden Sie nicht? Feith überbietet nicht nur die Worte von Hillman, Mansour und Rubenberg, die wir bereits zitiert haben, wonach selbst die Existenz Israels die (Haupt-)Quelle regionaler Instabilität (im Nahen Osten) ist, aber er schlägt auch die Idee vor, dass Israel zu Recht dafür belohnt wurde, einen weiteren Krieg vermieden zu haben, den schon seine bloße Anwesenheit hätte provozieren können! Wenn das nicht Chuzpe ist?!? [25]

Die "ablehnende" Theorie

"In der realen Welt", schreibt Chomsky, "war und bleibt das erste Hindernis für die ’aufkommende Vision’ [d.h. das Angebot der Arabischen Liga für umfassenden Frieden und Anerkennung Israels im Austausch für den Abzug israelischer Truppen aus den besetzten ’palästinensischen’ Gebieten] die einseitige Ablehnung der Vereinigten Staaten." [26] [Mit diesem Begriff möchte Chomsky vorschlagen, dass die Vereinigten Staaten die Idee der Schaffung eines palästinensischen Staates grundsätzlich "ablehnen" würden. Anm. d. Autors]

Chomsky möchte uns glauben machen, dass es in erster Linie die Vereinigten Staaten (und nicht Israel) wären, die einer friedlichen (wenn nicht nur gerechten) Beilegung des israelisch-palästinensischen Konflikts im Wege stehen würden. Er versäumt jedoch in all seinen produktiven Schriften, uns zu erklären, warum diese Lösung die Macht der USA im Nahen Osten negativ (durch Hinderung) beeinträchtigen würde, anstatt sie zu stärken, da der erwähnte palästinensische Staat (wie Chomsky an anderer Stelle häufig zugibt) sehr schwach wäre und in sehr hohem Maße von Israel, den Vereinigten Staaten und anderen arabischen Ländern abhängen würde, wäre es auch nur, um wirtschaftlich zu überleben?

Indem Chomsky diesen Neologismus immer und immer wieder wiederholt (manchmal wiederholt auf derselben Seite), gelang es Chomsky, das Ergebnis zu erreichen, dass die Qualifikation der "Ablehnung" wie ein Stück Gips an den Vereinigten Staaten klebt, welches sie nicht mehr loswerden könnten. Aber das Einzige, was er tatsächlich geschafft hat, ist, seine eigene (sehr persönliche) Definition dieses Begriffs zu schaffen, die nur eine weitere "Vogelscheuche" ist, aus den Eingeweiden, aus denen Chomsky fähig ist, die Polsterung mit vollen Griffen zu extrahieren, so dass wir glauben können, dass es Realität wäre ... Diese Manipulation erforderte ihrerseits einige clevere Tricks und unverzeihliche Ignoranz gegenüber leicht zugänglichen historischen Informationen, nämlich dass seit Richard Nixon alle US-Präsidenten (vergeblich) versucht haben, Israel dazu zu bringen, sich aus den 1967 besetzten Gebieten zurückzuziehen. Wie wir wissen, werden heute, nach all dieser Serie von Misserfolgen, die Bemühungen des Weißen Hauses, dies zu tun, auf ein Durchsickern von Tropfern reduziert.

Diese US-"Friedenspläne" (da sie so genannt wurden) wären nicht zum Wohle der Palästinenser umgesetzt worden, sondern um die Region zum Wohle der US-amerikanischen, regionalen und globalen Interessen zu befrieden, die durch die Fortsetzung der israelischen Besatzung, wie oben beschrieben, negativ beeinflusst wurden. Dank dieser "Pläne" hätten sich die im Westjordanland lebenden Palästinenser wahrscheinlich wieder unter jordanischer Souveränität und die im Gazastreifen lebenden Palästinenser – unter ägyptischer Souveränität – wiedergefunden. Abgesehen von Camp David, aus dem Israel als großer Gewinner hervorging, waren all diese Pläne zum Scheitern verurteilt:

"Aber was ist denn mit all diesen schönen Plänen passiert? fragte der israelische Journalist und Pazifist Uri Avnery rhetorisch, bevor er selbst antwortete: "(Aufeinanderfolgende) israelische Regierungen haben die kollektive Macht der amerikanischen Juden – die den Kongress und die US-Medien in hohem Maße dominieren – gegen sie mobilisiert. Angesichts dieser heftigen Opposition zogen sich alle Präsidenten – ohne Ausnahme: die großen Präsidenten und die schäbigen Präsidenten, ob Fußballer oder Stars von Wild-Westfilmen – nacheinander zurück. [27]

