Prinz Mohammed bin Salman begrüßt die chinesische Delegation auf dem Flughafen in Riyad am 16. Jänner 2016.

Die arabische Welt von heute wird von den Vereinigten Staaten dominiert, die versuchen, sie auszubeuten und ihre Entwicklung zu bremsen. Allerdings beweisen viele Aufstände, in Palästina, Syrien, Irak, Jemen und Bahrain, einen Willen zum Widerstand, der mit der freiwilligen Knechtschaft der Europäer kontrastiert.

Dieses seit dem Erfolg von Henry Kissinger völlig von Washington kontrollierte Spiel wird einerseits durch die russische militärische Intervention in Syrien gestört, und andererseits durch die Rückkehr des chinesischen Handels, der das Mittelmeer in der Spätantike und im Mittelalter dominierte. In diesem Zusammenhang begann also Präsident Xi Jinping eine Tour in Saudi Arabien, Ägypten und in der islamischen Republik Iran, mit dem Ziel, Abschnitte des neuen Kommunikationskanals zu öffnen, nach dem Motto des Führers seit 2013: "ein Gürtel, eine Straße". Es ist sowohl ein Landweg, wie die alte "Seidenstraße", als auch eine Seeroute, wie die zur Ming Zeit von Admiral Zheng He erdachte Route. Um dieses wichtige Projekt, das China ein Jahrzehnt lang vorbereitet, in Schwung zu bringen, erstellte die Volksrepublik China im vergangenen Jahr die asiatische Investment-Bank für Infrastruktur (AIBI), von der die drei Staaten, die Xi heute besucht, Mitglieder sind, - selbst wenn Iran den Vertrag noch nicht ratifiziert hat-.

Obwohl der chinesische Präsident vermeidet, über Politik und direkt gegen westliche Interessen zu sprechen, würde sein wirtschaftliches Projekt, sollte es Realität werden, zu einer chinesisch-russischen Leitung der Welt führen und würde das Ende des thalasso-kratischen Reiches der Briten und US-Amerikaner bedeuten.

Es wäre falsch zu glauben, dass Peking keine Politik mache und auf dieser Ebene in der Region fehle. China hat den Kampf des palästinensischen Widerstands unterstützt, welcher vor langer Zeit bereits eine Repräsentanz in Peking öffnen konnte. Im Jahr 2006 haben die chinesischen Luft-Meer Raketen der Hisbollah erlaubt, Israel zu verbieten, die libanesische Küste zu bombardieren. Und nach Meinung vieler Experten wurden diese Raketen nicht von Arabern, sondern von chinesischen Beratern betrieben. Heute hat sich China in die Verhandlungen über Syrien eingeladen, und hat in den letzten Monaten Vertreter aller Fraktionen empfangen. Xi hat seine politischen Interventionen während seiner Reise jedenfalls sehr beschränkt.

Im Jahr 2015 produzierte die Volksrepublik China „Dragon Blade“, einen sehr spektakulären Film über die „Seidenstraße“ während der Spätantike. Er sollte zeigen, dass Imperien nicht unbedingt Feinde sind, sondern zum gegenseitigen Vorteil zusammenarbeiten können.

Saudi-Arabien

China ist der Hauptabnehmer von Saudi-Arabien, von dem es für 70 Milliarden Dollar jährlich Öl importiert. Es hofft, dass die Saud ihre Waren durch ihren Staat [in diesem Fall, ihr Eigentum] durchfahren lassen. Allerdings sind die Chinesen und die Saudis Rivalen in Pakistan und liefern sich einen wilden Krieg in dem Xinjiang. Seit mindestens einem Jahrzehnt rekrutieren die Vereinigten Staaten chinesische Dschihadisten über die saudischen Geheimdienste während deren Pilgerfahrt nach Mekka. Oft Uiguren, die nachher von den türkischen Diensten geführt werden, um Attentate, zuerst im Westen von China, jetzt aber überall im Auftrag des islamischen Staates zu begehen.

König Salman und Präsident Xi eröffneten die Yasref-Yanbu Raffinerie an der Westküste des Landes. Es ist die erste Raffinerie die im Ausland von Sinopec gebaut wurde. Mit einem Wert von $ 10 Milliarden ist sie für zwei Drittel Eigentum der Aramco und ein Drittel gehört der chinesischen Firma. Diese gigantische, in zwei Jahren gebaute Fabrik, ist eine Investition, die jetzt anläuft, während die internationale US-Anti-Daesh Koalition alle entsprechenden Investitionen von China im Irak bombardiert und zerstört hat. Im Falle einer künftigen Partition von Saudi- Arabien wird sich die Raffinerie in dem mit Heiligen Moscheen umgebenen Staat befinden.

Präsident Xi traf auch den Generalsekretär des Rates der Zusammenarbeit des Golfes (GCC), um die Errichtung einer Freihandelszone und die Organisation für islamische Zusammenarbeit zu beschleunigen.

