Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Buch Sous nos yeux.
Siehe hier die Inhaltsangabe.

Die erwachsenen Opfer der Vergasung in der Ghuta waren fast ausschließlich Männer. Die Kinder waren alle gleich alt, sie waren in Aleppo gemeinsam von den Dschihadisten entführt worden.

27 - Die "rote Linie"

Im Mai 2013 verteilt die NATO ihren Mitgliedern einen Bericht, aus dem hervorgeht, dass die Bevölkerung Präsident Al-Assad zu 70% unterstützt [1]. 20% unterstützen die Rebellen und 10% sind ohne Meinung. Paris und Ankara kommen zu dem Schluss, dass es nur dann einen Sieg geben wird, wenn man zu dem ursprünglichen Plan zurückkehrt und Syrien bombardiert. Man muss eine Initiative ergreifen, um Druck auf Washington auszuüben.

Am 21. August traf ein chemischer Angriff syrische Zivilisten in einem Vorort von Damaskus, in einem von Dschihadisten kontrollierten Gebiet, Ghuta. In den folgenden Stunden wird eine riesige Kommunikationsmaschine in Bewegung gesetzt, die die Syrische Arabische Republik beschuldigt, dafür verantwortlich zu sein. Dieser Angriff würde das Überschreiten der von Präsident Obama gesetzten "roten Linie" bedeuten. Der Westen würde bereit sein „das Regime zu bestrafen", indem er seine Hauptstadt bombardiert.

Die syrische Regierung bestreitet jegliche Beteiligung und erinnert daran, dass die türkische Polizei am 23. Mai elf (11) Dschihadisten in Adana im Besitz eines großen Sarin-Vorrats festgenommen hat [2]. Wenn der Anführer der Gruppe, Hytam Qassap, auch syrischer Staatsbürger ist, die anderen sind Türken. Darüber hinaus hat die freie syrische Armee (FSA) selbst Videos von einem kleinen Labor zur Herstellung chemischer Waffen verbreitet und den Alawiten gedroht, sie zu vergasen [3].

Was in Ghuta geschehen ist, ist fragwürdig: Der US-Geheimdienst behauptet, in den letzten vier Tagen die syrische arabische Armee beobachtet zu haben, das Gas vorzubereiten, ohne aber einzugreifen [4]. Videos werden von der Opposition veröffentlicht, aber eines davon ist von YouTube (Kalifornien-Zeit) vor Sonnenaufgang in Damaskus datiert, während es bei Tageslicht gefilmt wurde. Die Opfer sind entweder Kinder - alle gleichaltrig - oder Männer, nur 2 der 1429 Opfer, die von den Vereinigten Staaten gezählt wurden. Die toten Kinder erweisen sich tatsächlich als Alawiten, die einige Wochen zuvor von den Dschihadisten entführt wurden [5]. Obwohl Frankreich und das Vereinigte Königreich offiziell im Land nicht präsent sind, versichern sie, dass sie vor Ort Proben entnommen und diese sofort analysiert hätten. Sie bestätigten die Verwendung von Sarin-Gas. Problem: Der einzige bekannte Test dauert zehn Tage, um durchgeführt zu werden.

Nach Angaben des französischen und britischen Geheimdienstes wird der Einsatz chemischer Waffen durch die syrische Armee durch telefonische Abhöraktionen von Offizieren belegt. Aber es stellt sich heraus, dass diese Abhöraktionen von den Israelis durchgeführt wurden [6]. Sehr bald zeigt sich, dass der französische Militärgeheimdienst vorsichtig wird. Er ist nicht der Verfasser der Note de synthèse [Zusammenfassung], die vom französischen Verteidigungsministerium herausgegeben wurde [7]. Diese wurde von Sacha Mandel gemacht, einem binationalen französisch-israelischen Berater des Ministers.

Im Grunde ist es unverständlich, warum der Einsatz chemischer Waffen eine "rote Linie" sein sollte. Inwiefern ist diese Waffe schlimmer als andere "Massenvernichtungswaffen"? Warum beschuldigen die Vereinigten Staaten, die das Übereinkommen über das Verbot chemischer Waffen unterzeichnet haben, Syrien, welches es nicht unterzeichnet hat, des Einsatzes, obwohl die USA selbst 2003 im Palmenhain von Bagdad gegen ihre Unterschrift verstoßen haben? [8]

Marcus Klingberg war stellvertretender Direktor des israelischen Instituts für Biologieforschung (IIRB) in Ness Ziona. Er wird dem KGB die Ergebnisse der israelischen Forschung an biologischen Waffen übermitteln. Er wurde 1982 verhaftet und lehnte den Begriff "Spion" ab und versicherte, für die Menschheit gearbeitet zu haben. Er ist der Großvater des stellvertretenden Bürgermeisters von Paris, Ian Brossat.

