John Bolton im Jahr 2017 im Gespräch mit den Mudschahiddin des iranischen Volkes.

Im Jahr 1978 beschloss Zbigniew Brzezinski, Präsident Carters nationaler Sicherheitsberater, die Muslim-Brüder gegen die Sowjets zu benutzen. Er sandte die arabischen Kämpfer, damit sie die afghanische Opposition gegen das kommunistische Regime unterstützen. Von der afghanischen Regierung zu Hilfe gerufen, verstrickte sich die Rote Armee in einen nicht zu gewinnenden Konflikt.

In Afghanistan wurden die Muslim-Brüder nicht durch die CIA bewaffnet, welche die Zustimmung des Kongresses für eine so große Operation nicht erlangen konnte, sondern durch Israel. Angesichts ihres Erfolges wurden die arabischen Afghanen dann auf vielen anderen Konfliktfeldern eingesetzt. Daraus folgte, unter anderem, dass die durch Israel und durch den Irak bewaffneten Brüder, 1978-82 ihr Glück gegen die Arabische Republik Syrien versuchten. Im Laufe der Zeit wurde während des Angriffs auf Jugoslawien im Kosovo ein Vertreter der Brüder in den Generalstab der NATO aufgenommen.

Die Stellung der Muslim-Brüder als NATO-Hilfstruppen wurde am Ende der Präsidentschaft von Clinton unterbrochen, aber die Zusammenarbeit der Bruderschaft mit der CIA ist nie widerrufen worden. Sie wurde eindeutig wieder mit dem Angriff auf Libyen unter der Obama-Präsidentschaft aufgenommen, wo sie fast alle Boden-Truppen des Atlantischen Bündnisses stellte. Einer ihrer Vertreter wurde selbst in den nationalen Sicherheitsrat der Vereinigten Staaten aufgenommen. Während des Angriffs auf Syrien koordinierte dann das LandCom der NATO, das sich in Izmir befindet, die Dschihadisten Truppen.

Da sich die Trump-Verwaltung grundsätzlich gegen die Verwendung von terroristischen Gruppen durch die US-Armeen stellt, ist die Zeit für das Weiße Haus gekommen, die Rolle der Muslimbrüder neu zu definieren.

Man kennt noch nicht die neue Strategie, die von dem nationalen Sicherheitsberater, John Bolton, entwickelt wurde. Aber viele Elemente erlauben, Konturen davon einzuschätzen.

Daesch

Anfang 2018 haben die in Syrien illegal stationierten US-Sondertruppen Tausende von Daesch-Kämpfern ins Ausland gebracht. Im Mai 2018 beschuldigte General Yahya Rahim Safavi, Militärberater von Ayatollah Khamenei, die USA, der Überführung von Daesch Kämpfern nach Afghanistan.

Derzeit befinden sich dort ca. 7000 von ihnen. Anders als in der Vergangenheit, unterstützen sie die Taliban nicht, die heute gegen jegliche ausländische Präsenz sind, sondern kämpfen gegen sie.

Nach Angaben des Sprechers des islamischen Emirats Afghanistan (d. h. die Taliban), Qari Muhammad Tony Ahmadi, haben
„die amerikanischen Invasoren und ihre Lakaien gestern Nacht [12. Januar 2019] einen Überfall auf ein Lager der Mudschahidin unternommen, wo diese Mitglieder von Daesch gefangen hielten, in Pani Bus, Jwand District, Provinz Bâdghîs. Die versammelten feindlichen Kräfte haben zwei Wachen als Märtyrer getötet und sind mit 40 Daesch-Häftlingen abgezogen. Es scheint, dass die amerikanischen Invasoren und ihre Handlanger der Kabul-Verwaltung diesen Überfall unternommen haben, um die gefangenen Daesch-Leute zu retten. Jedes Mal, wenn die Mudschahidin des islamischen Emirats [die Taliban] gegen Daesch gekämpft haben, haben die amerikanischen Invasoren Daesh geholfen und die Positionen der Mudschahidin bombardiert. Genau wie damals, als Daesch durch die Mudschahidin von Darzab, Bezirk Jowzjan vertrieben wurde, und an dem Punkt angelangt waren ausgerottet zu werden [im letzten August], haben die amerikanischen Invasoren und die Verwaltung von Kabul zusammen 200 Mitglieder von Daesh mit Helikoptern gerettet.“

In diesem zeitlichen Zusammenhang veröffentlicht das Zentrum des Kampfes gegen den Terrorismus der Militär-Akademie West Point eine historische Studie über die Meinungsverschiedenheiten der Mudschahidin während des Krieges gegen die Sowjets. Dieses Dokument verweist darauf, dass im Jahr 1989 während des Rückzuges der Roten Armee und als Osama Bin Laden in Saudi-Arabien zurück war, junge muslimische Brüder die Nachlässigkeit ihrer Führer in Frage stellten. Sie schufen die sehr viel strengere "Schule von Dschalalabad", die begann, die Anderen der Gottlosigkeit anzuklagen und sie zu exkommunizieren (Takfir). Es ist dieser Konflikt, so sagen sie, der im Jahr 2014 wieder auftaucht und den Bruch zwischen Al-Kaida und Daesch hervorruft.