Der Ursprung dieses Qualifikation der - "Ablehnung" – verdient, bekannt zu werden. Chomsky schöpfte es aus dem, was Israels Unterstützer – einschließlich Chomsky selbst – in den 1970er Jahren die palästinensische "Front der Verweigerung" nannten. Dies ist der Begriff, den sie verwendeten, um diese palästinensischen Widerstandsorganisationen zu beschreiben, wie die Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP), die Demokratische Front für die Befreiung Palästinas (FDLP) und andere kleinere Gruppen, die die Existenz Israels als jüdischen Staat ablehnten und die Schaffung eines demokratischen und säkularen Staates befürworteten, der sich über das gesamte historische Palästina erstreckte. Wie wir wissen, ist dies eine Position, gegen die Chomsky grundsätzlich war und ist.

Im Jahr 1975 dachte Chomsky, dass die Möglichkeit eines "einheitlichen und säkularen demokratischen Staates auf dem Territorium des Mandats Palästina ... eine Übung belanglosen Stils sei. Es ist merkwürdig, dass dieses Ziel in der einen oder anderen Form von den extremsten Gegnern verteidigt wird: der PLO und den expansionistischen Elementen in Israel. Aber die Dokumente der ersteren (der PLO) zeigen, dass sie einen arabischen Staat im Sinn hat, der den Juden ihre Bürgerrechte garantieren würde, während die Aussagen der Anhänger eines Großisrael wenig Zweifel daran lassen, dass ihre Ideen einen parallelen Weg zu denen der ersteren eingeschlagen haben: Es genügt, "Juden" durch "Araber" zu ersetzen. [28]

Der Kampf der Palästinenser in Chomskys Augen wurde in Wirklichkeit erst legitim, nachdem sie die US-israelische Forderung akzeptiert hatten, dass die PLO Israels Legitimität innerhalb ihrer Grenzen von 1967 anerkennt. Die Tatsache, dass er den Wunsch der Palästinenser, ihre verlorene Heimat zurückzugewinnen, mit der Agenda der extremistischsten Kolonisatoren Israels gleichsetzt, sagt auch viel aus. Ein weiteres Puzzleteil kommt an seinen Platz. Bereits 1974 hatte er sich äußerst explizit dazu geäußert:

"Palästinensische Gruppen, die in den letzten Jahren stärker geworden sind, argumentieren, dass diese Ungerechtigkeit durch die Schaffung eines säkularen und demokratischen Staates über ganz Palästina korrigiert werden könnte. Sie erkennen jedoch offen an – ja, sie bestehen sogar darauf –, dass dies die Beseitigung der "politischen, militärischen, sozialen, gewerkschaftlichen und kulturellen Institutionen" Israels erfordern würde, was einen bewaffneten Kampf erfordern würde, der sicherlich die Wirkung hätte, dass... alle Elemente der israelischen Gesellschaft sich zusammenschließen, um sich dem bewaffneten Kampf gegen ihre Institutionen zu widersetzen.

Selbst wenn die vorgeschlagenen Mittel entgegen der Realität der Tatsachen erfolgreich sein könnten – ich wiederhole und betone, "auch wenn sie, entgegen der Realität der Tatsachen" – würden diese Mittel die gewaltsame Zerstörung einer vereinten Gesellschaft, ihres Volkes und ihrer Institutionen bedeuten – was eine unerträgliche Konsequenz für die zivilisierte Meinung ist, unabhängig davon, ob sie links ist oder nicht. »

Für Chomsky anscheinend schloss die "zivilisierte Meinung" die gesamte arabische Welt und den größten Teil der Dritten Welt aus, die genug Leute repräsentiert hatten, damit die UN-Generalversammlung in 1975 mit überwältigender Mehrheit den Zionismus als eine Form des Rassismus qualifizierte. Seine "zivilisierte Meinung" sah in der Vertreibung der Palästinenser auch "keine unerträgliche Konsequenz" der Schaffung Israels als jüdischer Staat.

Aber jetzt, in dem Bemühen, es fair erscheinen zu lassen, stellt Chomsky eine Äquivalenz zwischen der Ablehnung eines palästinensischen Staates und der Ablehnung eines jüdisch-israelischen Staates her und erklärt die Vereinigten Staaten als "Ablehnungsbefürworter", basierend auf der Tatsache, dass sie die Schaffung eines palästinensischen Staates im Westjordanland und im Gazastreifen nicht befürwortet haben. Dies ermöglicht es ihm, das Ziel der USA zu ignorieren, nämlich: Israel dazu zu bringen, sich in seine Grenzen von vor 1967 zurückzuziehen, um die Beziehungen der USA zur Region des Nahen Ostens zu verbessern und die Stabilität seiner Ölversorgung zu stärken.