Als die chemischen Waffen während des Ersten Weltkriegs auftauchten, überraschten sie und waren deshalb auch sehr tödlich. Die Staaten haben jedoch rasch Mittel und Wege gefunden, um damit fertig zu werden, so dass keiner sie während des Zweiten Weltkriegs maßgeblich auf dem Schlachtfeld einsetzte. Im Nahen Osten weigerte sich Israel, die Konvention zu unterzeichnen und zog Ägypten und Syrien mit sich. Von 1985 bis 1994 finanzierte Israel Forschungen in Südafrika, bei denen selektive Waffen auf der Grundlage von Rassenmerkmalen hergestellt werden sollten. Es ging darum, giftige Substanzen zu entdecken, die nur Schwarze und Araber töten und nicht das jüdische Volk [9]. Sie wurden unter der Leitung des Kardiologen von Präsident Peter Botha, Oberst Wouter Basson, geführt. Es ist nicht bekannt, ob die Arbeiten erfolgreich waren, was wissenschaftlich unwahrscheinlich erscheint. Mehrere Tausend menschliche Versuchskaninchen starben während der Experimente [10].

Bald bestätigen die britischen Behörden die oben genannten Beobachtungen und warnen Premierminister David Cameron vor einer Operation unter falscher Flagge [11]. Das syrische Fernsehen sendet ein Video von einem Fahrer der Dschihadisten. Er bezeugt, sich in die Türkei begeben und die Giftgranaten in einer türkischen Kaserne empfangen zu haben und sie dann heimlich nach Damaskus gebracht zu haben [12].

Auf die Frage der russischen Presse antwortet der syrische Präsident Baschar al-Assad: "Die Äußerungen amerikanischer, westlicher und anderer Politiker sind eine Beleidigung des gesunden Menschenverstands und Ausdruck der Verachtung für die öffentliche Meinung ihrer Völker. Sie sind ein Nonsens: Zuerst wird angeklagt, und dann werden die Beweise gesammelt. (...) Diese Art der Anklage ist ausschließlich politischer Natur und ist die Antwort auf die Siegesserie der Regierungstruppen über die Terroristen“ [13].

François Hollande hingegen behauptet laut und deutlich, dass sein Gewissen ihm befiehlt, Damaskus zu "treffen" [14]. Damit setzt er das Werk der Kolonialpartei fort, die während der provisorischen Regierung von Charles de Gaulle und der von Georges Bidault im Mai 1945 und November 1946 auf eigene Initiative Sétif, Guelma und Kherrata (Algerien), dann Damaskus (Syrien) und schließlich Hai Phòng (Indochina/Vietnam) bombardierte. Zum Zeitpunkt des Rückzugs der französischen Truppen, kurz nach der Unabhängigkeit von Syrien, griff die Armee von General Fernand Olive Damaskus an, nur um ihren Verdruss zu bekunden. Sie zerstörte einen Teil des jahrtausendealten Souk (wie es jetzt in Aleppo geschehen ist) und die Nationalversammlung, das Symbol der neuen Republik, die sie zurückstieß.

Deutschland ist das erste Land, das feststellt, dass, selbst wenn Syrien chemische Waffen eingesetzt hätte, seine Bombardierung nach internationalem Recht illegal bleiben würde, es sei denn, der Sicherheitsrat beschließt anders [15]. Die Briten und die Vereinigten Staaten sind letztlich davon überzeugt, dass die Affäre von der Türkei mit Unterstützung Frankreichs und Israels hergestellt wurde.

In London verbietet das Unterhaus dem Premierminister, Damaskus anzugreifen, bevor die Verantwortung der Regierung von Baschar al-Assad mit Sicherheit festgestellt ist. Die Abgeordneten, von denen viele wissen, wie sehr sich ihr Land gegen Syrien beteiligt, erinnern sich an den Schaden, den das Königreich nach seinem Krieg gegen den Irak im Jahr 2003 aufgrund der falschen Anschuldigungen von George Bush und Tony Blair erlitten hat. In Washington verlässt sich Barack Obama auf den Kongress, von dem er weiß, dass er jedes neue militärische Abenteuer ablehnt [16]. Das ist natürlich ein Verzögerungsmanöver, denn der Syrian Accountability Act von 2003 gibt ihm alle Befugnisse, um Syrien zu zerstören.