Diese Rückschau kann nicht vergessen lassen, dass die Muslimbrüder weiterhin Gäste waren, nicht nur der Taliban, sondern von allen afghanischen Widerstandskämpfern, bis zu der Ermordung von Ahmed Shah Massud (er selbst auch ein ehemaliges Mitglied der Muslimbruderschaft), am 9. September 2001 (zwei Tage vor den Anschlägen von New York und dem Pentagon). Während zweier Jahrzehnte wurde Afghanistan das Trainingsgelände für Dschihadisten aus der ganzen Welt, besonders der Kämpfer des russischen Kaukasus. Heute sind die Taliban viel kritischer bei der Wahl ihrer Verbündeten und Freunde. Es ist wahr, dass sie jetzt 60 % des Territoriums kontrollieren. Sie verlassen sich nicht mehr auf theologische, sondern auf nationalistische Kriterien.

Der Bruder Gulbuddin Hekmatyar ist der Kriegschef von Pakistan und der Türkei in Afghanistan

Während des Krieges gegen die Sowjets waren die Muslimbrüder hauptsächlich an den ehemaligen Premierminister Gulbuddin Hekmatyar gebunden, der sie in dem Land vertrat. Am 22. September 2016 hat er mit der Unterstützung der Obama-Administration von der Vergebung des neuen afghanischen Staates profitiert und wurde aus der Liste der Terroristen der Vereinten Nationen entfernt.

Der Sitz der Taliban in Katar

Die Ankunft von Daesch in Afghanistan findet statt, während die Trump-Verwaltung seit Juli 2018 versucht, mit den Taliban zu verhandeln. Erste Kontakte fanden in Katar mit Botschafterin Alice Wells statt, Assistentin von Mike Pompeo für Zentralasien. Die Verhandlungen wurden von Botschafter Zalmay Khalilzad geführt, im September und Oktober, trotz der Bedenken der Regierung Afghanistans, die einen Repräsentanten dorthin geschickt hat, der aber nicht zugelassen wurde. Khalilzad hatte mit den Taliban, Paschtunen wie er selbst, gegen die Sowjets gekämpft, bevor er US-Amerikaner wurde. Er wurde in Neokonservatismus unterrichtet, und wurde im Jahr 2007 Botschafter bei den Vereinten Nationen, als der Senat sich gegen die Ernennung von John Bolton wandte.

Erbaut von Israel zwischen 2013 und 2015 in der Nähe von Tirana, ist die geheime Stadt Manza in Albanien die Militärbasis der Mudschahiddin des Volkes.

Die Mudschahiddin des Volkes

Letzte Woche kam die Leiterin der Mudschahiddin des iranischen Volkes (MEK), Maryam Radschavi, zu einem offiziellen Besuch nach Kabul, von Tirana, wo sie wohnt. Sie traf den Präsidenten des nationalen Sicherheitsrates und ehemaligen Botschafter in den Vereinigten Staaten, Hamdullah Mohib. Sie sollte in den nächsten Tagen nach Herat, Bezirk Shindans, kommen, um dort eine Militärbasis ihrer Organisation zu etablieren. Dort soll nach Angaben der pakistanischen Zeitung Ummat das Pentagon bereits im Oktober 2012 2000 Mudschahiddin des Volkes ausgebildet haben.

Trotz der Wortähnlichkeit gibt es keine Verbindung zwischen den Mudschahidin (mit nur einem d) der Muslimbruderschaft (die Araber und Sunniten sind) und den Mudschahiddin (mit zwei d) des MEK (die Perser und Schiiten sind). Die einzige objektive Verbindung zwischen den beiden Gruppen ist, dass sie von den Vereinigten Staaten instrumentalisiert werden und Terrorismus praktizieren.

Ab 2013 wurde der MEK mit der Unterstützung der Vereinigten Staaten von Irak nach Albanien verlegt. Eine kleine Stadt wurde ihnen von israelischen Unternehmen gebaut. Allerdings hatte sich Maryam Radschavi am 23. Juni 2014, in einer langen Rede vor 80.000 Mitgliedern der Sekte und 600 westlichen Persönlichkeiten, über die Eroberung des Irak durch Daesch erfreut gezeigt. Es muss daran erinnert werden, dass dieser Sieg mit Hilfe des Generals Ezzat Ibrahim al-Duri organisiert worden war, ehemalige rechte Hand des Präsidenten Saddam Hussein und als solcher Beschützer der Mudschahiddin des Volkes.

John Boltons Verbindung mit dem MEK stammt aus der Zeit der Bush-Administration. Sie hat sich durch seine Anwesenheit bei dem jährlichen Treffen in Villepinte (Frankreich) im Jahr 2010 und 2017, für ein Gehalt von $ 40.000, verstärkt. Als Staatssicherheits-Berater vereint er jetzt die Dschihadisten von Daesch und die Anhänger von Maryam Radschavi gegen ein gemeinsames Ziel.

Das unmittelbarste dieser Ziele dieser terroristischen Allianz sollte der Iran sein, mit dem Afghanistan eine lange, schwer zu verteidigende Grenze besitzt.

Übersetzung
Horst Frohlich
Korrekturlesen : Werner Leuthäusser