Wir provinziale Jesuiten, als höhere Vorgesetzte der Gesellschaft Jesu im Nahen Osten und Europa, begrüßen herzlich die jüngste Erklärung des Heiligen Vaters über Syrien. Mit aller Kraft alarmierte er die internationale Meinung über die syrische Tragödie und bat die „Konfliktparteien auf die Stimme ihres Gewissens zu hören und sich nicht in ihren eigenen Interessen zu verschließen“. Mit ihm erklären wir auch, dass " die Anwendung von Gewalt niemals zu Frieden führt“ [1], sondern der einzige Weg für den Frieden liege in der Kultur der Begegnung und des Dialogs.

Schritte zum Frieden

Wir freuen uns, dass die Bedrohung durch Luftangriffe auf Syrien aufgehört hat und wir unterstützen den Beginn des Prozesses, der auf die Zerstörung aller, auf syrischem Boden gefundener chemischen Waffen abzielt. Wir unterstützen die Verhandlungen für eine Friedenskonferenz für Syrien, und hoffen stark, dass dieser Friedensprozess schnell, mutig und fest fortschreitet. Wir bitten alle Parteien im Konflikt, sowie die internationale Gemeinschaft,
 dringend einen, von einer internationalen Behörde versicherten Waffenstillstand zu suchen;
 einen Fahrplan zur Vorbereitung der Tagung aller Akteure des Konflikts aufzustellen;
 eine Friedenskonferenz einzuberufen, um eine gemeinsame Einigung zu finden, die das Leben der Syrer retten könnte.

Soziale und zivile Mobilisierung

Zur gleichen Zeit rufen wir erneut zur Mobilisierung aller relevanten gesellschaftlichen und sozialen Organe auf, um die syrische Bevölkerung zu unterstützen, die einer der größten humanitären Tragödien unseres Jahrhunderts ausgesetzt ist. Hilfe für innere und äußere Flüchtlinge des Landes (etwa ein Viertel der Bevölkerung), der Bedarf an Nahrung, Medikamenten und Pflege, die Freilassung von Gefangenen und Geiseln und die Wiedereröffnung von Bildungseinrichtungen bleiben weiterhin dringende Bedürfnisse.

Interessen auf dem Spiel

Wir wollen auch auf die Notwendigkeit aufmerksam machen, die wirklichen Interessen, um die es geht, zu erkennen und benennen, sowohl lokal, regional als auch international, und die leider nicht immer den Interessen des syrischen Volkes entsprechen. Insbesondere fordern wir eine Reflexion über die Folgen der Produktion und des Verkaufs von Waffen; Wir appellieren zur Einstellung der Lieferungen und Verkauf von Waffen an alle Konfliktparteien.

Notwendige Einsicht

Wir bitten die internationale Gemeinschaft um die Verweigerung jeglicher Unterstützung, ob diplomatische oder militärische, von allen anwesenden Parteien, die offen Gewalt, Fanatismus und Extremismus predigen. Sowohl die Achtung der menschlichen Person, als auch ihre Rechte sollten eine vorläufige materielle Hilfe und unausweichliche Kriterien darstellen.

Die christlichen Gemeinden in Syrien

Zuletzt richten wir besonderes Augenmerk auf die Notlage der in Syrien lebenden christlichen Gemeinden. Seit Beginn der christlichen Zeitrechnung ansässig, bilden diese Gemeinschaften einen untrennbaren Bestandteil des sozialen Gefüges und seines kulturellen Reichtums; sie tragen auch aktiv zu seiner Entwicklung bei. Ein Befürworten der Verbannung oder eine Eliminierung dieser Gemeinschaften ist nicht akzeptabel. Wir wollen diese christlichen Gemeinschaften ermutigen und sie versichern, dass sie eine wichtige Rolle in ihrer Gesellschaft durch ihr treues Zeugnis zum Evangelium spielen können: ein Evangelium, das zu Frieden, Gerechtigkeit, Vergebung, und zur gegenseitigen Verständigung und Versöhnung aufruft.

[1Angelus des Papst Franziskus. Ankündigung eines Tag des Fastens und des Gebets für den Frieden in Syrien“, von Papst Franziskus, Voltaire Netzwerk, 1. September 2013.