François Hollande, der zu laut und zu schnell gesprochen hat, bleibt allein im Rennen. Machtlos versteckt er sich im Elysée-Palast, während das Wort Frankreichs international diskreditiert ist. Niemand wird die Türkei zur Rechenschaft ziehen, schon gar nicht Anne Lauvergeon, Alexandre Adler, Joachim Bitterlich, Hélène Conway-Mouret, Jean-François Copé, Henri de Castries, Augustin de Romanet, Laurence Dumont, Claude Fischer, Stéphane Fouks, Bernard Guetta, Élisabeth Guigou, Hubert Haenel, Jean-Pierre Jouyet, Alain Juppé, Pierre Lellouche, Thierry Mariani, Gérard Mestrallet, Thierry de Montbrial, Pierre Moscovici, Philippe Petitcolin , Alain Richard, Michel Rocard, Daniel Rondeau, Bernard Soulage, Catherine Tasca, Denis Verret und Wilfried Verstraete, die alle "Geschenke" von den türkischen Arbeitgebern im Namen von Recep Tayyip Erdogan erhalten haben..

Russland hilft den Vereinigten Staaten erhobenen Hauptes aus der Krise zu gehen. Zusammen laden sie Syrien ein, die Konvention über das Verbot chemischer Waffen zu unterschreiben, was es ohne Zögern tut. Präsident Baschar al-Assad verhandelt mit der OPCW einen Weg, um den vorhandenen Lagerbestand zu zerstören, aber die Kosten wird Washington übernehmen.

Später bringt der US-amerikanische Journalist Seymour M. Hersh Licht in das Zaudern seines Landes in dieser Sache [17]. Ferner beweisen die Professoren Richard Lloyd und Theodore Postol vom Massachusetts Institute of Technology, dass die Giftgasgranaten aus dem Gebiet der „Rebellen“ abgeschossen wurden [18]. Frankreich hingegen bleibt dabei, als Einziger die Arabische Republik Syrien zu beschuldigen. „Wer seinen Hund ertränken will, beschuldigt ihn der Tollwut“, sagt man in Frankreich auf dem Lande.

Wie dem auch sei, der Westen wird regelmäßig gegen Syrien seine Anschuldigungen des Einsatzes chemischer Waffen wiederholen, obwohl alle Bestände gemeinsam von Russland und den USA vernichtet wurden. Dieses kleine Spiel wird aufhören, wenn Damaskus solche Waffen in dschihadistischen Bunkern entdecken wird. Sie wurden von der CIA geliefert und von Chemring Defense (Vereinigtes Königreich), Federal Laboratories und Non-Lethal Technologies (USA) hergestellt.

Am 6. Juli 2012 leitete François Hollande einen Gipfel der Freunde Syriens. Unter den Ehrengästen befanden sich mehrere Verbrecher gegen die Menschlichkeit (das heißt, sie organisierten die Massenhinrichtung von Menschen allein wegen ihrer Religionszugehörigkeit). Zwölf Tage später gab er den Befehl, die Mitglieder des Syrischen Nationalen Sicherheitskomitees zu ermorden und Damaskus zu stürmen.

28 - Unentschlossenheit

Nach Schließung seiner Botschaft und Rückruf seines Personals in 2012, nach dem Rückzug des Kerns seiner Sondereinsatzkräfte im Anschluss an das Unternehmen in Mali Anfang 2013, nach dem Entzug der Anerkennung durch Washington hat Paris weder Hilfsmittel vor Ort noch einen Aktionsplan.