Chomsky macht die Vereinigten Staaten nicht nur zu "Ablehnungstheoretikern": Noch dazu stuft er die Resolution 242 in die gleiche Kategorie ein. Obwohl er anerkennt, dass diese Resolution, die fünf Monate nach dem Krieg von 1967 verabschiedet wurde, darauf abzielte, den bereits bestehenden Status quo wiederherzustellen, "ist es wichtig zu bedenken, dass die 242 eine strikt ablehnende Resolution ist – ich benutze diesen Begriff hier in seinem neutralen Sinne, um mich auf die Ablehnung der nationalen Rechte einer der antagonistischen Gruppen im alten Palästina zu beziehen, und nicht nur auf die Ablehnung der Rechte der Juden allein, was ihre konventionelle rassistische Verwendung ist. [29]

Chomskys Verwendung des hier besonders provokanten Begriffs "Rassistisch" dient jedoch dazu, die Tatsache zu verschleiern, dass es aus Sicht der Palästinenser Chomsky war, der der Ablehner war. In den frühen 1970er Jahren forderte die palästinensische Nationalbewegung absolut keinen separaten Staat im Westjordanland und im Gazastreifen. Sie forderte dagegen ganz einfach die Rückkehr in die Gebiete, aus denen 750.000 von ihnen vertrieben worden waren oder aus denen sie fliehen mussten, nur zwanzig Jahre zuvor. Erst als die PLO ihren Anspruch auf ihre nationalen Rechte in ganz Palästina zugunsten einer geschrumpften Einheit jenseits der Grünen Linie (der Grenze von 1967) fallen ließ, wurden die nationalen Rechte der Palästinenser – oder besser gesagt, was davon übrig war – in Chomskys Augen "koscher".

Fortsetzung dieser Studie :
Dritter und letzter Teil : „Wie Chomsky den Einfluss der Pro-Israel-Lobby auf die US-Politik verschleierte“, von Jeffrey Blankfort, Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 12. November 2021.

Übersetzung
Horst Frohlich

[1Fateful Triangle, p. 17 ff…

[2« cop on the beat ».

[3Pirates and Emperors, p. 117.

[4Fateful Triangle, p. xii.

[5Left Hook, Feb, 4, 2004.

[6The Fateful Triangle, p.20.

[7Ibid., p. 21 ; MEI, p. 176.

[8Zu einer Zeit, es lohnt sich, sich daran zu erinnern, als der Hauptlieferant von Waffen für Israel ... Frankreich (nicht die Vereinigten Staaten) war!

[9Ibid, p.21, Hegemony or Survival, Henry Holt, New York, p. 264.

[10Camille Mansour, Beyond Alliance : Israel and US Foreign Policy, Columbia University, New York, 1994, p. 103-104.

[11Ibid., p. 103-104.

[12Seth Tillman, The United States and the Middle East, Indiana Univ., Bloomington, 1982, pp. 52-53.

[13Fateful Triangle, p. 535.

[14A.F.K. Organski, The $36 Billion Bargain, Columbia Univ., New York, 1990, p. 228.

[15Jim Lobe, « Chicken Hawks as Cheer Leaders », Foreign Policy In Focus, www.fpif.org, 2002.

[16Harry Kreisler, US Foreign Policy and the Search for Peace in the Middle East : Ian Lustick in Conversation with Shibley Telhami, Anwar Sadat Chair for Peace and Development, University of Maryland, College Park ; Nov. 8, 2001.

[17Rome and its Belligerent Sparta, www.bethlehemmedia.net/features.htm.

[18Fateful Triangle, p. xii ; Middle East Illusions, p. 177.

[19Ibid., p. xiii.

[20Mansour, op. cit., p. 111.

[21Pirates and Emperors, op. cit.

[22Hersh, op.cit., p. 270.

[23Cheryl Rubenberg, Israel and the American National Interest, Univ. of Illinois. Urbana and Chicago, 1986, pp.6-7.

[24Ibid., p. 330.

[25Chuzpe: monströse Unverschämtheit, auf Hebräisch.

[26Middle East Illusions, p. 229.

[27Ha’aretz, March 6, 1991.

[28Towards a New Cold War, Pantheon, New York, 1982, p. 231.

[29The New Intifada, p. 10.