Im Jahr 2009 hat das chinesische nationale Fernsehen eine Serie in 59 Folgen über das Leben und die Reisen von Zheng He ausgestrahlt, des „großen Eunuchen mit drei Juwelen", der im 15. Jahrhundert versuchte die "Seidenstraße" wiederherzustellen, aber über das Meer. Er organisierte eine Flotte mit 70 Schiffen und 30 000 Matrosen. Er machte die Pilgerreise nach Mekka, ging das Rote Meer nach Ägypten hoch und begab sich entlang der afrikanischen Küste bis zum Mosambik. Die Serie besteht auf dem friedlichen Charakter seiner sieben Expeditionen. Aus Gründen der nationalen inneren Politik wurden seine Notizen nach seinem Tod verbrannt, der Kaiser zerstörte die Flotte und China schloss sich 600 Jahre von der Welt ab.

Ägypten

Bei der Ankunft in Ägypten traf Präsident Xi seinen Kollegen, General al-Sissi. Die beiden Männer haben die Bilanz des Baus der Verdoppelung des Suezkanals gezogen. Im vergangenen Jahr war der Westen über diese pharaonische Anstrengung von Kairo überrascht, da Ägypten nicht in der Lage ist, seine Bevölkerung zu ernähren und nur durch saudische finanzielle Unterstützung überlebt. Es ist jetzt klar, dass dieses Projekt, das keine Bedeutung in Bezug auf den aktuellen Welthandel hatte, mittelfristig dem von China angehört.

Eine große Industriezone wurde an der Mündung des Kanals eröffnet, 120 Kilometer von Kairo entfernt. Beispiellose Investitionen sind dort geplant, mit Hilfe von 40000 Ägyptern als Arbeiter. Die Chinesen haben schon in Steinbrüche investiert, so dass der Stein die Achse des Handels zwischen den beiden Staaten geworden ist.

Darüber hinaus beteiligt sich China an dem Bau einer neuen ägyptischen Hauptstadt.

Kairo, das zur Zeit Nassers die wichtigste arabische Macht war, ist allmählich von der internationalen Szene verschwunden. Der Sieg von Präsident al-Sissi über die Muslimbruderschaft und die relative Stabilisierung des Landes ermöglichen ihm, diese Rolle erneut zu spielen. Die Entdeckung durch die Italiener von beträchtlichen Öl-Reserven erlaubt ihm, seine wirtschaftlichen Probleme schnell zu lösen und autorisiert ihn, auf den internationalen Märkten bereits Geldanleihen zu machen.

Die chinesische Delegation, die sich an die Beziehungen zwischen den beiden Staaten zur Zeit von Nasser und Zhou En-Lai erinnert, traf den Präsidenten der Abgeordnetenkammer, Ali Abdel Aal und etablierte institutionelle Zusammenarbeit mit der Volksversammlung.

Präsident Xi und sein ägyptischer Amtskollege haben öffentlich ihre Unterstützung für den politischen Prozess in Syrien erklärt und jeglichen Versuch für einen gewaltsamen Sturz des Regimes abgelehnt. Allerdings haben sie nicht den Inhalt ihrer Gespräche in dieser Hinsicht bekannt gegeben.

Präsident Xi wendete sich schließlich an die Arabische Liga. Er betonte das enorme wirtschaftliches Potenzial der Region und die Notwendigkeit einer friedlichen Zusammenarbeit zwischen den Nationen, um die wirtschaftliche Entwicklung zu beschleunigen.

Die Islamische Republik Iran

Im Moment wo ich diese Zeilen schreibe, ist Präsident Xi gerade im Iran angekommen. Die zwei Nationen haben eine lange gemeinsame Geschichte seit der Antike, wie einige Statuen von Persepolis und der chinesische Einfluss auf die iranische Malerei belegt. Im Mittelalter umging die "Seidenstraße" Indien und lief über Mittelasien, durch den Iran, dann Irak und Syrien. Seit Präsident Ahmadinedschad verringern die iranischen Universitäten ihre Ausbildung in Englisch, um die Praxis von chinesisch zu erhöhen.

Für Peking ist der Iran nicht nur einfach ein Wahrzeichen auf der Seidenstraße, er ist eine nahe Kultur, von der es lange getrennt war, ein natürlicher Partner, der, durch seine Muslim-Identität Peking leichter in eine arabische Welt eintreten lässt, und die Peking aber insgesamt als rückständig und gewalttätig empfindet.

Die Volksrepublik China und die Russische Föderation haben ihre Absicht angekündigt, die Islamische Republik Iran als volles Mitglied in die Shanghai Cooperation Organization aufzunehmen. Diese Entscheidung, die während der Zeit der westlichen Sanktionen aufgeschoben worden war, wird aus Teheran einen wichtigen Akteur in den internationalen Beziehungen machen.

Wichtige Punkte:
 China beabsichtigt weiterhin den Bau der neuen Seidenstraße durch die arabische Welt voranzutreiben. Es hat bereits die Verdoppelung des Suez-Kanals erreicht. Es geht mit Saudi-Arabien vorsichtig um und scheint mit Ägypten und dem Iran besser anzukommen.
 Peking ist am Handel mit dem Nahen Osten interessiert, aber noch mehr mit Europa über den Nahen Osten.
 Obwohl China sich enthält, politisch zu agieren, ist es auf der Seite des arabischen Widerstandes gegen den westlichen Imperialismus diskret präsent. Bald wird der Iran Mitglied der Shanghai Cooperation Organization sein.

Übersetzung
Horst Frohlich