Ohne so recht zu wissen, was er anfangen soll, wendet sich François Hollande an seinen alten Verbündeten Tel-Aviv, der ihm einen gefälschten Beweis für die syrische Verantwortung bei dem Angriff unter falscher Flagge von Ghuta geliefert hatte. Hier ist ein kleiner Rückblick notwendig auf seine Aktivitäten zugunsten der Kolonisierung Palästinas während seiner Amtszeit als Vorsitzender der Sozialistischen Partei:

 Im Jahr 2000, während der Süden des Libanon besetzt ist, bereitet er mit dem zukünftigen Pariser Bürgermeister Bertrand Delanoë die Reise des Premier-Minister Lionel Jospin nach Palästina vor. Seine Rede schließt die Verdammung des Widerstands gegen die Besetzung ein; er setzt ihn mit Terrorismus gleich.
 2001 fordert er den Austritt des Geopolitikers Pascal Boniface aus der Sozialistischen Partei, weil dieser in einer internen Notiz die blinde Unterstützung der Partei für Israel kritisiert hat.
 2004 schreibt er an den Obersten Rat für audiovisuelle Medien, um die Sendungs-Berechtigung für Al-Manar, den Fernsehsender der Hisbollah, in Frage zu stellen.
 2005 wird er unter Ausschluss der Öffentlichkeit durch den Repräsentativen Rat der Jüdischen Einrichtungen Frankreichs (CRIF) empfangen. Dem Protokoll des Treffens zufolge hätte er Ariel Scharon unterstützt und heftige Kritik an der gaullistischen arabischen Politik ausgeübt. Er soll erklärt haben: „Es gibt einen Trend, der weit zurückführt und als arabische Politik Frankreichs bezeichnet wird, und es ist nicht zulässig, dass eine Regierung eine Ideologie vertritt. Es gibt ein Rekrutierungsproblem am Quai d’Orsay und in der ENA [École nationale d’administration, staatliche Hochschule zur Ausbildung der hohen Verwaltungsbeamten] und diese Personalbeschaffung müsste neu organisiert werden.“ Damit stellt er die Wirklichkeit auf den Kopf, denn die „arabische Politik Frankreichs“ ist nicht eine Politik gegen Israel zugunsten der Araber, sondern eine Politik in der arabischen Welt.
 2006 bezieht er Stellung gegen Präsident Ahmadinedschad, welcher Rabbiner und Historiker, darunter Holocaust-Leugner, nach Teheran eingeladen hat. Er täuscht vor, den Sinn des Kongresses nicht zu kennen, der zeigen sollte, dass die Europäer an die Stelle ihrer christlichen Kultur die Religion des Holocaust setzen. Und dann erklärt er, quer dazu, der iranische Präsident wolle das Existenzrecht der Israelis leugnen und sei im Begriff, den Holocaust fortzusetzen.
 Er setzt sich für die Befreiung des von der Hamas gefangen gehaltenen israelischen Soldaten Gilad Shalit mit der Begründung ein, dass er eine doppelte französische und israelische Staatsbürgerschaft habe. Es spielt keine Rolle, dass der junge Mann verhaftet wurde, während er in einer Besatzungsarmee im Krieg gegen die ebenfalls mit den Franzosen verbündete Palästinensische Autonomiebehörde diente.
 2010 veröffentlicht er mit Bertrand Delanoë und Bernard-Henri Lévy eine Gastkolumne in Le Monde, um sich gegen den Boykott von Produkten aus Israel zu stellen. Ihm zufolge wäre der Boykott eine Kollektivstrafe, die auch den Israelis auferlegt würde, die für Frieden mit den Palästinensern arbeiten. Eine Argumentation, die er bei der vergleichbaren Kampagne gegen die Apartheid in Südafrika nicht verwendet hatte.

Nach seiner Ankunft in Israel am 17. November 2013 erklärte Präsident François Hollande auf Hebräisch: "Tamid-Èèr ravèl Israël" und auf Deutsch "Ich bin Ihr Freund und werde es immer sein".

An seiner Ankunft im Flughafen von Tel-Aviv verkündet er auf Hebräisch: „Tamid écha-èr ravèr chèl Israël“ – „Ich bin Ihr Freund und werde es immer bleiben“ [19].

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu stellt fest, dass die Vereinigten Staaten und Großbritannien sich von den Einsatzgebieten zurückgezogen haben, was die CIA und den MI6 jedoch nicht hindert, den Krieg im Geheimen fortzusetzen. Also schlägt er vor, die Zusammenarbeit zwischen denen auszubauen, die den offenen Krieg bis zum Sturz der Arabischen Republik Syrien fortführen wollen: Saudi-Arabien, Frankreich, Israel, Katar und die Türkei. Der Libanon und Jordanien werden weiterhin ihre logistische Hilfe beitragen, jedoch ohne sich in die Leitung der Kampfeinsätze einzumischen. Da Washington sich darin nicht mehr sehen lassen möchte, wird Jeffrey Feltman das Ganze von der UNO in New York aus leiten. Es muss schnell gehen. In der Tat kündigt sich in Washington ein Gewitter an. Die Befürworter eines Angriffs auf Syrien sind gescheitert. Am 8. November wird General David Petraeus gezwungen, von seinen Ämtern als Direktor der CIA zurückzutreten, während Hillary Clinton Opfer eines „Unfalls“ wird und für einen Monat verschwindet.

Dieser Jeffrey D. Feltman ist das Einmann-Orchester des „arabischen Frühlings“ und er ist auch ein großer Freund von Netanjahu. Seit über einem Jahr ist er Direktor für politische Angelegenheiten der UNO. Er hat einen Plan für die totale und bedingungslose Kapitulation Syriens von Volker Perthes, dem Leiter der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), der mächtigsten Denkfabrik Europas, erstellen lassen. Dieser hat darüber hinaus die Direktion Nordafrika und Naher Osten des Auswärtigen Dienstes der Europäischen Union übernommen. Die Hohe Repräsentantin der Union, Catherine Ashton, ist zu seinem Papagei geworden. Feltman beauftragt Saudi-Arabien zum zweiten Mal mit der Bildung einer Armee von 50000 Mann in Jordanien. Parallel dazu beginnt er die Reorganisation der dschihadistischen Gruppen. Schließlich organisiert er auf Anweisung des Weißen Hauses die „Genf-2“-Verhandlungen.

Benjamin Netanjahu stellt sich ein Bündnis zu dritt vor: Frankreich wird die Interessen Israels und Saudi-Arabiens auf internationaler Ebene vertreten, dafür erhält es gigantische Aufträge, Investitionen, Schmiergelder. Es gilt, die Verhandlungen zwischen den Vereinigten Staaten und Iran zu sabotieren, um das Monopol des Regionalvorstands Tel-Aviv/Riad aufrechtzuerhalten.

Majed al-Majed gab bei seiner Festnahme zu, ein Offizier des saudischen Geheimdienstes zu sein, der der direkten Führung von Prinz Bandar Ben Sultan unterstellt war. Er leitete einen Zweig der Al-Kaida und stellte die Verbindung zwischen al-Kaida und hochrangigen Persönlichkeiten aus dem Nahen Osten sicher.

Der König von Arabien, von dessen Agenten einer der wichtigsten, Majed al-Majed, soeben von der libanesischen Armee verhaftet wurde, ist bereit drei Milliarden Dollar in französischen Waffen zu zahlen, wenn die Libanesen dessen Geständnis nicht speichern. Der Terroristenchef stirbt im richtigen Moment, während der König „Geschenke“ an die Libanesen und Franzosen verteilt (beispielsweise 100 Millionen Dollar für den nicht verfassungsgemäßen „Präsidenten“ Michel Sleiman) [20]. In Wahrheit werden die Rüstungsaufträge nie formell erteilt, während die Begünstigten die königlichen „Geschenke“ behalten werden. Die einzige französische Führungsperson, die nicht persönlich ein königliches „Geschenk“ erhalten hat, Jean-Yves Le Drian, verhandelt für seine Region die Rettung der Gruppe Doux Geflügel, die in Höhe von 400 Millionen Euro verschuldet ist. Durch den Saudi Al-Munajem wird sie teilweise gekauft werden und gerettet.

Nach Kofi Annans Rücktritt bestellt der Generalsekretär der UNO den Algerier Lakhdar Brahimi, um das Dossier Syrien weiter zu verfolgen. Im Unterschied zu Annan führt er nicht den Titel des „Mediators“, denn Ban Ki-moon ist von nun an der Ansicht: „Baschar muss gehen!“. Es ist Brahimis Aufgabe, Syrien in Richtung auf „einen politischen Übergang im Einklang mit dem Willen des syrischen Volkes“ zu bringen. Brahimi ist die Einrichtung des „Unterstützungsdienstes zur Entscheidungsfindung“, der persönliche Geheimdienst des Generalsekretärs, zu verdanken, denn von nun an ist die UNO nicht mehr ein Friedensforum, sondern hat einen Geheimdienst zur Umsetzung der Politik Washingtons. In Anbetracht seiner aufeinander folgenden Aufgaben am Ende des Bürgerkriegs in Libanon, beim Militärputsch in Algerien und dem angelsächsischen Angriff auf Afghanistan kennt die französische Diplomatie ihn gut [21].

„Genf 2“ am 22. Januar 2014 ist eine Falle. Im Unterschied zu Genf 1 – das die Vereinigten Staaten und Russland im Beisein ihrer engsten Verbündeten zusammen geführt, aber jegliche Syrer ausgeschlossen hat – sind zu dieser zweiten Runde nicht nur Syrien und die „Vertreter der Opposition“ eingeladen, sondern alle involvierten Staaten. Bis auf den Iran, dessen Einladung nach ihrer Übermittlung wieder zurückgezogen wurde, angeblich auf Verlangen der Saudis. Aber wer kann glauben, dass Arabien eine solche Macht über die UNO hat? In Wirklichkeit organisiert Jeffrey Feltman nebenbei die 5+1-Verhandlungen mit dem Iran und will die Aufhebung der US-amerikanischen und europäischen Sanktionen gegen ihn nicht vorwegnehmen. Die Vertreter der Opposition werden nur die von Arabien gekürten sein, das heißt die neue Nationale Koalition der Oppositions- und Revolutionskräfte unter Vorsitz von Ahmed Scharba. Letzterer ist ein kleiner Drogenhändler, der hier seine Sternstunde erlebt, weil er aus dem saudi-syrischen Stamm der Schammar stammt, wie der König.

Zwei Tage vor der Eröffnung der Konferenz lässt Katar durch die Londoner Anwaltskanzlei Carter-Ruck die Ankündigung des Berichts dreier ehemaliger internationaler Anklagevertreter über die Zeugenaussage von „Caesar“ und das Beweismaterial, das er ihnen übergeben hat, verbreiten [22]. „Caesar“ erklärt, er sei Offizier der syrischen Militärpolizei und normalerweise mit dem Fotografieren von Tatorten beauftragt. Er behauptet, er habe während der Auseinandersetzungen in den Leichenhallen der Militärkrankenhäuser die Opfer des „Regimes“ fotografiert. Kürzlich sei er übergelaufen. Er hat 55000 Fotos von 11000 Leichen übergeben, die er angeblich selbst gemacht hat. Um noch beängstigender zu wirken ist jede Seite der Mitteilung, die den Bericht ankündigt, zweimal mit der Angabe „Vertraulich“ bedruckt. Die ehemaligen Ankläger schließen auf Nahrungsmittelentzug und Folter, die das „Regime“ systematisch den „[von ihm] inhaftierten Personen“ zugefügt haben soll. In Wirklichkeit zeigen die Aufnahmen, die in Syrien gemacht wurden, die von der Syrisch-Arabischen Armee in den Kampfzonen aufgesammelten Körper von Söldnern verschiedener Nationalitäten und die von Zivilisten und Soldaten, die unter der Folter der Dschihadisten gestorben sind, weil sie die Arabische Republik Syrien unterstützt haben.

In der Eröffnungssitzung der Genf-2-Konferenz verteidigte John Kerry die saudische Position: Ausschluss des Iran, Zusammensetzung der Oppositionsdelegation durch die einzigen aktuellen Mitglieder der Nationalen Koalition, Rücktritt und Verurteilung von Baschar al-Assad.

Der neue Außenminister John Kerry, der Baschar al-Assad gut kennt, weiß offensichtlich, dass dies alles reine Propaganda ist, aber die Mitteilung der Kanzlei Carter-Ruck liefert ihm ein zusätzliches Argument für seine Rede am 22. Januar 2014 auf der Genf 2-Konferenz. Da niemand wirklich versteht, was seit der Ausschaltung von Hillary Clinton und ihren Anhängern passiert, sind die Fernsehsender der ganzen Welt anwesend. Als der syrische Außenminister Walid Muallem, den die Franzosen zu ermorden versucht hatten, das Wort ergreift, nützt er nicht der Situation aus, sondern richtet sich an die syrische Öffentlichkeit. Damit verpasst er die einzige Chance, die er je haben wird, der Welt die Verschwörung des Westens unmittelbar vor Augen zu führen. Dieser Mann ist jedoch ein Diplomat von seltener Loyalität: Bei einer Versammlung der Arabischen Liga lehnte er ein Schmiergeld von 100 Millionen Dollar ab, das ihm sein katarischer Kollege dafür anbot, sich gegen sein Land zu wenden. Seine Rede wirft die Frage nach der Unterstützung auf, die den Terroristen von der „Delegation der Opposition“ und ihren Sponsoren im Saal gegeben wird.

Im Endeffekt wird aus Genf 2 nichts herauskommen, im Zeitraum zwischen der Einberufung und der Durchführung der Konferenz hat Washington sich eine neue Strategie zugelegt. Die Vereinigten Staaten sind nicht gezwungen, auf ihren Traum von einer unipolaren Welt zu verzichten und mit den Russen zu paktieren. Sie können noch eine Karte ausspielen: exakt, den Terrorismus.

Während die Diplomaten auf Genf 2 große Reden halten, empfängt Präsident Obama den König von Jordanien, um die Teilnahmebedingungen für sein Land festzulegen. Gleichzeitig empfängt die nationale Sicherheitsberaterin Susan Rice die Geheimdienstchefs der Koalition [23].

Wie jedes Jahr hält der Kongress eine Sitzung unter Ausschluss der Öffentlichkeit ab, bei der er über die „schwarzen Mittel“ des Pentagon abstimmt. Die Existenz dieser Sitzung ist durch eine Meldung der britischen Agentur Reuters bestätigt [24], wird aber nie von der US-amerikanischen Presse erwähnt und ist in den offiziellen Verzeichnissen nicht aufgeführt. Die Parlamentarier stimmen der Finanzierung und der Aufrüstung der bewaffneten Gruppen in Syrien zu und verstoßen damit gegen die Resolutionen 1267 und 1373 des Sicherheitsrates [25]. Ahnungslos haben sie soeben die Pforten zur Hölle geöffnet.

(Fortsetzung folgt)

Dieses Buch ist in gedruckter Form in Englisch, Französisch, Italienisch, Russisch und Spanisch erhältlich. Es ist auch elektronisch in türkischer Sprache verfügbar.

[3Die FSA zeigt ihr Labor von chemischen Waffen“, Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 7. Dezember 2012.

[5Identifizierung der verstorbenen Kinder in der Ghuta“, Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 6. September 2013.

[6« Exclusive : US Spies say intercepted calls prove Syria army used nerve gas », Foreign Policy, August 28, 2013. „Obama-Verwaltung akzeptiert eine israelische Desinformation“, Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 30. August 2013.

[7« Synthèse du Renseignement français sur l’attaque chimique du 21 août 2013 », par Sacha Mandel, Réseau Voltaire, 2 septembre 2013.

[8« Vérités cachées sur les arsenaux chimiques et sur la Convention internationale », par Manlio Dinucci, Traduction Marie-Ange Patrizio, Il Manifesto (Italie) , Réseau Voltaire, 13 septembre 2013. Saddam Hussein. Présumé coupable, Me Emmanuel Ludot; Carnot (2004).

[9Dr la mort - Enquête sur un bioterrorisme d’État en Afrique du Sud, Tristan Mendes-France, Favre Pierre Marcel (2002).

[12Die chemischen Raketen von Ghuta kamen aus der türkischen Armee“, Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 16. September 2013.

[13« Entretien de Bachar el-Assad aux Izvestia », par Bachar el-Assad, Réseau Voltaire, 26 août 2013.

[14« Interview de François Hollande au « Monde » », par François Hollande, Réseau Voltaire, 30 août 2013.

[15« Syrie : ingérence délibérée, prétexte douteux », par Général Dominique Delawarde, Réseau Voltaire, 12 septembre 2013.

[16« Déclaration de Barack Obama sur la Syrie », par Barack Obama, Réseau Voltaire, 31 août 2013.

[17“Syria: Whose sarin?”, Seymour M. Hersh, London Review of Books; „Wessen Sarin?“, von Seymour M. Hersh, Voltaire Netzwerk, 13. Februar 2014.

[19« Déclaration de François Hollande à son arrivée à l’aéroport de Tel-Aviv », par François Hollande, Réseau Voltaire, 17 novembre 2013.

[203 Milliarden Dollar für Schweigen und Verrat“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 18. Januar 2014.

[21Der Brahimi-Plan“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich, Neue Rheinische Zeitung (Deutschland) , Voltaire Netzwerk, 30. August 2012.

[23Spymasters gather to discuss Syria”, par David Ignatius, Washington Post, 19 février 2014.

[24“Congress secretly approves U.S. weapons flow to ’moderate’ Syrian rebels”, par Mark Hosenball, Reuters, 27 janvier 2014.

[25Die Vereinigten Staaten, die ersten globalen Finanziers des Terrorismus“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich, Al-Watan (Syrien) , Voltaire Netzwerk, 3. Februar 2014.